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Eiskalte Angst

Eiskalte Angst

Titel: Eiskalte Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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Bäumen bestandenen Hügel ab.
    Irgendwo dort war er jetzt - Marco. Er befand sich auf der Flucht.
    Vor was oder vor wem flüchtete er?
    Hatte er ein Verbrechen begangen?
    Nein! Das konnte April sich nicht vorstellen. Sie hatte seine Augen gesehen. Es waren die Augen eines guten Menschen. Er war ein Heiler. Andererseits hatte er auch Härte ausgestrahlt, eine Mischung aus Sensibilität und Grausamkeit. Kurzum - er war der interessanteste Mann, dem April je begegnet war. Wieder schlug ihr Herz schnell, aber diesmal nicht vor Anstrengung, sondern vor Sehnsucht. In diese Sehnsucht mischte sich Zorn.
    Verdammt - dieser Kerl hatte sie behandelt wie ein dummes Mädchen. Er hatte sich benommen wie ein Obermacho. Auch wenn April sich in Floskeln verloren hatte, war etwas Wahres an dem gewesen, was sie gesagt hatte: Er hatte ihr das Leben gerettet, - auch wenn er die Verantwortung für sie ablehnte, hatte sie auf jeden Fall ein Recht darauf zu erfahren, warum sie sich seitdem so
    seltsam!
    fühlte . Etwas war anders geworden. Sie war seit gestern - verändert. Es fiel ihr schwer, diese Veränderung rational zu greifen, aber sie spürte es - so wie man ein drohendes Gewitter spürte oder eine schlechte Nachricht.
    Vielleicht hatte Marco recht und es war besser, wenn sie ihn aus ihren Gedanken strich - er hatte zweifellos einen Grund dafür, sich ihr gegenüber so ablehnend zu verhalten.
    Das aber würde bedeuten, dass sie ihn sich selber überließ. Sie sehnte sich nach ihm und zu allem Überfluss steckte Marco in Schwierigkeiten. Es wäre absurd, sich von ihm abzuwenden. Sie war es ihm schuldig, sich um ihn zu kümmern, mochte das folgende Gewitter oder die schlechte Nachricht noch so düster ausfallen.
    April würde nicht aufgeben, sie würde ihn erneut suchen, sie würde ihn finden und dann würde sie sich nicht wie ein kleines Mädchen behandeln lassen. Marco würde ihr eine Menge zu erklären haben. Sie würde ihr Recht einfordern, egal um welchen Preis.
    Graue Schatten legten sich über Aprils Gemüt. Trotz ihrer warmen Kleidung kroch ihr ein eisiger Schauer über den Rücken. Es war entschieden ein ungutes Gefühl, eine Ahnung von dem, was kommen würde.
    Trotzig zog sie ihre Nase hoch, stopfte das Papiertaschentuch in die Jacke, warf den Kopf in den Nacken und ging mit festen Schritten in Richtung der Gondelstation, die nicht mehr als hundert Meter unter ihr aus dem Schnee aufragte.
     

14
     
     
    Später an diesem Tag saß April stundenlang in einem der Cafés. Obwohl die Temperaturen um den Gefrierpunkt lagen, genossen die Touristen ihre Getränke unter freiem Himmel, denn die Sitzplätze waren überdacht und mit Infrarotstrahlern gewärmt. So ließ es sich aushalten.
    April trank vier Milchkaffees, überwachte die andere Straßenseite und musterte jede Person, die vorüberging, mit Argusaugen. Für die schöne Aussicht, den Eiger, in dem sich die untergehende Sonne in flammendem Rot fing, hatte sie keinen Blick.
    Sie wartete auf Marco. Irgendwann, vermutete sie, würde er hier vorbeikommen.
    Einmal fuhr sie hoch.
    Aus einem Geschäft für Wintersportkleidung trat der Mann, der sie heute Morgen in der Hotelrezeption so durchdringend beobachtet hatte - der Mann in der Mönchskutte. Für einen Moment trafen sich ihre Blicke. Hatte April mehr als loses Interesse in den Augen des Mannes gelesen oder bildete sie sich das nur ein? Der Mönch - falls es einer war! - nickte erkennend und setzte seinen Weg fort.
    Wieder war er da - dieser unerklärliche Schauder. April zog ihre Jacke unter dem Kinn zu, obwohl es unter den Hitzestrahlern wirklich warm war.
    Nach weiteren zwei Milchkaffees gab sie es auf. Sie trottete ermüdet und frustriert in ihr Hotel, vom Koffein aufgekratzt und fröstelnd.
    Eine Stunde später sie April im Bett.
    Obwohl der Kaffee sie belebt hatte, fielen ihr bald die Augen zu. Ihr Magen knurrte wütend, denn sie hatte, abgesehen vom Frühstück, heute nichts zu sich genommen hatte. Es war ihr egal - sie wollte schlafen -
    und vergessen!
    In ihrem Kopf drehte sich alles im Kreis und wieder krochen ihr Tränen unter die Lider, Tränen, die sie nicht weinen wollte, aber gegen die sie nichts machen konnte. Verdammt, es wurde zeit, sich einen guten Therapeuten zu suchen, wenn sie in Kürze nach New York zurückkehrte. Jeder hatte einen Therapeuten, jeder! Dunstwolken hatten sich vor ihre für gewöhnlich klaren Gedanken geschoben, sodass sie am liebsten die Bettdecke über ihren Kopf gezogen und sich für

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