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Eiskalte Angst

Eiskalte Angst

Titel: Eiskalte Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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die nächsten Tage darunter verkrochen hätte. Von ihrer morgendlichen Euphorie war nichts übrig geblieben. Sie fühlte sich benutzt und hinters Licht geführt.
    Mit welchem Recht fühlte sie so?
    Konnte sie nicht akzeptieren, dass es Dinge gab, die man nicht so einfach begriff?
    Wollte sie unbedingt ein Wunder hinterfragen?
    War sie so sehr Medienfrau, dass sie nichts mehr hinnehmen konnte, ohne ihre hübsche Nase hineinzustecken?
    Sie erwachte, als eine nicht weit entfernte Kirchturmuhr zweimal schlug. In ihrem Schädel summte es. Offenbar hatte sie Albträume gehabt, die nun schon auf der Reise ins Vergessen waren. Sie fühlte sich verkatert. Sie seufzte und rieb sich ihre Augen. Ihre Haut war schweißnass. Das Oberbett hatte sie weggetrampelt und ein kühler Finger fuhr über ihren Körper.
    Zitternd griff sie nach unten und zog die Decke zu sich hoch. Zuerst meinte sie, sich geirrt zu haben ...
    Von der Tür her kam ein seltsames Geräusch.
    Mit einem Schlag war April hellwach, alle ihre Sinne loderten hell, und sie hörte das Pochen ihres eigenen Herzen in den Ohren. Sie öffnete den Mund auf und atmete trockene Luft ein und aus. Es rauschte in ihren Ohren, so sehr konzentrierte sie sich auf das Geräusch. Sie war wie gelähmt.
    Der Knauf ihrer Zimmertür bewegte sich, soviel konnte sie im schwachen Schein der Straßenlaternen erkennen.
    Geräuschlos glitt sie von der Matratze und schlüpfte in ihren Morgenmantel. Mit zwei großen Schritten war sie neben der Tür und drückte sich gegen die Wand. Ihre Finger ertasteten eine Glasschale. Mit zitternden Fingern leerte sie die Schale und das Präsent des Hotels - zwei Äpfel und eine Banane – kullerten auf den Beistelltisch. Die Schale gab zwar keine gute Waffe ab, war aber vielleicht brauchbar genug, um den Einbrecher in die Flucht zu schlagen.
    Es kratzte an der Tür, dann öffnete sie sich.
    Wer kam auf die Idee, bei ihr einzubrechen? Und warum hatte der Einbrecher nicht gewartet, bis sie tagsüber das Haus verlassen hatte? Tausend Fragen kreisten in Aprils Kopf. Und was, wenn die Person gar nicht hinter ihrem Schmuck her war, sondern hinter - ihr ?
    April schlotterte am ganzen Körper. Sie hasste Gewalt, würde jedoch keine Sekunde zögern, diesem Schweinehund die Schüssel über den Kopf zu schlagen.
    Die Tür wurde so weit aufgestoßen, dass April der Atem stockte. Das Holz fuhr auf sie zu, krachte ihr gegen die Kniescheiben, und als sie schützend ihre Arme hob, rutschte ihr die Schüssel aus der Hand und polterte auf den Teppich. April unterdrückte einen Schmerzensschrei, konnte aber nicht verhindern, dass sie heiser stöhnte. Ihre Knie schmerzten höllisch. Die Tür wippte zurück und ein Schatten huschte in ihr Zimmer.
    Der Eindringling hatte sofort bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Der Stoff seiner Kleidung -
    eine Kutte!
    - rauschte wie Flügel einer Fledermaus. Die Tür knallte gegen das Schloss, rastete aber nicht ein.
    April bückte sich, wollte die Glasschale greifen und sich zur Wehr setzen, als ein Fuß in ihr Blickfeld kam, der das Gefäß zur Seite trat.
    »So nicht, Mädchen ...«, sagte eine Stimme im harten Englisch mit deutschem Akzent.
    April fuhr auf. Sie wollte ihrem Instinkt folgen und flüchten, irgendwohin - und wurde von einem starken Arm an die Wand gedrückt, so dass ihr Mantel aufklaffte und sie dem Einbrecher ihre Nacktheit darbot. Es war der Mann in der Kutte, derjenige, den sie heute Morgen und heute abends schon einmal gesehen hatte. Nun gab es keinen Zweifel, der Kerl hatte sie beobachtet und wollte ihr nun an die Wäsche. Unter der Kapuze hervor glitzerten sie erschreckende Augen an.
    April riss sich los, duckte sich und trat zu.
    Ihr Fuß traf genau. Der Mönch - oder wer immer dieser Kerl auch war! - stöhnte und knickte zusammen. Aprils Fuß verhedderte sich im weiten Stoff der Kutte. Sie knirschte mit den Zähnen und befreite sich.
    »So nicht«, wiederholte der Mann, der sich bemerkenswert schnell erholte und sprang ihr hinterher. Ein Stuhl fiel polternd um, dann hatte der Eindringling sie erreicht. Er griff ihr Handgelenk und verdrehte es empfindlich schmerzhaft. April jammerte, fühlte sich hochgehoben wie ein Spielzeug und gegen die Wand geworfen. Ein heller Schmerz zuckte durch ihren Rücken. Jammernd brach sie zusammen und rutschte in die Hocke. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie zu dem Kerl hoch, der sich nun über sie beugte. Sein schaler Atem huschte über Aprils Gesicht. »Seien Sie ruhig, Frau. Seien

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