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Eiskalte Angst

Eiskalte Angst

Titel: Eiskalte Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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Sie ruhig. Oder wollen Sie die anderen Gäste wecken? Ich werde sie töten, wenn Sie nicht ruhig sind. Beantworten Sie mir nur ein paar Fragen - nur ein paar Fragen. Dann verschwinde ich wieder.«
    Er würde nicht so einfach wieder verschwinden, erkannte April in diesem Moment. Nein, das würde er nicht, denn er war zu bekannt. Der Polizeibeamte hatte sich heute Morgen in der Hotelrezeption mit ihm unterhalten und zu viele Menschen hatten ihn gesehen. Es wäre viel zu gefährlich für ihn, wenn er sie unbeschadet zurückließe.
    Schweiß brach ihr aus. Der weggerutschte Stoff ihres Mantels gab den größten Teil ihres Oberkörpers frei. Der Eindringling würdigte ihre nackte Haut keines Blickes. Auch April war in diesem Moment egal, was dieser Kerl zu sehen bekam.
    Viel wichtiger war die grauenvolle Erkenntnis, dass sie sich in Lebensgefahr befand.
     
     

15
     
     
    Licitus sank auf die Knie.
    Er zog seinen Kopf zwischen die Schultern und tief in die Kapuze hinein, damit sein Gegenüber seinen hasserfüllten Gesichtsausdruck nicht sehen konnte.
    Vor ihm stand ein untersetzter, breit gebauter Mann. Im Schein der Fackeln glühte seine hellblaue Kutte wie ein wolkenloser Himmel im Abendlicht. Ein goldenes Amulett, das der Mann um den Hals trug, reflektierte den zuckenden Feuerschein, und über einem scheinbar nicht vorhandenen Hals thronte ein runder kahler Schädel. Das Gesicht des Mannes wurde dominiert von großen dunklen Augen, einer mächtigen Nase und Lippen, die denen einer erotischen Frau in nichts nachstanden. Die Mundwinkel lächelten, aber die Augen glitzerten ebenso kalt wie das Eis der Grotte.
    »Oh, großer Dragus, Herr der Oberen … Alles ist bereit für Deine Ansprache. Alles ist bereit für die Zeremonie.«
    »Himmel noch mal - was soll der Blödsinn?«, säuselte der große Dragus. »Steh’ auf, verdammt noch mal! Du bist meine rechte Hand und es steht dir nicht an, dich wie ein Schleimpilz aufzuführen.«
    Licitus erhob sich und strich sich den Stoff mit den Handflächen glatt. Er verbarg sein Gesicht noch immer im Schatten der Kapuze.
    »Sieh mich an, Licitus«, sagte der große Dragus mit süßlicher Stimme. »Ich fühle deinen Hass - ich fühle deine Missgunst! Keine Sorge - ich bin dir dennoch wohl gesonnen! Du bist, wie du bist. Irgendwann, mein Freund wird deine Gelegenheit kommen und du wirst an meine Stelle treten. Solange übe dich in Geduld und absolviere noch einige Kommuns! Auch wenn du denkst, du seiest klar, zweifele ich das an.« Er lachte kurz, zwinkerte mit den Augen und fuhr fort: »... und übe dich in der Gabe der Menschlichkeit. Denke immer daran - wir wollen, dass sie uns folgen, die Menschen! Wir wollen sie überzeugen. Das gelingt uns nur - mit Liebe. Was später wird, wissen nur wir, nicht wahr? So ist es eben in der Politik. Das Volk gilt es zu gewinnen - dafür musst du besonders melodisch auf deiner Flöte blasen. Nur so werden sie dir folgen.« Dragus seufzte und drehte sich um. Er nahm Platz auf Licitus’ Stuhl, griff dahinter und wog den Kristall in den Händen. »Er, mein Lieber, repräsentiert unsere Macht. Dieser Kristall - geschlagen aus dem ewigen Eis. Würdige ihn und denke daran ... ohne ihn sind wir nichts wert. Ohne ihn würden wir versagen. Versuche dich in Demut, Licitus, schöpfe Kraft daraus und sei mein guter Stellvertreter.« Er ließ den Kristall hinter den Tisch verschwinden und sein Kopf schnellte hoch. Der versonnene Gesichtsausdruck änderte sich in Sekundenbruchteilen. »Was ist mit Marco Steinert? Habt ihr ihn? Kann er uns noch schaden?«
    »Wir haben unseren besten Mann auf ihn angesetzt.«
    »Pah! Erinnere dich, Licitus. Er war es, der dir deinen Platz hätte streitig machen können. Was immer auch in Marco gefahren ist - es ist dein Glück, das er uns verließ. Er war einer der ganz besonders Auserwählten. Ein flammendes Talent - ein wahrer Rattenfänger! Er ist der Einzige, der unserer Sache gefährlich werden kann.«
    »Wir werden ihn vernichten, bevor er Dir, großer Dragus, schaden kann!«
    »Das will ich hoffen«, troff die Stimme des großen Dragus vor Eiseskälte. »Du weißt - ich mag keine Überraschungen. Ich erwarte gute Arbeit von dir. Dann sollst du reich belohnt werden – anderenfalls ...« Er schnippte mit seinen Fingern.
    Licitus krümmte sich stöhnend. Sein Raubvogelgesicht schob sich aus der Kapuze hervor. Seine Haut war schneeweiß und seine Augen traten aus den Höhlen und er schnappte nach Luft wie ein sterbender

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