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Eiskalte Angst

Eiskalte Angst

Titel: Eiskalte Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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zufrieden das Treiben. Vor einer Stunde war ein Hubschrauber des Fernsehsenders gelandet. Seitdem war es vorbei mit der Stille, die sonst über dem Eis lag. Zwei Mitarbeiter des Senders in roten Schneeanzügen - treue Jünger des Zirkels - bauten eine meterhohe Satellitenschüssel auf. Einige andere Auserwählte unterstützten die Fachleute und errichteten eine Wellblechbaracke, in der die gesamte Technik, die für eine Fernsehübertragung notwendig war, untergebracht werden sollte. Diese Männer vom Fernsehsender waren wichtig, genauso wichtig wie viele andere Jünger, die in wichtigen Positionen saßen. Geschäftsleute, Manager, Ärzte, Geistliche, Schriftsteller und Schauspieler sorgten dafür, dass der Tag der Tage ein voller Erfolg werden würde, denn der Boden war reif für die Saat.
    Der Herr der Oberen würde zufrieden sein mit Licitus. Er würde - wie es seine Art war - seinen Arm um Licitus legen und ihm mit seinem übel riechenden Atem ins Gesicht hauchen. Dabei würde er Licitus mit singender Stimme loben. Und Licitus würde sich verhalten wie immer: Demütig und seinem Herrn ergeben. Was er wirklich über diesen kleinen Mann dachte, verbarg er geschickt. Noch war die Zeit nicht reif, seinen Herrn vom Thron zu stoßen. Es schauderte ihn, wenn er daran dachte, dass sein Herr ihn mit einem Handschlag vernichten konnte - wenn er es wollte! Licitus’ Zeit würde kommen ...
    Es war erstaunlich, dass der Herr der Oberen ihm den Kristall anvertraut hatte. Warum? Warum trug er ihn nicht bei sich, wenn er nicht auf dem Gletscher weilte? Warum beging er das Wagnis, die Allmacht des Zirkels in Licitus’ Hände zu legen? Vertraute er seinem besten Jünger tatsächlich?
    Fast schämte Licitus sich seiner Gedanken und fragte sich, warum ausgerechnet er es an Loyalität mangeln ließ. War er krank oder fehlgeleitet? Er hatte unzählige Kommuns absolviert und war so zu einem mächtigen Oberen geworden. Genügte das nicht?
    Sei es wie es wollte - er hatte ein Ziel und dieses Ziel würde er unnachgiebig verfolgen. Alles lief nach Plan - abgesehen von der Sache mit diesem Mann. Bisher war es noch niemandem gelungen, den Abtrünnigen zu ergreifen. Das konnte sich als Probleme herausstellen, denn dieser Mann war einer der Auserwählten. Mit ihm hatte man große Pläne gehabt. Er hatte als einer der Hoffnungsträger gegolten, denn seine Macht war groß. Und dann hatte er es sich anders überlegt. Noch nie hatte jemand die Frechheit besessen, die Gruppe zu verraten. Der Mann musste getötet werden.
    Wie Licitus zu Ohren gekommen war, hatte es gestern Abend einen merkwürdigen Vorfall gegeben. Man redete über eine Frau, die einen grauenhaften Unfall unbeschadet überstanden habe. Seltsamerweise hatte dieser Unfall sich am Rande des Waldes zugetragen, in dem sich die Spur des ... Verräters ! verloren hatte. Inzwischen wurde die Frau beobachtet, denn es war an der Zeit, jeder, wirklich jeder Spur nachzugehen!
    Licitus hatte einen Fachmann ausgeschickt, einen der Unfehlbaren, der die Sache nicht vermasseln würde.
    Vermutlich war das die einzige Lösung. Dieser Fachmann war der Beste, die Notlösung, die letzte Instanz, - und nur der Beste konnte sich ihm in den Weg stellen ...
     
     

12
     
     
    »... Marco Steinert! Mein Name ist Marco Steinert!«
    Endlich hatte er April seinen Namen gesagt. In seinen Augen spiegelte sich die Empfindung eines gehetzten Tieres. Er starrte in die erstaunten Gesichter der Umstehenden, musterte den sich immer schneller erholenden Skifahrer und schien einen Entschluss zu fassen, denn er sprang auf, entfernte sich von der Gruppe und lief, erst mit weiten Schritten, dann immer schneller werdend, davon. Begeisterte Rufe und Stimmen verfolgten ihn.
    April rannte ihm hinterher. Dieser Marco Steinert war ein sportlicher Mann. Er war schneller als April. Trotzdem schloss sie zu ihm auf. Minuten später blieb sie an einem Baum stehen und lehnte sich schwer atmend gegen den Stamm. Sie drückte ihren Kopf an die Rinde und keuchte: »Warum müssen wir so schnell laufen? Vor wem flüchten wir?«
    Marco Steinert wirbelte herum. »Nicht wir müssen flüchten, sondern ich muss es! Sie sollten mir nicht folgen!« Es sah aus, als überlege er, was zu tun sei. Er ging auf April zu.
    »Ich weiß ...«, nickte Marco, als habe er ihre Gedanken gelesen. »Ich weiß, wie Sie empfinden.«
    »April, mein Name ist April Wine! Sie haben mir gestern das Leben gerettet.«
    »Ja, April, ich weiß, wie Sie sich fühlen.« Er

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