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Eiskalte Angst

Eiskalte Angst

Titel: Eiskalte Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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Hinterteil. Er war es - er, der Mann, der sie geheilt hatte - und er sah noch viel besser aus, als sie in der Dunkelheit gestern hatte erkennen können. Ein schmales Gesicht mit einem energischen Kinn, blitzende blaue Augen über einer schmalen Nase, volle, fast sinnliche Lippen, schwarze, modisch kurz geschnittene schwarze Haare und dazu eine Stimme, die eindringlich und sanft war.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte der Mann und hockte sich neben April. Er warf ihr einen schnellen Seitenblick zu. Keine seiner Regungen deutete darauf hin, dass er sie erkannt hatte. Er konzentrierte er sich völlig auf den Verunglückten. Er beugte sich über den Mann und legte ihm seine rechte Hand auf die Stirn. Mit dem ausgestreckten linken Arm strich er sanft über die Arme und die Beine des Mannes.
    »Was soll das? Warum holt nicht jemand einen Sanitäter?«, kreischte eine Frau.
    Der Mann blickte auf. Sein Blick traf, den der Frau, und diese verstummte. Sie senkte beschämt ihren Kopf.
    Entgeistert beobachtete April diese kleine Szene. Lieber Gott - sie hatte ihn gefunden - diesen Mann! Sein Charisma war überwältigend. Er hatte die Umstehenden nur mit seinem Blick zum Schweigen gebracht und widmete sich nun ganz seiner Tätigkeit.
    ER HEILTE!
    Seine Hände glitten über den Skianzug des Verunglückten. Die Finger des Mannes vibrierten leicht, berührten den Verunglückten jedoch nicht. Vielmehr schien es, als bildeten sich zwischen den Händen des Heilers und dem Körper des nun kaum hörbar stöhnenden Skiläufers pulsierende Lichteffekte, als blicke man über den Rand eines Feuers oder in die Weite einer Straße hinein, über der brütende Hitze lag.
    In Aprils Ohren pochte es. Es dauerte eine Weile, bis sie begriff, dass sie ihr eigenes Herz hörte. Schweiß lief ihr über den Rücken und kalte Schneenässe drang durch ihre Jeans. Sie wagte es nicht, sich zu bewegen. Auch er hockte auf den Knien im Schnee. Auch ihn schien die kalte Feuchtigkeit nicht zu stören.
    Obwohl die Heilung eigentlich unspektakulär war, haftete ihr doch etwas Faszinierendes an. Dieser Eindruck verstärkte sich noch, als der Verunglückte anfing sich zu bewegen . Er streckte seine Beine. Sie erwartete, den Mann voller Schmerzen schreien zu hören. Auch die Umstehenden atmeten tief aus.
    Konzentriert wischte der Heiler nun mit der Handfläche über die Stirn des Mannes. Sanft zog er ihm die Skibrille von den Augen, nahm etwas Schnee und rieb ihm damit das Blut aus dem Gesicht.
    Himmel, was war mit seiner Nase geschehen? Vor Minuten hatte es noch so ausgesehen, als sei sie gebrochen und nun deutete nichts mehr darauf hin.
    Der Verunglückte konnte nicht älter als fünfundzwanzig Jahre sein. Als sich seine flatternden Lider hoben, blickte April in fragende Augen. Der Heiler nickte zufrieden und murmelte unhörbare Worte. Seine Hände zitterten und er wirkte plötzlich, als habe er einen anstrengenden Lauf hinter sich. Schweiß perlte ihm aus den Haaren. Als sich Sonnenstrahlen darin fingen, glitzerte sein Kopf, als habe eine Fee einen Zauberbann darum gesponnen.
    »Wer sind Sie?«, murmelte April. »Wer um alles in der Welt sind Sie?« Sie war sich nicht sicher, ob der Mann ihre Worte überhaupt gehört hatte, da dieser sich weit über den Skiläufer bückte und flüsterte: »Nehmen Sie die nächste Gondel ins Tal. Legen Sie sich noch etwas ins Bett. In einer Stunde wird es Ihnen besser gehen.«
    »Ein Wunder!«, gellte eine Stimme aus der Menge und pflanzte sich fort wie ein Echo.
    Der Kopf des Geheimnisvollen schnellte hoch. Seine Augen waren verhangen, als sei er soeben aus einem tiefen Schlaf erwacht.
    »Wer sind Sie?«, fragte April erneut, diesmal etwas lauter.
    Nun brach ein Tumult los. Schuhe scharrten im Schnee, Stimmen wehten durcheinander, Rufe eilten über die Pisten und Handys wurden gezückt, mit denen man fotografierte. Von weit her hörte April das Schrappen eines Hubschraubers.
    Der Verunglückte bewegte sich und machte Anstalten aufzustehen. Sein Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Verwirrung und Entzücken.
    Endlich klärte sich der Blick des Heilers. Sein Kopf schnellte zu April herum. April konnte nicht anders, sie legte dem Mann ihre Hand auf die Schulter. Unter ihren Fingerspitzen kribbelte es. »Sag, wer du bist«, keuchte sie.
    Der Mann nickte. »Ich bin das Schlimmste, das Ihnen widerfahren konnte ...«
     
     

11
     
     
    Auf dem Gletscher herrschte Aufregung.
    Licitus, rechte Hand des Herrn der Oberen, beobachtete

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