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Eiskalte Angst

Eiskalte Angst

Titel: Eiskalte Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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ausgesehen:
    Marco wollte sich stellen und April als Pfand mitbringen. Man würde April mit offenen Armen im Kreis der Jünger aufnehmen und alles wäre in Ordnung. Jeder Jünger war wichtig und sie war dazu noch eine bemerkenswert schöne Frau, die im Sinne der Organisation mittels ihrer Ausstrahlung große Erfolge erzielen würde. Sie kannte sich mit Marketing und Werbung aus - ein unschätzbarer Vorteil für die Organisation. Man würde Marco Absolution erteilen und ihm die Gelegenheit geben, sich frei auf dem Gelände zu bewegen. Diese Gelegenheit würde Marco nutzen, um die TV-Übertragungsanlage zu sabotieren.
    Es hatte ganz einfach geklungen.
    Aber warum verhielt Marco sich so verdammt demütig? Hatten die Schwingungen, die in dieser Höhle herrschten, ihn wieder zu einem der Oberen gemacht? War er nun wieder jener Marco, der eine große Sektenkarriere vor sich hatte? Marco wirkte so ... fremd!
    »Ein Unterpfand?«, fragte Dragus.
    »Sie war es, die Fernando tötete!«
    Marcos Worte hallten wie Peitschenschläge in der Höhle. Das war so nicht geplant gewesen! Die Reaktion auf Marcos Worte erschreckte April maßlos. Die Kuttenträger drängten sich heran und einige von ihnen nestelten mit nervösen Fingern an ihren Kordeln.
    »Wartet!«, rief Dragus und hob gebietend seine Hand.
    Licitus beugte sich etwas vor und musterte April. »Du hast Fernando getötet?«
    April schwieg.
    »Eine kleine schwache Frau tötet unseren Vollstrecker? Wie soll das gehen?« Er wirbelte herum. »Marco lügt, Meister!«
    »Ist das so? Hast du Fernando getötet?«, fragte Dragus väterlich. Die Umstehenden murmelten, zischelten und Hass sprühte April entgegen.
    »Ja«, sagte April. Das durfte doch nicht wahr sein. Marco hatte sie ans Messer geliefert. Was spielte er für ein Spiel?
    »Ihr habt es gehört ...«, winselte Marco. »Sie ist eine Mörderin! Sie tötete meinen Bruder und es gelang mir nur mit großen Mühen, nur indem ich meinen Einfluss auf sie verstärkte, sie hierher zu locken. Großer Meister - bitte verzeiht mir! Nehmt dieses Weib als Geschenk. Macht mit ihr, was ihr wollt, als Zeichen meiner Reue liefere ich sie Euch aus. Ihr alle habt meinen Bruder geliebt und ich liebte ihn am meisten von Euch. Nun übergebe ich Euch seine Mörderin. Sie ist ein grauenvolles Weib. Läuft hinter mir her wie eine rollige Katze und glaubt mir alles, was ich sage. Sie hat nicht einen Augenblick darüber nachgedacht, dass ich mich an ihr rächen könnte. Rächen für den Mord an meinem Bruder.«
    Die Fackeln knisterten und unter Aprils Füßen vibrierte der Boden.
    Wir sind deine Freunde!
    So hatte sie sich das in ihrem Traum nicht vorgestellt. Diese Menschen waren keine Freunde, denn sie verabscheuten, grollten, waren voller dunkler Gefühle und voller Lust auf Rache.
    »Erhebe dich, Marco«, befahl Dragus. » Du und diese Mörderin habt unsere Zeremonie gestört. Soeben haben wir einen Jünger zu einem Oberen gemacht, hat der Kristall seine Macht weitergegeben. Wir wollen heute noch drei weitere Jünger adeln. Ich vermute …« Marco stand nun neben April, den Blick demütig gesenkt. »... du hast nun kein Interesse mehr, die Fernsehübertragung zu vereiteln, wie mir Licitus mitteilte, oder?«
    Marco schüttelte still seinen Kopf.
    »Das habe ich auch nicht geglaubt, mein Sohn. Ihr alle zweifelt manchmal - aber wichtiger ist, zur rechten Zeit auf den Weg zurückzufinden. Ich freue mich, dass du wieder an meiner Seite bist! Im Verhalten dieser Frau sehen wir, wie stark unsere Macht über andere Menschen ist. In wenigen Stunden treffen die Gäste ein. Deutschlands berühmtester Moderator, Filmstars, Firmenbosse. Es wird ein weltumspannendes Ereignis. Wir werden die Krankheiten der Welt ausmerzen.«
    In Licitus’ Gesicht flammten eine Vielzahl Regungen auf, die April nicht deuten konnte, auf jeden Fall wirkte er erschreckend.
    »Gut.« Dragus lächelte. »Und was machen wir mit ihr?« Sein Finger schoss vor und wies auf April.
    »Ich schlage vor, sie zu bestrafen, mein Meister«, zischte Licitus. »So, wie es üblich ist. Sie nahm das Leben von Fernando. Dafür müssen wir die Zeremonie unterbrechen. Wir haben genug Zeit ... für die Bestrafung! Genug Zeit, bevor die Sh …, bevor das Ereignis startet.«
    Beifälliges Gemurmel unterstützte diesen Vorschlag.
    Schweiß floss über Aprils Rücken und glitschige Finger rutschten über ihre Haut. Marco neben ihr war wie ein Fremder, schien weit entfernt zu sein, ganz in Buße

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