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Eiskalte Angst

Eiskalte Angst

Titel: Eiskalte Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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Ausgang zur Bergstation.«
    »WAS IST DAS?« April blieb stehen. Sie traute ihren Augen nicht. Die Rotorblätter des Helikopters drehten sich, erst langsam, dann immer schneller. »Der Hubschrauber. Jemand haut ab, ohne uns mitzunehmen! Ich sehe niemanden von der Fernsehcompany. Die Kameras sind schon längst zerstört.« April sprang zurück, wedelte mit den Armen und wurde unsanft am Kleid festgehalten.
    »Lass den Unsinn!«
    »Der Pilot soll uns mitnehmen. Vielleicht hat er uns nicht gesehen ... Er soll uns nicht zurücklassen.«
    »Du schaffst es nicht mehr bis zum Helikopter. Vielleicht kann er nicht mal mehr starten. Die Lawine ist gleich unten. Wir müssen sehen, dass wir in die Höhle kommen, sonst sterben wir. Und nachdem wir uns gegenseitig das Leben zurückgegeben haben, wäre das ziemlich bescheuert!«
    Der stahlblaue Nachmittaghimmel verschwand hinter Schneewehen, die die Lawine vor sich hertrug. Sie hatte inzwischen ungeheuerliche Ausmaße angenommen, fegte Felsbrocken mit sich und hinterließ eine Spur der Verwüstung. Steintrümmer wurden aufgeschleudert und wirbelten wie nach einer Explosion durch die Luft, Gletscherspalten rissen auseinander, verschluckten Schneemassen und Eisbrocken brachen krachend aus ihrem Gefüge.
    Aprils Herz hämmerte.
    Das Inferno war erregend und unheimlich. Wie ein weißer wirbelnder Tornado, der sich flach auf den Hang drückt, eine weiße Wand, die gnadenlos alles verschluckt, was sich ihr in den Weg stellt, raste die Lawine auf sie zu, während der Helikopter langsam nach oben stieg. Er würde den Naturgewalten entkommen und Marco und sie zurücklassen.
    Aber wer steuerte den Helikopter?
    Alle Jünger waren verschüttet worden.
    Die Lawine trieb eine Windböe vor sich her, die in einen tobenden Sturm überging und April bewusst machte, dass sie unter dem blauen Kleid, das ihr in Fetzen von der Haut hing, nackt war. Sie tastete nach ihrer Schulter, und ihre Finger färbten sich blutig. Der Eisbrocken, der von der Höhlendecke gefallen war, hatte sie verletzt.
    Von all dem spürte April nichts. Was sie erlebte, betäubte Schmerz und Kälte.
    »Nun komm endlich!«, schrie Marco gegen das Dröhnen und Donnern an. »Die Lawine wird uns überrollen wie ein D-Zug!«
    April wirbelte herum. »Verdammt ... wer steuert den Hubschrauber?«
    Über ihnen schrappten die Rotorblätter und wie eine betrunkene Libelle kämpfte der Flieger gegen den Sturm an. Erste Schneemassen überschwemmten die Satellitenschüssel und die Tribüne, verschluckte die Aufbauten wie das Maul eines Wales winzige Fische.
    April taumelte zurück.
    Sie erkannte, wer in der Kanzel des Helikopters saß und für einen Moment setzte ihr Herzschlag aus.
    Der große Dragus!
    »Wie ist dieses Arschloch rausgekommen?«, schrie April gegen den ohrenbetäubenden Lärm an. »Wie ist es ihm gelungen?«
    Die Lawine donnerte auf den Platz, groß und gewaltig, ein Höllenwirbel aus gefrorenem Eis und raste mit unglaublicher Geschwindigkeit auf April und Marco zu.
    Hinter April brüllte Marco gegen das Donnern an. »Oh, Scheiße!«
    April stand wie angewurzelt und starrte zu dem Helikopter hoch, der sich wie wild drehte und tanzte und der in wenigen Minuten verschwunden sein würde und mit ihm der Sektenführer. Es war noch nicht zu Ende.
    Ihre Blicke begegneten sich. Die Augen von Dragus waren groß wie Unterteller und sein Gesicht war ein einziges höhnisches Lachen. Er hob mit einer Hand den Kristall hoch, der nun strahlend rot glühte und versuchte mit der anderen Hand, den Helikopter in der Waage zu halten.
    »Er bringt den Kristall weg«, flüsterte April.
    Marco packte sie an der Schulter und zerrte sie zurück.
    Das alles dauerte nur zwei Sekunden, aber ihr kam es vor, als wären Stunden vergangen. Wie in Zeitlupe rollte die graue Wand auf sie zu - und wurde langsamer, immer langsamer, wirbelte Schnee auf, schob Holzsplitter und Felsen vor sich her, sank in sich zusammen und kam nur fünf Meter vor April und Marco zum Stillstand.
    ...
    Die
    Ruhe
    war
    überwältigend.
    ...
    Die Landschaft hatte sich verändert. Der Platz und die Höhle waren unter Schnee begraben und würden es für Jahrtausende bleiben. Menschen waren unter dem Schnee begraben. Bald würde es hier vor Rettungshubschraubern und Sondereinheiten wimmeln.
    Und über ihnen machte sich Dragus, der Irrsinnige davon.
    Marco drückte April fest an sich. »Er hat den Kristall bei sich«, sagte er. »Der Kristall wurde aus dem ewigen Eis geschlagen. Licitus hat

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