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Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller

Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller

Titel: Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sutton Verlag GmbH
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Bäumen nicht sieht. Oder anders gesagt, ich glaube, es wird wirklich Zeit, dass wir für heute Schluss machen, Hans. Für unseren Spurenmangel gibt es nämlich nur zwei mehr oder weniger plausible Lösungen, wenn man bedenkt, dass der Leichnam bis zu seiner Entdeckung ja immerhin schon ein Weilchen dort lag. Erstens: Unser neuer Freund hat die gesamte Straßenstrecke bis zum Fundort in aller Akribie gereinigt. Was kompletter Blödsinn ist. Zweite und wahrscheinliche Lösung: Er hat sich ganz einfach darauf verlassen, dass der Winterdienst schneller sein würde als wir.«

8
    Schatten.
    Die natürliche Umgebung des Wesens. Solange es ruht.
    Nicht gut, nicht böse. Es ist einfach nur: da. Existent.
    Im Kontinuum eines überzeitlichen Strahls. Winzigster Teil einer unverstandenen Schöpfung. Eingebettet in einen binären Code des Instinkts. Und gequält von einer Ahnung. Die es fürchtet. Und dennoch fasziniert   …
    Aber das Wesen sucht sie nicht, die Konfrontation mit der erahnten Gefahr. Nein. Es ist passiv. Hält Abstand. Und bleibt   – friedvoll   …
    Doch wehe, jemand zerrt es ins Licht! Ins grelle Licht, gespeist aus: Wahrheit. Der nackten Wahrheit! In die es blicken muss, wenn die Schutzbrille weg ist. Und die Augen verbrennen. Und das Herz   – schockgefriert   …
    Dann geht das Wesen zugrunde. Und stirbt.
    Oder: Es wird stark! Stärker als das sengend heißeste Licht der Wahrheit es jemals zu sein vermag.
    Dann triumphiert das Wesen. Und wächst. Vom unstillbaren Tatendurst des siegreichen Kriegers beseelt. Der Hebel seines Grundgestus, umgelegt von passiv zu aktiv. Und fortan zieht es hinaus in die laute Fassadenwelt. Kehrt nie mehr zurück in das friedliche Schattenreich.
    So nimmt das Töten seinen Lauf.

9
    Ein Summton. Zweimal kurz hintereinander. Die Haustürklingel. Die fahlen Hände greifen nach dem schneeweißen Laborkittel. Zeit für die Verwandlung. Menschenaas. Bereit für Phase zwei.
    Vor der Tür steht eine ältliche Dame in einem abgetragenen Lodenmantel. Ihre Arme sind eng um den Körper geschlungen, ihre Schultern zusammengezogen. Es ist ein ungewöhnlich kalter Januarabend.
    »Guten Abend. Bin ich hier richtig bei Frau Jonathan vom Sozialpsychologischen Institut?« Sie spricht mit dünner, hoher Stimme.
    »Eleonore Jonathan, ja, sie wohnt hier.«
    Die Frau nickt. Greift in die rechte Manteltasche, zieht einen gefalteten Brief heraus. Sie klappt ihn auseinander und deutet auf die Unterschrift. »Ich werde erwartet. Ich wurde für heute von ihr hergebeten …«
    »Ich grüße Sie. Bitte kommen Sie rein.«
    Sie zögert beim Blick auf das winzige Tattoo zwischen Daumen- und Zeigefingerwurzel der hingehaltenen Hand. Meint, darin eine kleine Fahne zu erkennen. Oder ein Beil …
    »Sie sind Frau Lehnert-Meystein, nehme ich an?«
    Die blassen Lippen der Dame verziehen sich zu einem unsicheren Lächeln. Sie ergreift die Hand. Und macht Anstalten, einzutreten.
    Brav, mein scheues Wild, brav.
    »Sie wissen also schon, um was es heute Abend hier gehen wird?«
    »Oh – nein …« Frau Lehnert-Meystein bleibt stehen. Hebt ihre schmucklosen, mit Pigmentflecken gesprenkelten Hände.»Ich weiß nur, dass es mit einer Art Training für die Gedächtnisleistung zu tun haben wird. Und dass mir für eine Stunde meiner Zeit ein Honorar in Höhe von fünfzig Euro ausbezahlt werden soll.« Sie verstummt. Abrupt. Als wäre sie beim Aussprechen einer Obszönität ertappt worden. Sie senkt ihre welken Augenlider. »Sehen Sie, für eine Bibliothekarin ist das viel Geld, und ich lebe zudem allein. Seit der Scheidung von meinem Mann – vor siebzehn Jahren … Nun, und da dachte Frau Jonathan als regelmäßige Besucherin der Stadtbücherei wohl freundlicherweise an mich. Die nette Dame mit dem Dutt. So fragt sie immer nach mir, weil sie sich meinen Namen nicht merken kann …«
    Und jetzt bist du trotzdem hier. Das ist aber gar nicht weise. Sondern dumm. Sehr dumm. »Aber nun scheint sie ihn doch zu kennen, Ihren Namen, nicht wahr? Andernfalls hätte sie Ihnen ja nicht schreiben können. Bitte folgen Sie mir in die Räumlichkeiten im Souterrain. Dort werde ich Sie in alles Weitere einweisen.«
    Frau Lehnert-Meystein rührt sich nicht. Die Pupillen ihrer grünblauen Augen sind deutlich erweitert. »Ist Frau Jonathan denn noch gar nicht da?«
    »Nein. Aber das hat alles seine Richtigkeit. Derzeit führe ich hier die Aufsicht. Oder stand in Ihrem Brief ausdrücklich, dass sie unser kleines Experiment

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