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Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller

Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller

Titel: Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sutton Verlag GmbH
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Abdrücke eines Reifenprofils an Haut oder Kleidungsresten – was bedeutet, dass er auf keinen Fall überrollt, sondern höchstens überfahren worden sein kann.«
    »Die Räder haben ihn also nicht berührt.« Devcon reibt sich das Kinn, den Blick an die Zimmerdecke geheftet. »Und wie sieht’s mit einem Selbstmord aus?«, fragt er ironisch.
    Dillinger lacht. Er greift nach seiner Brille und setzt sie auf. »Allein statistisch gesehen spricht doch schon die Jahreszeit dagegen – du weißt, nach der Weihnachtszeit ist die Rate nicht mehr ganz so hoch.«
    »Außer an Feiertagen. Wie Neujahr zum Beispiel.«
    »Ja, aber das ist zwei Wochen her. Tut mir ja leid, Jim. Ich weiß, ihr seid momentan weiß Gott mit genug Fällen bestückt. Aber ich kann’s dir trotzdem nicht ersparen. Einen Suizid schließe ich de facto aus. Außer du erbringst mir einen Nachweis dafür, dass der Mann Masochist war.«
    »Dazu müsste ich erst mal rauskriegen, wer er überhaupt war.«
    »Das ist wohl so. Aber jetzt mal Spaß beiseite, in Ordnung? Wie wahrscheinlich ist es, dass ein Fahrzeug einen am Boden liegenden Menschen erfasst, ohne ihn dabei wenigstens mit einem der Reifen zu berühren? Und mal ganz generell – wer hat schondie Nerven, auf der harten kalten Straße auszuharren, bis er die Vibrationen auf dem Asphalt spürt, wenn sich ein Auto nähert. Das Motorengeräusch, das immer lauter wird. Und das alles ohne die Gewissheit, auch wirklich sofort tot zu sein?« Dillinger schüttelt den Kopf. »Nein, da wäre ein Zug zweifellos die klügere Wahl. Außerdem haben wir keine Vitalzeichen gefunden – also keine deutlichen Hämatome, die auf eine noch aktive Herz- und Blutfunktion zum Zeitpunkt des Überfahrens deuten.«
    »Und das heißt, der Mann war definitiv vorher schon tot?«
    »Würde ich sagen. Zumal wir auch kein aspiriertes Blut in der Luftröhre, den Bronchien und der Lunge gefunden haben.«
    »Aspiriertes Blut?«
    »Davon sprechen wir, wenn es bei einem Verkehrsunfall zu Brüchen der Schädelbasis kommt …«
    »Was bei unserem Toten der Fall ist.«
    »… und dann automatisch Blut aus dieser Schädelbasisfraktur in den Nasen-Rachen-Raum gelangt und bei erhaltener Atemfunktion über die Luftröhre eingeatmet wird. Das Blut sammelt sich in den tieferen Atemwegen …«
    Devcon deutet mit der linken seiner auffällig großen Hände einen Schnitt an. »Schon gut, Hans, ich bin jetzt ausreichend im Bild. Das hilft mir im Moment allerdings nicht weiter. Also, neuer Vorschlag: Wie wär’s mit einem Herzschlag mitten auf der Straße? – Ach, Blödsinn.« Er winkt selbst ab. »Selbst wenn, bliebe ja immer noch die Frage offen, wieso die Spurensuche innerhalb eines Radius von zehn Kilometern nicht einen einzigen Kleidungsfetzen hat sicherstellen können, der sich bei einem derart langen Mitschleifen zwangsläufig hätte lösen müssen.«
    »Richtig. Und auch, wenn du folgenden Fakt tapfer verdrängst, Jim.« Dillinger fixiert Devcon über den schmalen Rand seiner Brille. »Es gibt ein untrügliches Indiz, das gegen jede Form eines natürlichen Todes spricht, und weshalb du nicht umhinkommen wirst, eine neue Fallakte zu öffnen. Ich rede vonden inneren Verbrennungen des Opfers. Innere Verbrennungen in einer Schwere, die an sich nur durch einen hohen Stromschlag verursacht worden sein können. Ein Stromschlag, der mit Sicherheit tödlich für den Mann war.«
    Devcon lässt sich matt zurücksinken, fährt sich durch das kurze grau melierte Haar, stößt einen Seufzer aus und hebt beide Hände. »Bingo. Du hast gewonnen. Also gut, ich gebe auf.«
    »Musst du auch. Kombiniert mit allen anderen Ergebnissen spricht nämlich insbesondere das eindeutig für ein Nachtatverhalten. Das heißt, irgendjemand hat das getötete Opfer entsorgen wollen, indem er oder sie es mit einem Wagen erfasste …«
    »Oder beobachtet hat, wie das Opfer mit einem Wagen erfasst wurde.«
    »Oder so, ja. Damit so von der wahren Tötungsart abgelenkt wird.« Dillinger hält inne, die Stirn in Falten gelegt. »Bleibt aber dennoch die Frage, wieso die gesamte Strecke rund um den Leichenfundort keine Spuren dieser Fahrt aufweist.«
    »Tja.« Devcon blickt nachdenklich in die Ferne. Dann spitzt er die Lippen. Und gibt ein lang gezogenes Pfeifen von sich. Er steht auf, zieht seine Lederjacke glatt, nickt dem verblüfft dreinschauenden Dillinger zu und klopft dabei kurz auf den Tisch. »Es ist doch immer wieder schön, wie man manchmal den Wald vor lauter

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