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Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller

Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller

Titel: Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sutton Verlag GmbH
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keineswegs geschadet, oder? Zu Ihrer Information: Eleonore Jonathans soziales Experiment dient unter anderem auch dem Zweck, den unsäglichen antiautoritären Erziehungsstil, der uns diese Unzahl an rüpelhaften jungen Menschen beschert hat, als gescheitert zu widerlegen.«
    Köder ausgeworfen.
    »Ah so.« Die Bibliothekarin wendet sich der Apparatur zu. Mit einem gewissen Interesse.
    »Wenn so weit alles klar ist, nehme ich jetzt ebenfalls meine Position ein, und zwar an dem die Aufnahme steuernden Laptop. Die Anweisungen erteile ich Ihnen im Laufe des Experiments direkt von dort. Zunächst werde ich Sie aber bitten, sich unserem späteren Publikum möglichst kurz und bündig vorzustellen.«
    Frau Lehnert-Meystein dreht sich wieder zum Versuchsleiter um, helle Aufregung in ihrem hohlwangigen Gesicht. »Vorstellen? Ja, aber was soll ich denn da sagen …«
    Erlernte Hilflosigkeit. Nicht lebensfähig ohne geistigen Beistand. Oder besser: Dompteur.
    »Augenblick, ich stelle noch alles richtig ein.« Ein Surren der Kamera, die in die richtige Position schwenkt. «Wie sieht’s aus, Bürschchen, kannst du mich hören? Ich sehe dich nicken und deute das als ein Ja.« Erneutes Summen. Und Laborraum eins wird ebenfalls dunkel. Stockdunkel. Nur unmittelbar über Frau Lehnert-Meystein leuchtet ein kleines Scheinwerferlicht, gerade hell genug, ihr von Überraschung geprägtes Mienenspiel auf dem Bildschirm des Laptops wiederzugeben.
    Film. Ab!
    »Meine Damen und Herren, ich heiße Sie willkommen zum Live-Mitschnitt der Phase zwei unseres sozialen Experiments zum Thema Gehorsamsbereitschaft. Auch dieses Mal werde ich Sie nicht mit langen Einführungen behelligen, empfehle Ihnen aber, sich zuvor die erste Episode anzusehen, die Ihnen temporär auf dem gleichen Stream zur Verfügung gestellt sein wird. Zudem verweise ich an dieser Stelle darauf, dass mir, bezogen auf die komplette Versuchsreihe, an einer Teilnehmergruppe gelegen ist, die geeignet ist, die Gesamtheit der Bevölkerung adäquat zu repräsentieren. In der Rolle des Schülers sehen Sie heute Fabian X . « Kurze Pause. Gefolgt von einem Räuspern. »Da der Ausgang des Experiments abermals nicht von vornherein feststeht, werden Sie sicher verstehen, dass ich eine gewisse Anonymität wahren muss.« Erneutes Räuspern. »Die Position des Lehrers – Verzeihung, der Lehrer in  – bekleidet dieses Mal eineDame aus dem öffentlichen Dienst. Gnädige Frau, bitte sehr, die Bühne gehört Ihnen.«
    Großaufnahme des von Überrumplung und Nervosität gezeichneten Gesichts der Bibliothekarin.
    »… Ja … also … mein Name ist …«
    »Na, na, na! Ein Name ist doch nur ein Etikett. Ein Etikett, das nichts über das Wesen aussagt, sondern ihm willkürlich zugeordnet wird. Jedenfalls in den meisten Fällen. Bitte erzählen Sie uns stattdessen lieber etwas von Ihrer Natur .«
    »Ja … nun … Ich bin seit siebzehn Jahren geschieden … und ich habe keine Kinder …« Auf der von feinen Linien durchzogenen Stirn der Frau stehen winzige Schweißperlen.
    »In Ordnung, ich denke, das genügt schon.« Der verächtliche Unterton ist kaum kaschiert. »Vielleicht nur noch eines. Was machen Sie beruflich?«
    »Ich arbeite in einer Bibliothek.« Hastige Antwort. »In einer Stadtbibliothek. Und zwar im Ortsteil …«
    »Danke sehr.« Kamerarotation zur halb offen stehenden Tür, Richtung Laborraum zwei. Auf dem Bildschirm des Laptops: diffuses Dunkel, zerschnitten von einem gespenstisch wirkenden Lichtschein aus dem Türspalt. »Meine Damen und Herren, die Ampere- und Voltzahlen der einzelnen Schockstufen wurden gegenüber der vorherigen Episode nicht verändert. Auch ansonsten gibt es keine bedeutsamen Revisionen bei der Versuchsanordnung. Einziges Novum ist, dass der visuelle Kontakt zwischen Lehrer und Schüler zwar weiterhin unterbunden bleibt, nicht aber der auditive. Die beiden können sich also nach wie vor nicht sehen, aber immerhin hören. Lassen Sie uns nun also beobachten, inwieweit die Änderung dieser Variable geeignet ist, das Versuchsergebnis signifikant zu beeinflussen. Ich beginne mit der Aufgabe für unseren Schüler. – Fabian, pass gut auf.« Einblendung des mürrischen Gesichts des jungen Mannes in Laborraum zwei auf dem Monitor des Laptops. »Ich verleseeine Kette aus vier Wörtern. Und pausiere dann kurz, damit du sie dir einprägen kannst. Beispiel: Fahrrad, Auto, Flugzeug, Schiff. Danach verlese ich eine Testsequenz aus ebenfalls vier Wörtern.

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