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Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller

Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller

Titel: Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sutton Verlag GmbH
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trotzdem«, Grafert blickt bedeutungsschwanger in die Runde, »die Parallelen sind unübersehbar. Er degradiert seine Opfer zu hassenswerten Untermenschen. Nennt sie Menschenaas. Und agiert allen anderen gegenüber wie in einer eiskalten Ekstase der Allmacht. Und das flößt durchaus Respekt ein. Respekt – und Angst. Und wenn wir eines aus der Nazi-Zeit gelernt haben können, dann dies: Die Kraft, die der Einzelne aufbringen kann, wenn er seinem Gewissen folgt, wird gern überschätzt. Und es ist leicht, moralische Faktoren beiseite zu drängen mithilfe einer kalkulierten Umstrukturierung des sozialen und informativen Feldes …«
    »Wow! Wo hast’n den Satz geklaut? Hab zwar kein Wort verstanden, klingt aber echt gut.« Kartan applaudiert, in der Stimme ein deutlicher Anflug von Ironie.
    »Moralische Faktoren und kalkulierte Feldumstrukturierung, ja?« Devcon spricht nicht, er brüllt. »Habe ich da was verpasst, oder sitzen wir hier in einem geschichtsphilosophischen Seminar? Ich glaub, ich spinne! Beschäftigt euch damit gefälligst in eurer Freizeit, wir haben zu tun! Und ich will euch mal was sagen zu euren moralischen Faktoren.« Er neigt den Oberkörper weit vor. Seine dunklen Augen sind nur nochSchlitze. »Bei den Nazis wurden diese Faktoren schlicht und einfach weggeprügelt! Oder mit einer Ladung Blei eliminiert, wenn man nicht spurte. Und genauso hat es dieser Mistkerl in seinem Film gemacht!«
    »Eben!« Auch Grafert wird jetzt laut. »Da haben wir doch schon mal einen Punkt, an dem wir ansetzen können, anstatt uns von einer vorgefertigten Meinung leiten zu lassen!«
    »Und dann sollten wir uns vor allem darauf konzentrieren, die Identität des im Film getöteten Mädchens festzustellen«, beeilt sich Leila Voist zu sagen. »Tatjana, du bist dazu doch schon die Vermisstendatei durchgegangen …«
    »Negativ, da habe ich nichts gefunden.«
    »Das wundert mich überhaupt nicht.« Devcon klingt wieder relativ gelassen. Gelassen und düster. »Besonders unter Berücksichtigung der bekannten Tatsache, dass nicht jede vermisste Person auch als solche gemeldet wird.« Er lässt sich gegen die Stuhllehne fallen und verschränkt die Arme hinter dem Kopf. »Und damit will ich sagen, dass die rund siebenhundert Vermisstenfälle, die Gaby Dorns Team zurzeit offen hat, eben nicht zwingend die Zahl der Leute widerspiegeln, die momentan nicht auffindbar sind. Stichwort Dunkelziffer.«
    Grafert öffnet den Mund. Schließt ihn wieder. Druckst herum. Und formuliert dann wohlüberlegt: »Also Chef – ich will hier jetzt wirklich nicht respektlos rüberkommen, aber ich denke, keiner der Anwesenden braucht einen Nachhilfekurs in Statistik. Also, was soll das? Oder kann es vielleicht sein, dass die Wunde von damals immer noch offen ist beziehungsweise so stark schmerzt, dass deine rationale Handlungsfähigkeit beeinträchtigt ist, sobald der Name Cherub fällt?«
    Tatjana Kartan schnappt nach Luft. Leila Voist sieht Grafert entsetzt an.
    Devcon bleibt ruhig. Undurchschaubar ruhig. Was Grafert ermutigt fortzufahren: »Ich finde das auch keineswegs verwerflich, ganz im Gegenteil. Wir sind immerhin alle nur Menschen. Aber vielleicht wäre es unter den gegebenen Umständen die bessere Strategie, wenn wir drei erst mal allein weitermachen, im engsten Verbund mit der SOKO Internet natürlich … also, ich meine …« Etwas im Blick seines Vorgesetzten lässt Grafert innehalten.
    Devcon beugt sich zu ihm vor, seine mit nur wenig Grau durchzogenen, dunklen Brauen eng über der Nasenwurzel zusammengezogen. »Sascha, deine Einwände wären im Normalfall durchaus berechtigt. Aber das hier ist kein Normalfall. Für Revierkämpfe ist es jedenfalls definitiv der falsche Zeitpunkt, lass dir das bitte gesagt sein.« Devcon neigt sich noch weiter vor. »Pass auf. Ich versuche, so einfach wie möglich auszudrücken, womit wir es hier zu tun haben. Es gab Jack the Ripper. Charles Manson. Osama bin Laden. Und es gibt Cherub. Klar so weit?« Er starrt Grafert an, das Grau seines Gesichts jetzt von einer leichten Zornesröte überdeckt. »Und bei dem gibt es keine Botschaft, auch wenn er vielleicht mal davon faselt. Nein, es gibt keinen tieferen Beweggrund. Kein Motiv. Nichts dergleichen. Dieses Ungeheuer, es spielt ! Und plant seine Handlungen stets so, dass das Zielobjekt den Köder schluckt. – Das heißt im Klartext, dass wir exakt so handeln sollen, wie er es haben will. Er provoziert – nein, manipuliert seine Opfer und deren

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