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Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller

Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller

Titel: Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sutton Verlag GmbH
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los?« Das Mädchen bleibt stehen. Die hochhackigen Stiefel im Kies verharkt, die Hände in den Taschen der dünnen schwarzen Jacke vergraben, die ihr bis zu den Waden reicht.
    »Checken wir das doch mal«, erwidert ihr Begleiter. Er setzt die Flasche an, nimmt einen Schluck und schlendert breitbeinig wie ein Westernheld herüber.
    Kommt nicht näher! Noch bin ich im Schatten.
    »He! Du da!«
    Haut ab. Jetzt!
    »Bist du taub, oder was? Ich red mit dir!« Der junge Mann fuchtelt mit der Wodkaflasche. Und geht weiter. Das Mädchen windet sich aus seinem Griff und bleibt stehen.
    Die grünen Augen des Jägers, sie sind auf den Boden gerichtet. Der Kopf gesenkt, die Gestalt gebeugt.
    Noch zwei Meter bis zum Verlust eurer Unschuld. Dem endgültigen Verlust.
    Die grünen Augen blicken auf. Taxieren den Jungen mit der Wodkaflasche. Der weicht zurück. Und das Mädchen schreit auf. Der Jäger registriert ihre blau gefrorenen Lippen. Die Habtachtstellung des Jungen.
    »Was soll’n die Scheißmaske da, hä? Halloween war doch schon.«
    »Die kenn ich, das ist die von dem Typen aus Batman.« Die Stimme des Mädchens klingt zittrig. Vor Kälte, vor Angst.
    Die grünen Augen ruhen starr auf den Gesichtern. »Hahahahuha …« Ein aus tiefster Kehle hervorgebrachtes, grollendes Lachen. Dann eine geschmeidige Bewegung in die Hocke. Griff zum Stiel der Kreuzhacke. Raubtiergleicher Satz in die aufrechte Position. Und die Hacke, sie blitzt im Mondlicht auf.
    »Nichts wie weg!«, schreit der Junge. Er packt seine Freundin am Arm, und die beiden rennen los.
    Die Hacke gleitet wieder zu Boden. Langsam. Lehnt wieder am Grabstein. Für eine Hetzjagd reichen die Kräfte heute nicht mehr. Der Jäger fixiert den blauen Plastiksack. Die Zeit wird knapp, wenn das Jungwild Alarm schlägt. Was zu befürchten steht.
    Die fahlen Hände in den Arbeitshandschuhen greifen nach dem Sack. Befördern ihn in das fast fünfzig Zentimeter tiefe Loch. Schaufeln die gelöste Erde mit den Pflanzenresten darüber. Dann ein paar feste Tritte mit den breiten Wintersohlen. Die Spuren wegrechen – und hoffen, dass die Witterung den Rest der Tarnung besorgt. Oder auch nicht.
    Die grünen Augen, sie starren auf die Grabstätte. Und beginnen zu leuchten.
    Weißer Ritter, die Zeit ist um! Ich warte. DU bist am Zug.

20
    »Also, der Abgleich mit der Vermisstendatei hat uns …« Tatjana Kartan hält inne. Sieht Sascha Grafert und Leila Voist mit großen Augen an. »Nanu, wo isser denn?«
    Die Kommissare zucken die Achseln, bequem zurückgelehnt auf ihren Stühlen in Devcons Büro. »Na, wenn noch nicht mal du das weißt.«
    »Jetzt fang nicht gleich wieder so an, Kollege.« Leila Voist stößt Grafert grob in die Seite.
    Tatjana Kartan zieht einen der Stühle nach hinten, setzt sich, faltet die Hände auf dem Tisch, presst die Lippen zusammen, betrachtet die Yucca-Palme neben dem Fenster und schaut dann Grafert und Voist an. Mit offenem Blick. »Ich habe ihn seit der Sache mit dem Film gestern, wo ich ja raus bin, nicht mehr gesehen.« Sie sieht wieder zu der Yucca-Palme. »Das heißt also, auch gestern Abend und … Nacht nicht.«
    Grafert und Voist stieren sie unverhohlen an. Und dann einander.
    »Moment.« Grafert schiebt sich in eine aufrechte Sitzposition, die Augenbrauen hochgezogen. »Ich gebe das sicherheitshalber noch mal mit eigenen Worten wieder. Du gibst also ganz offen zu …«
    »Stopp.« Leila Voist legt ihm die Hand auf die Schulter. »Ich denke, das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.«
    »Ach, lass nur, Leila.« Kartan zuckt die Achseln. »Den gibt es für so was doch eigentlich nie.« Sie nagt an ihrer Unterlippe, schaut an ihren Kollegen vorbei. Doch dann beginnt der Schalk in ihren stahlblauen Augen zu blitzen. »Aber eines müsst ihr zugeben. Wir haben doch wirklich sehr gut gespielt, oder?«
    Sascha Grafert lehnt sich zurück, die Arme vor der Brust verschränkt. »Du ja. Er nein.«
    Leila Voist grinst. Kartan verzieht das Gesicht, drückt mit dem Zeigefinger ihre Nasenspitze platt und atmet hörbar aus. »Na, wie dem auch sei …«
    »Warum jetzt?«
    Sie sieht Grafert irritiert an. »Warum jetzt was?«
    »Warum lässt du die Katze plötzlich aus dem Sack? Die Gerüchteküche brodelt doch schon viel länger. Will sagen, das mit euch geht doch nicht erst seit gestern.«
    Tatjana Kartan dreht den Kopf zur Seite, greift sich eine Haarsträhne und zwirbelt sie zwischen ihren Fingern. »Ich denke, dafür gibt’s schon einen guten Grund.«

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