Eiskalte Geschäfte, heißes Verlangen
zurück.“
Natürlich würde er das. Ana fragte sich ernsthaft, warum sie sich das Leben eigentlich so schwer machte.
„Was hast du eigentlich gegen Weihnachten?“, fragte sie, um das Thema zu wechseln.
„Sagen wir einfach, die Feiertage sind bei mir zu Hause nie sonderlich herzlich verlaufen.“
„Weißt du eigentlich, dass du in all der Zeit, die wir uns kennen, kein einziges Mal über deine Eltern gesprochen hast?“, fragte Ana.
„Was wahrscheinlich daran liegt, dass es nicht viel über sie zu erzählen gibt.“ Danach sagte er eine Weile lang gar nichts mehr.
Ana begriff, dass sie schon nachbohren musste, um mehr zu erfahren. „Sind sie denn noch verheiratet?“
„Geschieden“, erklärte Nathan einsilbig. Dann beugte er sich vor und stellte seinen Becher ab. „Warum interessierst du dich plötzlich für meine Familie?“
Sie zuckte mit den Achseln. „Keine Ahnung. Wahrscheinlich will ich einfach wissen, wo der Vater meines Sohns herkommt. Besonders, wenn Max eines Tages Zeit mit seinen Großeltern verbringen soll.“
„Das wird nicht passieren.“
„Warum nicht?“
„Meine Mutter ist völlig versnobt, und mein Vater ist ein dominanter Mistkerl. Ich habe seit fast zehn Jahren kein Wort mehr mit ihm gewechselt, und meine Mutter sehe ich dreimal im Jahr. Außerdem können die beiden absolut nichts mit Kindern anfangen. Jordan und ich sind von der Nanny großgezogen worden. Meine Eltern waren nie wirklich glücklich miteinander.“
„Aber warum haben sie dann überhaupt geheiratet?“
„Meine Mutter wollte sich einen reichen Mann angeln, und mein Vater hatte altes Geld. Ich bin sieben Monate nach der Hochzeit geboren.“
„Dann glaubst du, dass sie absichtlich schwanger geworden ist?“
„Meiner Großmutter zufolge ist es so gelaufen, ja. Als Kind bekommt man viel mehr mit, als die Erwachsenen denken.“
Ana hatte keine Ahnung, was sie zu all dem sagen sollte. Wie schrecklich musste es für Nathan gewesen sein, in dem Wissen aufzuwachsen, dass er nur auf der Welt war, weil seine Mutter ein Druckmittel gebraucht hatte! Mit einem Mal schämte sie sich zutiefst, dass sie erst jetzt davon erfuhr. Ihre gesamte Affäre mit Nathan über war sie so sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, dass sie ihn nie nach seiner Vergangenheit gefragt hatte. Warum hatte sie damals nicht versucht, ihn besser kennenzulernen?
Sie hatte gedacht, dass sie Nathan lieben würde. Aber in Wahrheit hatte sie sich wohl nie wirklich für ihn interessiert, sie wusste rein gar nichts über ihn. Kein Wunder, dass Nathan sie verlassen hatte. An seiner Stelle hätte sie bestimmt dasselbe getan, so egoistisch, wie sie sich verhalten hatte.
„Ich bin wirklich schrecklich manchmal“, sagte sie.
Nathan warf ihr einen bestürzten Blick zu. „Wie kommst du denn darauf?“
„Weil ich dich niemals nach deiner Familie gefragt habe!“
Er lachte auf. „Ana, das ist doch nicht schlimm! Ehrlich!“
„Doch, es ist schlimm“, widersprach sie und schluckte den Kloß herunter, der sich in ihrem Hals festsetzen wollte. „Ich habe wirklich ein schlechtes Gewissen. Während unserer Affäre habe ich die ganze Zeit nur über mich geredet. Du weißt praktisch alles über mein Leben! Und jetzt erfahre ich, dass du selbst eine Menge durchgemacht hast, und ich hatte keine Ahnung! Wir hätten darüber sprechen sollen.“
„Vielleicht ist es ja auch einfach so, dass ich nicht sonderlich gerne darüber rede.“
„Und trotzdem hätte ich dich fragen sollen. Ich habe ja nicht mal versucht, dich besser kennenzulernen! Ich war wirklich eine miserable Freundin.“
„Du warst keine miserable Freundin.“
„Streng genommen war ich ja nicht mal deine Freundin.“ Sie stand auf und sammelte die leeren Kakaotassen ein. „Ich war einfach nur eine Frau, mit der du geschlafen hast und die ununterbrochen über sich selbst geredet hat.“
Sie trug die Tassen in die Küche und stellte sie im Spülbecken ab.
Nathan folgte ihr. „ So viel hast du gar nicht über dich geredet. Und außerdem“, fügte er nach kurzem Schweigen hinzu, „war der Sex sensationell.“
7. KAPITEL
Ana fuhr herum und suchte Nathans Blick. Waren seine Worte ernst gemeint? Aber was auch immer seine Absicht war: Was er gesagt hatte, tat weh.
„Das war es also für dich?“, fragte sie. „Einfach nur guter Sex?“
Gott, wie schwach und verletzlich sie klang! Mach nur weiter so, Ana. Sag ihm doch gleich, dass er dir das Herz gebrochen hat und du bis über beide
Weitere Kostenlose Bücher