Eiskalte Geschäfte, heißes Verlangen
sind echt das Letzte.“
„Er nicht. Das ist das Schlimmste daran. Er ist einfach toll. Einer von den Guten. Nur dass er leider nicht der Richtige für mich ist.“
Beth hielt vor Anas Wohnung an. „Und du wirst ganz sicher nicht wieder mit ihm schlafen?“
„Ganz sicher.“ Vor allem würde sie nicht wieder diejenige sein, die sich ihm förmlich vor die Füße warf. Sie hatte sich wirklich schon mehr als genug blamiert.
„Soll ich mit reinkommen und bleiben, bis er geht? Nur zur Sicherheit?“
„Es ist schon nach Mitternacht. Fahr ruhig nach Hause, Beth.“ Ana schulterte ihre Handtasche. „Ich glaube, ich habe meine Lektion gelernt.“
Beth drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Hab dich lieb. Wir telefonieren dann morgen.“
Ana stieg aus dem Wagen, winkte ihrer Cousine noch kurz hinterher und lief dann auf unsicheren Beinen zur Wohnungstür. Gott, sie vertrug ja wirklich nichts mehr! In ihren wilden Partyzeiten hätte sie doppelt so viel trinken können wie heute, und man hätte ihr nichts angemerkt. Jetzt war sie schon nach drei Margaritas vollkommen hinüber.
Die Wohnung lag still und dunkel da. Nur die letzte Glut im Kamin warf rötliches Dämmerlicht auf das Wohnzimmer. Nathan lag auf dem Sofa. Vermutlich war er bald eingeschlafen, so müde, wie er schon bei seiner Ankunft gewirkt hatte.
Leise schlüpfte sie aus ihren Stiefeln und schlich durchs Wohnzimmer zum Sofa. Erst als sie direkt vor Nathan stand, bemerkte sie, dass er nicht alleine war. Max lag zusammengerollt auf seiner Brust und schlief ebenfalls tief und fest. Nathan hatte schützend einen Arm um seinen Sohn gelegt. Bei dem Anblick stiegen Ana die Tränen in die Augen, und ein riesiger Kloß setzte sich in ihrem Hals fest.
Es war das Schönste, was sie jemals gesehen hatte.
Vorsichtig ließ sie sich auf der Sofakante nieder und strich ihrem Sohn über die Wange. Dann berührte sie Nathan am Arm, um ihn zu wecken.
Schläfrig hob er die Lider und sah sie verwirrt an. „Ana! Wie viel Uhr ist es?“
„Kurz nach Mitternacht. Konnte Max nicht schlafen?“
Nathan rieb seinem Sohn über den Rücken. „Er ist gegen zehn wieder aufgewacht“, flüsterte er. „Ich glaube, er hat dich vermisst. Er konnte nicht mehr einschlafen, und da habe ich ihn hierher zu mir geholt.“
„War es sehr anstrengend mit ihm?“
„Nein, überhaupt nicht. Und bei dir? Hattest du Spaß?“
„Ja, war ein toller Abend“, log sie. „Diese Mädelabende sind immer lustig.“
„Soll ich Max jetzt ins Bett bringen?“
Ana stand auf. „Ich kann ihn auch nehmen.“
„Ach was, kein Problem.“ Er richtete sich vorsichtig auf und drückte Max gegen seine Brust.
Ana folgte den beiden ins Kinderzimmer und sah zu, wie Nathan seinen Sohn ins Bettchen legte und zudeckte. Der Kleine schlummerte so tief und fest, dass ihn wohl nicht einmal ein Bombenangriff geweckt hätte. Ana trat zu ihm ans Bett, steckte die Decke um ihn herum fest und strich ihm eine Haarsträhne aus der Stirn. „Gute Nacht, mein Engelchen. Träum süß.“
Leise verließen sie das Kinderzimmer und schlossen die Tür. Dann gingen sie zurück ins Wohnzimmer. „Danke, dass du auf ihn aufgepasst hast“, sagte Ana.
„War mir ein Vergnügen.“
„Dann ist also alles gut gegangen? Ich meine, abgesehen davon, dass er wach geworden ist?“
„Ja, wir hatten eine Menge Spaß.“ Er warf einen Blick auf seine Uhr. „Ich sollte aufbrechen. Du musst morgen ja früh raus.“
Sie wollte, dass er blieb. Damit sie sich in seine Arme werfen und ihn anflehen konnte, mit ihr zu schlafen.
Und genau deswegen war es besser, wenn er so schnell wie möglich verschwand.
„Ich muss wirklich ins Bett“, bestätigte sie und fügte zur Sicherheit in Gedanken noch hinzu: Und zwar alleine.
Im Flur fragte Nathan: „Kann ich morgen Nachmittag vorbeikommen, um Max zu sehen? Danach könnten wir noch gemeinsam zu Abend essen.“
Ana wusste, dass es unklug war, Nathan gleich zwei Tage in Folge zu sehen. Trotzdem erwiderte sie: „Na klar! Wir sind gegen eins von meinem Vater zurück.“
„Dann rufe ich einfach noch mal an.“ Er zog seinen Mantel über und wandte sich zur Tür um. Doch als er die Klinke schon in der Hand hatte, hielt er plötzlich inne.
Am liebsten hätte Ana irgendetwas Spöttisches gesagt, etwas wie: „Die Tür öffnet sich nicht von alleine.“ Aber ihr Herz klopfte so heftig, dass sie kein Wort herausbrachte. Irgendetwas sagte ihr, dass gleich etwas Wichtiges passieren
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