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Eiskalte Hand

Eiskalte Hand

Titel: Eiskalte Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Muther
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Gegner. Mia griff den Zügel ihres Pferdes ganz kurz und riss ihr Schwert aus dem Gürtel. Mit aller Wucht schlug sie dem Tier die Sporen in die Seite. Wiehernd machte es einen kräftigen Satz nach vorne und riss dabei mit den Hufen einen der Barbaren um. In der nächsten Sekunde schlug Mia mit dem Schwert nach ihm und erwischte seine Schulter. Schon tauchte der nächste Gegner vor ihr auf. Seine Axt zielte auf die Beine ihres Pferdes. Sie versuchte, den Gaul herumzureißen. Doch zu spät. Krachend durchtrennte die Schneide beide Vorderläufe. Das Pferd brach zusammen und überschlug sich mehrfach. Dabei riss es noch einen anderen Barbaren mit sich, der das Pech hatte, einfach dumm im Weg zu stehen. Instinktiv sprang Mia im letzten Moment aus dem Sattel. Ihre Ausbildung kam ihr hier sehr zu gute. Sie wirbelte durch die Luft und landete direkt hinter dem Angreifer. Noch hatte er ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Daraus wurde urplötzlich ein verblüfftes Staunen, als er die Schwertspitze entdeckte, die vorne aus seiner Brust ragte.
    Das Gefecht wogte jetzt hin und her. Beide Seiten hatten schon einige Kriegerinnen und Krieger verloren. Mia fühlte sich ganz in ihrem Element. Kämpfen war für sie eine Kunst. Und sie wollte die Meisterschaft darin erringen. Wieder ging ein Barbar durch ihr Schwert zu Boden. „Viel zu langsam“, schnaubte sie verächtlich, wich gekonnt einem weiteren Axthieb aus und teilte weiter tödliche Stiche aus.
     
    Mittlerweile hatte sie den Eingang der Ortschaft erreicht. Gemächlich zügelte sie ihr Pferd und ließ den Blick schweifen. Wan La hätte komplett in einer der Straßen der Hauptstadt untergebracht werden können. Die Häuser, aus Lehm gebaut und weitgehend fensterlos, ordneten sich kreisförmig um einen kleinen Marktplatz an, wo sich das wohl Wichtigste in diesem Dorf befand: der Brunnen. Bewaffnete Soldaten standen daneben und achteten darauf, dass niemand mehr Wasser schöpfte, als ihm zustand. In dieser Jahreszeit musste man sparsam sein mit dem kostbaren Gut. Eine Frau, bekleidet mit einem weiten weißen Kleid, füllte sich gerade einen Krug mit Wasser, als sie Mia erblickte. Neugierig musterte sie die Fremde. Auch andere Dorfbewohner steckten ihre Köpfe durch die Türöffnungen. Besuch verirrte sich im Sommer selten hierher, so dass alle wissen wollten wer da kam. Allerdings blieben die Leute auf Distanz, und Mia konnte es nur recht sein. Die Menschen hatten eine sonnengebräunte und vertrocknete Haut. Gerade die älteren erinnerten Mia an Obst, das zu lange in der Sonne gelegen hatte. ‚Wasser‘ – ein gutes Stichwort. Mia sehnte sich nach einem kalten Getränk. Auch freute sie sich auf gekochtes Essen und ein halbwegs weiches Bett. Sie stieg ab von ihrem Pferd und führte es am Zügel durch den Straßenstaub. Die ganze Gegend war sandgelb und staubig. Immerhin sah sie hinter einigen der Lehmhäuser vereinzelte Bäume. Mit ihren grünen Blättern stellten sie eine angenehme Abwechslung in dem ansonsten eintönigen Umgebungsbild dar. Nur wenige Meter entfernt ragte der künstliche Hügel auf, auf dem die Garnison erbaut worden war. Er wirkte etwas deplatziert in der ansonsten flachen Gegend, bot durch seine Position aber einen deutlichen strategischen Vorteil. Von den Beobachtungsposten aus, die an allen Seiten der Mauer angebracht wurden, konnten die Soldaten feindliche Truppen früh erkennen und geeignete Maßnahmen treffen. Mia unterbrach ihre Gedanken. Für den Moment hatte sie andere Sorgen: Sie brauchte etwas zu Essen und vor allem zu Trinken. Und sie musste So Chi finden. Vielleicht befand er sich sogar unter den Männern, die sie gerade beobachteten. Direkt am Markt entdeckte sie ein Gasthaus. Nichts besonders Vornehmes, und ganz und gar nicht mit dem Standard in Quandala selbst zu vergleichen. Aber das war Mia momentan völlig egal. So ritt sie herüber, drückte die Zügel ihres Pferdes dem Stallburschen in die Hand, zusammen mit einer kleinen Münze, und öffnete dann die Tür des Gastraums. Einige Männer saßen hier an Tischen, aßen, tranken, spielten Karten und unterhielten sich. Als Mia den Raum betrat, wurde es augenblicklich mucksmäuschenstill. Alle Köpfe drehten sich in ihre Richtung. ‚Hups‘, dachte die junge Frau. Dann setzte sie ein unverbindliches Lächeln auf und rief laut „Guten Abend!“
     
    „Guten Abend, Soldaten“, brüllte der Feldwebel die sechs Gestalten vor ihm an. „Guten Abend, Feldwebel San!“, brüllten die sechs

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