EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller
besonders freundlich zu dir. Verzeih mir bitte. Und jetzt lass uns von erfreulicheren Dingen reden. Ich bekomme ein Baby!“
„Hey, das ist wunderbar. Sag mal, ist es nicht ein Zufall, dass unsere Lebenspartner aus dem Pharmabereich kommen und dass dieser Tatbestand uns wieder zusammengeführt hat?“
„Nein. Es gibt keine Zufälle. Im Leben hat alles seine Bestimmung. Wenigstens behauptet Pater Mateo das.“
„Pater Mateo?“
„Ein alter Freund von mir. Komm, lass uns auf den Beginn einer Freundschaft und auf Katharina im Himmel anstoßen! Sie freut sich bestimmt darüber, dass wir uns erneut begegnet sind. Was meinst du?“
Er nickte, und ihre Gläser klirrten aneinander.
„Auf Katharina“, sagte er. „Und auf dich, Anna! Du hast die Augen deiner Schwester.“
Sie lächelte. „Das sind die Augen meiner Mutter. Komm, lass uns nach draußen gehen. Sonst wird Max noch eifersüchtig.“
***
Nach dem Essen sagte Sharon: „Wir geben morgen eine Party. Darum bleibt ihr über Nacht. Ihr seid unsere Gäste.“
Anna schaute Max fragend an. „Warum nicht?“
„Die beiden Männer haben bestimmt einiges zu besprechen, und wir beide gehen ein bisschen shoppen.“
Anna lachte. „Schade, dass Charlotta nicht dabei sein kann.“
„Charlotta?“
„Max’ Schwester.“
„Das würde mich ein Vermögen kosten“, meinte Max.
„Wer sagt dir denn, dass das bei mir nicht auch der Fall sein wird?“, sagte Anna.
„Eh!“, rief er verdutzt aus.
Doch sie versiegelte seine Bedenken mit einem Kuss.
***
Als Anna und Max am späten Abend das geschmackvoll eingerichtete Schlafzimmer betraten und das Podest mit dem Kingsize-Bett sahen, fielen sie sich hungrig in die Arme.
Anna nahm das Rauschen in ihrem Körper wahr, das mit jeder seiner Berührungen zunahm, sein Lächeln, ihr Verlangen, ihre Erschöpfung und das Glücksgefühl, das sie empfand, während sie danach schweigend nebeneinanderlagen.
Zwei Tage später saßen sie in einem Flugzeug der Lufthansa nach München. Max hatte sich mit Severin in den wesentlichen Punkten einer Kooperation geeinigt. Der Rest war Sache ihrer Anwälte. In vier bis sechs Wochen sollte der Vertrag unterschrieben werden, und sie luden Severin und Sharon ein, sie in München zu besuchen.
***
Jakob ging in die Küche und kippte das Formaldehyd ins Spülbecken. Sorgfältig säuberte er Katharinas Zeigefingerknochen.
Er durchbohrte die Mittelfuge des Knochens mit einem Nagel und befestigte ihn an ein Holzklötzchen, so leicht, dass er sich drehen ließ wie der Zeiger einer Uhr. Dann stellte er die Knochenuhr auf den Küchentisch.
Eine Stunde später schlief er tief und fest und traumlos bis zum Morgengrauen. Der vierte Ritus war vollbracht.
Kapitel 43
„Ich muss unbedingt mit dir reden, Benedikt“, sagte Mathilda am Telefon. „Ich habe etwas auf dem Speicher gefunden.“
„Ich kann hier im Moment nicht weg. Komm doch bitte ins Präsidium und bring die Sachen mit. Dann können wir in Ruhe alles durchsehen.“
Eine Stunde später saßen sie sich in Benedikts Büro gegenüber. Ein junger Kollege brachte zwei Becher mit heißem Kaffee.
Mathilda wühlte nervös in dem mitgebrachten Karton herum. „Hier, sieh mal.“
Er stutzte, als er die Porzellanpuppe mit der abgetrennten rechten Hand sah.
„Ich habe die Tatortfotos auf deinem Schreibtisch gesehen. Ist es nicht ein merkwürdiger Zufall, dass ich eine Porzellanpuppe mit einer abgetrennten rechten Hand unter Katharinas Sachen finde? Und in deinem Büro stapeln sich die Akten von Frauen mit abgetrennten Händen!“
„Du hast dir die Fotos in den Akten angesehen, als du das letzte Mal hier warst? Das ist verboten, mein Schatz.“
„Das ist mir egal“, sagte sie und schnitt eine Grimasse. „Anna erwähnte, dass Katharina immer Puppen geschenkt bekam. Hat man eigentlich Katharinas Hand inzwischen gefunden?“
„Nein.“
„Mutter hat mir mal erzählt, dass früher eine alte verwirrte Frau am Straßenrand sie immer vor einem Jakob gewarnt hat. Nur kannte niemand im Dorf einen Jakob.“
„Das hat Robert Hirschau auch erwähnt. Aber es brachte uns nicht weiter. Es wurden alle Personen aus Grünwald mit diesem Vornamen verhört. Und sie alle zeichneten sich durch einen bemerkenswerten Tatbestand aus.“
Mathilda horchte auf. „Und welchen?“
„Alle hatten ein einwandfreies Alibi.“
Mathilda atmete aus. „Benedikt, ich habe einen fürchterlichen Verdacht. Severin kannte sowohl Katharina als auch Anna. Dann flog
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