EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller
empfinden mag, richtet sich gegen Sie und nicht gegen Max. Wenn Sie Max heiraten, wird er ständig um Sie sein. Außerdem ist es Ihre Bestimmung.“ Mateo blickte nach oben. „Und ich bin mir sicher, auch ER wird Sie beschützen.“
Sie spürte, wie ihr Gesicht glühend heiß wurde, und plötzlich konnte sie Pater Mateo nicht mehr in die Augen sehen. Sie starrte stattdessen auf den weichen Teppichboden. „Wir müssen nicht heiraten!“, sagte sie trotzig.
„Doch, wir müssen! Aber ich heirate dich nicht des Kindes wegen. Ich entscheide mich für dich, Anna! Außerdem habe ich keine Angst.“
Endlich hob sie den Kopf und sah ihm in die Augen. Sie holte tief Luft und sagte: „Aber ich habe Angst um dich. Ich liebe dich. Ich habe dich so vermisst in der letzten Zeit. Du bedeutest für mich das, wonach ich mich immer gesehnt habe: eine vollkommene Liebe, eine Seelenverwandtschaft. Ich will dich nicht verlieren.“
„Anna …“ Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sanft ihre Lippen und dann das kleine Grübchen an ihrem Kinn. „Wenn ich deine Stimme höre und du in meiner Nähe bist, weiß ich, dass ich lebe. Ich liebe dich“, sagte er. „Niemand kann uns wirklich etwas antun, weil wir uns haben. Nur das zählt.“
Sie lächelte und sagte mit verträumter Stimme: „Gegen dieses Argument komme ich nicht an.“ Sie warf einen Blick zu Pater Mateo.
„Warum heiraten Sie nicht im Convento?“, fragte er lächelnd. „Es wäre mir eine Ehre, Sie zu trauen.“
Kapitel 42
Ihre Hochzeitsreise war eine Winterreise in den Nordosten der USA, wo sie von dem am Winnipesaukee Lake gelegenen Christmas Island Hotel in Gunstock, New Hampshire, Skitouren zum gleichnamigen Mount Gunstock unternahmen. Anna genoss den erfrischenden Schnee, den sie in Portici noch vermisst hatte, und die kühle Luft dieser wunderbaren Landschaft. Da sie keine besonders versierte Skifahrerin war, kamen ihr die sanften Pisten des Mount Gunstock sehr entgegen.
Das bekannteste Skigebiet New Hampshires gruppierte sich um den Mount Washington, der immerhin 1917 Meter hoch war, aber dort wären ihr die Pisten sicher zu steil gewesen, außerdem liebte sie den Reiz des Winnipesaukee Lake mit seiner ins Weiß eingebetteten grauen Wasserfläche.
Sie blieben nur wenige Tage in Gunstock und fuhren mit dem Wagen weiter nach Vermont; sie genossen drei erholsame Tage im wunderschönen, in der Nähe von Ascutney gelegenen Holiday Inn Express, bevor sie nach Maine weiterfuhren, wo sie in kleinen, gemütlichen Hotels übernachteten und sich leidenschaftlich liebten.
Es waren heitere, angstfreie Tage mit Max. Auch wenn sie die Erinnerung nicht vollständig verdrängen konnte, so war sie jetzt doch frei von Beziehungsängsten und Hemmungen. Max’ Liebe hatte ihre permanente Anspannung vertrieben, und dafür war sie ihm unendlich dankbar.
Von Maine aus fuhren sie über Augusta und Portsmouth nach Boston. Hier mündete ihre Hochzeitsreise in den Geschäftsalltag, denn Max hatte in Boston einen wichtigen Termin mit einem Geschäftspartner wahrzunehmen.
Boston war bombastisch, ein Zentrum der Politik, Wirtschaft und Kultur, vor allem aber auch des Geldes. Und wenn man gerade aus Südeuropa kam, dann merkte man schnell: Hier herrschte keine italienische Leichtigkeit, sondern Geschäftigkeit.
Max’ Geschäftspartner besaß an der Main-Line, einer vornehmen Wohngegend der Reichen und Mächtigen, ein auf einem Hügel gelegenes Anwesen. Er hatte ihn zu einer geschäftlichen Besprechung in sein Haus mit anschließendem Mittagessen eingeladen und ihn gebeten, doch seine Frau mitzubringen.
Es war ein Haus mit einer breiten, überdachten Veranda und einer unendlich weiten Sicht bis zu einem Waldstück, das ebenfalls zum Anwesen gehörte. Mauern aus Feldstein umgaben eine makellose Rasenfläche.
„Mein Gott, das ist ja fast noch größer als das Convento di Carmo“, sagte Anna. „Hoffentlich ist dein Geschäftsfreund kein aufgeblasener Angeber.“
„Nein, nein, keine Sorge“, wehrte Max ab. „Du wirst sehen, er ist ein sehr sympathischer Mann. Er leitet das Familienunternehmen seiner zukünftigen Frau und hat großes Interesse an der Vermarktung unserer gentechnologischen Entwicklungen. Sie wollen unbedingt eine Lizenz erwerben. Mein Vater und ich favorisieren dagegen eine Kooperation, denn die Firma besitzt hervorragende Kontakte zur FDA.“
„FDA?“
„ Food and Drug Administration . Die strengste Behörde für Arzneimittelzulassungen
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