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EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

Titel: EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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einen Anhaltspunkt.“
    Mathilda nickte und hob den Becher mit dem dampfenden Kaffee an die Lippen. Der Kaffee tat seine Wirkung, und allmählich fühlte sie sich wieder halbwegs fit.
    „Mir ist da noch etwas eingefallen“, sagte sie. „Anna hat damals das Grab ihrer Schwester nur dreimal besucht. Sie erzählte mir, dass jemand sie an diesem Ort beobachten würde und sie seine Kälte geradezu körperlich spüren könne. Sie hatte Angst vor diesem Etwas, das sie als Bedrohung empfand. Sie behauptete, es sei der Tod, der ihr auflauerte, und dass Katharina ähnliche Ängste gehabt hätte. Merkwürdig, nicht wahr?“
    Van Cleef schaute sie ernst an und nahm dann ihre Hand. „Mathilda, mein Gefühl sagt mir, dass es Ihrer Freundin bald besser gehen wird.“
    Sie lächelte ihn dankbar an. „Die Krankenschwester hat dasselbe zu mir gesagt. Ich hoffe, Ihr Gefühl trügt Sie nicht.“
    ***
    Für van Cleef war Anna Wendels Freundin der Schlüssel, mit dem er glaubte, die Lösung des komplizierten Anakonda-Falls zu finden. Sie konnte ihm mehr über Anna erzählen als irgendjemand sonst. Und solange sie, die fast das vierte Opfer der ungeheuerlichen Mordserie geworden wäre, zum Schweigen verdammt war, war Mathilda besonders wichtig für ihn.
    Doch das war nicht der einzige Grund für seine Aufmerksamkeit. Er mochte Mathilda, und sie schien ihn auch zu mögen. Er erinnerte sich schmunzelnd an ihre nervöse Verlegenheit, als er mit ihr geflirtet hatte. Sie war die Frau, in die er sich verlieben konnte, aber er musste einen klaren Kopf behalten.
    Zuerst hatte er die Möglichkeit einer offiziellen Befragung im Polizeipräsidium in Betracht gezogen, doch im Krankenhaus waren Mathildas Erinnerungen lebendiger. Hier hatte das Ganze eher einen privaten Charakter. Sein Kollege Christian Neumann hatte ihn zwar mit Befremden angesehen, aber es war letztlich seine Entscheidung.
    „Nach Katharinas Ermordung brach für Anna eine Welt zusammen“, sagte Mathilda. „Ich hätte ihrer Angst mehr Beachtung schenken sollen. Doch ich konnte dieses Gefühl nicht nachvollziehen und verstand nicht, was sie meinte, wenn sie sagte: ,Katharina ist tot, und ich lebe.’“
    „Was könnte sie wohl gemeint haben?“
    „Ich glaube, sie fühlte sich durch den Verlust ihrer Schwester schutzlos, obwohl ihre Mutter und ihre Großeltern immer für sie da waren. Um Abstand zu gewinnen, schickte ihr Großvater sie zu Pater Mateo ins Convento di Carmo, ein italienisches Kloster in Portici.“
    Mathilda erzählte van Cleef von Pater Mateo, was sie dort im Kloster alles erlebt hatten und wie Anna Max kennengelernt hatte.
    „Ich rede zu viel, nicht wahr?“
    Er schüttelte den Kopf. „Manchmal befreit es, über die Vergangenheit zu sprechen, und manchmal ist es besser, man lässt sie ruhen. Zuhören gehört zu meinem Beruf. Außerdem mag ich den Klang Ihrer Stimme.“
    „Sie mögen meine Stimme?“, fragte sie überrascht.
    „Ja“, sagte er leise.
    Sie sah ihn an. „Sind Sie verheiratet?“
    Er lachte auf. „Nein.“
    „Warum nicht? Bitte, erzählen Sie es mir“, sagte sie, als würde sie ihn ermutigen, dem Wunsch nachzugeben, sie in den Arm zu nehmen und zu küssen.
    „Ich bin ihr noch nicht begegnet“, erklärte er, „der wahren Liebe, der Magie, wenn Sie so wollen.“
    „Magie?“
    „Als Kind vertraute mir mein Vater an, dass er seit ihrer ersten Begegnung von meiner Mutter fasziniert war. Er wusste sofort, dass sie die Mutter seiner Kinder werden würde, und sagte sinngemäß zu mir: Nur eine Frau, die solche Gefühle in dir auslöst, solltest du heiraten. Mein Vater nannte diese Anziehung Magie.“
    Mathilda lächelte. „Ihre Eltern sind bestimmt sehr glücklich.“
    „Ja, das sind sie“, sagte er und sah sie zärtlich an.
    Mathilda errötete.
    „Hätten Sie Lust auf ein Steak mit Salat?“, fragte er.
    „Voller Krankenhauskeime?“
    Er lachte. „Wahrscheinlich.“
    „Was machen Sie, wenn ich krank werde?“
    „Ich besuche weiterhin Ihre Freundin, und Sie, Mathilda, pflege ich gesund.“
    „Ich nehme Sie beim Wort!“
    Ihre Blicke trafen sich, und ihr wurde bewusst, dass der Klang seiner Stimme, seine Gesten, sein Lächeln in ihr ein Begehren weckten. Sie war auf dem besten Weg, sich in diesen Mann zu verlieben. Mathilda fühlte sich leichter in seiner Nähe, unbeschwerter, fast so wie vor zehn Tagen, als Anna noch mit ihr gelacht hatte.
    Was ist bloß los mit mir?, dachte sie. Ich träume mit offenen Augen von einem Mann, den ich

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