EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller
würde.“
Van Cleef schmunzelte.
„Sie nicht?“, fragte sie lauernd.
„Na ja, auf den Prinzen warte ich nicht gerade.“
Mathilda lachte. „Ja, das leuchtet mir ein. Annas Prinz war Max. Wir haben ihn als Teenager im Convento di Carmo kennengelernt. Als wir ihn zum zweiten Mal trafen, wusste ich sofort, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Er entsprach mit seiner charismatischen Ausstrahlung ganz ihrer Vorstellung: groß, dunkelhaarig und sehr schlank, und er hatte ein umwerfendes Lächeln.“ Sie lachte wieder. „Anna war völlig aus dem Häuschen.“
„Es ist schön, Sie lachen zu sehen, Mathilda.“
Ihr Herz schlug einen Salto. Der dunkle, cremig weiche Baritonklang seiner Stimme machte ihr weiche Knie. Sie schaute auf seinen Mund und wünschte sich, von seinen Lippen liebkost zu werden. Reiß dich zusammen, Mathilda, dieser Mann ist sich seiner verdammt sicher.
„Ihre Großmutter Nina mochte Max auf Anhieb, obwohl ihr bewusst war, dass sie Anna von nun an mit ihm teilen musste. Sie ließ die beiden keine Sekunde aus den Augen.“
„Aha.“ Seine schönen Augen lächelten.
„Ich weiß, was Sie jetzt denken, aber wir wurden streng katholisch erzogen, und es waren eben andere Zeiten“, sagte sie.
Er blätterte in seinem Notizblock. „Annas Großmutter starb vor zwei Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung?“
„Ja. Und kurz nach ihrem Tod erwähnte Anna erneut, dass jemand sie auf dem Friedhof beobachtet hätte. Sie habe den Mann nur flüchtig gesehen, ein Schatten, der sein Bein leicht nachzog. Ich schob ihr Verhalten auf ihre Vergangenheit und auf den Verlust ihrer geliebten Großmutter, den sie nicht verkraften konnte. Ein Fehler, wie ich heute weiß.“
„Sie glaubte jemanden gesehen zu haben, der sein Bein nachzog?“, hakte van Cleef nach. „Konnte sie die Gestalt näher beschreiben?“
„Nein. Sie hat den Schatten nur für den Bruchteil einer Sekunde gesehen, aber sie sagte etwas Merkwürdiges.“
Van Cleef hob die Augenbrauen.
„Sie sagte: ‚Mathi, diese Gestalt hat etwas seltsam Vertrautes.’“
„Mathi?“, fragte er erstaunt.
Mathilda lachte und strich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ja, Mathi. Meine Mutter und Anna nennen mich so. Es ist ein Kosename.“
„Er gefällt mir. Darf ich Sie auch so nennen?“, fragte er schmunzelnd.
„Vielleicht später mal, wenn wir uns besser kennen.“
„Möchten Sie mich denn besser kennenlernen?“
„Flirten Sie mit mir?“, fragte sie kokett.
„Vielleicht später mal, wenn wir uns besser kennen.“
„Es gefällt mir, dass Sie mich ein wenig aufmuntern“, bemerkte sie und stand auf. „Ich sehe noch mal nach Anna. Ist das okay?“
Er nickte. „Ich bringe Sie zur Intensivstation und anschließend nach Hause“, sagte er.
Bis zur Station sprachen sie kein Wort mehr. Sie brauchte eine Verschnaufpause, und er hatte verstanden.
Mathilda klingelte. Die Glastür schwang automatisch auf, nachdem sie über die Sprechanlage ihren Namen genannt hatte.
Sie drehte sich um und sah van Cleef an. „Warten Sie wirklich auf mich?“
Er lächelte. „Natürlich.“
Wenig später sprach sie an Annas Bett von Benedikt van Cleef, als würde sie ihn schon lange kennen.
„Dieser verdammt attraktive Kripomann möchte mich wiedersehen“, sagte sie und lächelte. „Und er hat einen richtig knackigen Hintern. Er würde dir auch gefallen, Liebes. Ich habe ihm von Mateo und unserem Aufenthalt im Convento erzählt. Erinnerst du dich?“
Das EEG schlug aus.
„He, du kannst mich hören. Ich spüre es. Mal sehen, wie du reagierst, wenn ich dir von deiner ersten Begegnung mit Max berichte. Mateo hatte uns beide damals zu einem Abendessen eingeladen …“
***
Als van Cleef sie eine Stunde später vor ihrer Haustür absetzen wollte, blieb sie noch einen Moment im Wagen sitzen. Mathilda sah ihn an und umarmte und küsste ihn flüchtig, wie man einen guten Bekannten umarmt und küsst.
Van Cleef stieg aus, ging um den Wagen und öffnete die Beifahrertür. Vor ihrer Haustür nahm er sie in die Arme, küsste sie voller Zärtlichkeit und streichelte ihr flammend rotes Haar. Sie erwiderte seinen Kuss und war glücklich.
Als sie sich sanft voneinander lösten, sagte er zärtlich: „Ich rufe dich an. Ich könnte dich am Abend von der Klinik abholen und dich zum Essen einladen. Einverstanden?“
„Ja“, sagte sie freudig und ging ins Haus.
***
Noch in der gleichen Nacht entschloss sich van Cleef, in die Wilhelm-Hertz-Straße zu
Weitere Kostenlose Bücher