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EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

Titel: EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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Bett. „In den nächsten Tagen werden wir einige Tests durchführen müssen.“
    Anna versuchte, sich aufzurichten. „Ich heiße Anna Wendel. Ich wurde am dritten Mai neunzehnhunderteinundachtzig geboren. Meine Eltern sind Ben und Mirja Wendel. Ich habe eine ältere Schwester. Ihr Name ist Katharina.“ Sie verstummte plötzlich.
    „Gut, nur weiter so.“ Dr. Kreiler beobachtete aufmerksam ihre Reaktionen.
    „Sie können mich alles fragen. Es geht mir gut!“
    „Okay. Also, es wird nicht lange dauern. Erinnern Sie sich an meinen Namen?“
    „Kreiler … Ralf Kreiler?“
    „Jörg. Schon gut. Den Vornamen merkt sich sowieso niemand. Und das Datum?“
    „Heute ist … wie viele Tage waren es, sagten Sie, die mir fehlen?“ Anna lächelte unsicher.
    Er schmunzelte. „Ihren Sinn für Humor haben Sie jedenfalls nicht verloren. Ihnen fehlen einige Tage, vierzehn, um genau zu sein. Heute ist Donnerstag.“
    Anna versuchte, sich zu konzentrieren. „Dann ist es … Ich war schon immer schlecht mit dem Datum.“
    „Schon gut, keine Sorge. Wie steht es mit dem Monat?“ Er sah sie über den Rand seiner Brille an. „Welchen Monat haben wir, Frau Wendel?“
    Anna blickte aus dem Fenster. „Es ist Winter, oder?“
    „Wie steht es mit dem Jahr?“
    Sie lächelte. „Neunzehnhundertfünfundneunzig?“
    „Großartig. Frau Wendel … Darf ich Sie Anna nennen?“
    Sie nickte.
    „Anna. Heute ist Mittwoch, der erste Dezember neunundneunzig.“
    Erschöpft sank Anna in die Kissen und schloss die Augen. Plötzlich verschwand der Raum vor ihren Augen, und sie schlief ein.
    Jörg Kreiler warf einen Blick auf den Monitor und nickte der Schwester zu; dann erhob er sich, verließ leise das Zimmer und sagte Max, dass er sich noch ein wenig gedulden müsse.
    In den frühen Abendstunden wachte sie erneut auf. Wieder spürte sie, dass jemand eine Hand auf ihre Stirn legte. Wieder hörte sie eine warme männliche Stimme sagen: „Ruhig, Anna.“
    Sie öffnete die Augen.
    „Ganz ruhig, Anna, ganz ruhig.“
    Verwirrt blickte sie um sich. Sie erkannte ihn. Er hatte schon mal diese Worte benutzt, und gleich würde er mit einer kleinen Lampe in ihre Augen leuchten und sagen: Sie hatten einen Alptraum, Anna. Lassen Sie los. Ganz gleich, was es war, lassen Sie los.
    „Sie waren schon mal bei mir“, sagte sie leise.
    „Sie machen Fortschritte. Erinnern Sie sich noch an meinen Namen?“
    „Jörg Kreiler. Ich erinnere mich nicht nur an deinen Namen, ich erinnere mich auch an dich und an Katharina. Hast du mir das Leben gerettet?“
    Er lachte.
    „Danke, Jörg“, flüsterte sie.
    „Du hast dir sogar meinen Vornamen gemerkt. Gut so! Erinnerst du dich an das, was dich zu uns geführt hat?“
    Anna überlegte. „Nein.“
    „Was ist heute für ein Datum?“
    Sie lächelte. „Der erste Dezember neunzehnhundertneunundneunzig. Ich dachte, es wäre fünfundneunzig und Katharina wäre bei mir … Ich habe das Gefühl, als fehlten mir ein paar Tage.“
    „Ja, es sind genau die vierzehn Tage, seit denen du ohne Bewusstsein bist. Womit wir es bei dir zu tun haben, nennen wir eine anterograde Amnesie“, erklärte er. „Im Prinzip ein vorübergehender Gedächtnisverlust. Kein wirklicher Grund zur Sorge.“
    „Kein wirklicher Grund zur Sorge?“, wiederholte sie skeptisch. „Heute Morgen wusste ich noch nicht mal, welches Jahr wir haben!“
    „Solche Vorfälle regeln sich meist von selbst. In ein paar Tagen oder Wochen“, antwortete Jörg ruhig.
    „Du hast gut reden. Ich habe immerhin vierzehn Tage meines Lebens verloren!“
    „Stell dir vor, dein Leben wäre ein Puzzle, das durcheinandergebracht wurde. Die Teile sind alle noch da. Man muss sie nur an der richtigen Stelle wieder zusammensetzen.“ Er tätschelte ihre Hand. „Ich will ganz ehrlich sein, Anna. Ich liebe gute Puzzles!“
    „Wo ist Max?“
    „Aha! Sehr gut. Jetzt ist deine Erinnerung wieder präsent und abrufbereit.“
    „Ja?“
    „Ja, Anna.“
    Sie seufzte erleichtert.
    „Sich nach einem Koma zurechtzufinden ist immer schwierig. Aber dein Freund könnte uns bei dem Puzzle behilflich sein. Vielleicht ist er sogar der Schlüssel. Wenn du dich dem gewachsen fühlst, hole ich ihn und konfrontiere dich wieder mit deinem Leben. Er wartet schon den ganzen Tag auf diesen Augenblick.“
    „Und das sagst du mir erst jetzt?“
    Jörg Kreiler lächelte. „Ich musste mich zuerst vergewissern, Anna“, sagte er und verließ augenzwinkernd das Zimmer.
    Sie blickte durch das Fenster

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