Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

Titel: EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
Vom Netzwerk:
zu bewegen, aber ihre Hände schienen sich zu widersetzen. Sie sah sich um und nahm ihre Fingerspitzen wahr, obwohl es in dem dunklen Raum kein Licht gab; es roch nach Fichte. Sie spürte etwas Enges und unerbittlich Festes an ihren Handgelenken und Füßen.
    Plötzlich ging ein blendendes Licht an, das in ihren Augen brannte. Jemand war da, obwohl sie ihn nicht sehen konnte. Sie wand sich unter den Stricken, drehte ihren Körper, versuchte sich zu befreien. Ihr Mund öffnete sich, doch die Worte wollten nicht kommen. Sie schmeckte Blut. Der Schrei erklang nur in ihrem Kopf, die Lippen bewegten sich nicht. Sie konnte sie fühlen, und ihre Zunge lag betäubt auf dem Boden ihres Mundes. Sie drehte den Kopf zur Seite, blinzelte und versuchte an dem Licht vorbeizusehen, als sie einen leichten Druck auf ihrem Arm spürte. Es war nur ein dumpfes Gefühl, aber sie konnte sehen, wie eine Nadel ihren Arm durchbohrte. Sie schloss die Augen, spürte keinen Schmerz. Diesmal wurde sie nicht vom Wasser getragen, diesmal flog sie.
    ***
    Jakob drehte sich um und schaute zum Bett, in dem regungslos die junge Sofia lag. Er hatte sie gleich nach ihrem Namen gefragt, er wollte immer die Namen seiner Opfer wissen. Ohne Namen war alles wertlos.
    Immer wieder versuchte er, es Sofias kaltem, weißem Körper ein letztes Mal zu besorgen, mit harten wütenden Stößen, deren Echo von den Wänden der Blockhütte zurückgeworfen wurde.
    Dann stand er auf und warf sich lässig sein Hemd über die Schultern. Einige Sekunden starrte er durchs Fenster auf die Bank vor dem Schuppen und stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus. Er war schweißnass unter den Armen, und sein schwarzes Hemd klebte ihm am Rücken.
    Er nahm eine Dusche und fühlte sich wieder frisch.
    In der Hütte war bereits alles für Sofias Passion vorbereitet. In der Ecke stand eine kleine Räucherkammer, die er bei einem Händler im Schlachthof gekauft hatte. Die Plastikplane lag auf dem Tisch. Der Schrank war aufgefüllt mit psychotropen Drogen, Nervenreizmitteln, Schwefel, Giften, Apomorphinen und Curare sowie einigen Instrumenten und dem Nahtmaterial Safil Violet, siebzig Zentimeter lange, resorbierbare Fäden für Ligaturen und Schleimhautnähte.
    Sofia war ein Mittel zum Zweck. Er benötigte sie, um Katharinas Seele die Kraft zu entziehen, und er brauchte diese einmalige Erfahrung der Tötung, um Annas Leben auszuhauchen und für die Zukunft seinen inneren Frieden zu perfektionieren.
    „ Senhor, ensina-nos a usar bem os dias da nossa vida, para que nos teremos sabios. Herr, lehre uns bedenken, dass sie sterben müssen, auf dass sie klug werden“, wiederholte er.
    Es war seine Interpretation des Psalms 90, 12.
    ***
    Er legte Sofia auf den Rücken, dann auf die Seite, schließlich auf den Bauch, stützte sie mit Kissen, postierte sie seitlich auf dem Bett, auf dem Boden liegend, beugte sie über einen Stuhl – zuletzt legte er sie auf den Tisch. Egal, in welche Stellung er sie brachte, er behandelte sie immer so behutsam und zärtlich, dass allmählich ein Funke Hoffnung, er könne sie am Leben lassen, in ihr aufflackerte.
    Entsetzen war nicht halb so schmackhaft, wenn es nicht mit Hoffnung gewürzt war, dachte er.
    Das kochende Wasser und die Düfte der Räucherwurzeln dienten jedoch nicht ihrem Wohlbefinden, sondern waren zu Ehren der Jivaro.
    Auf ein kleines Vorspiel wollte er nicht verzichten. Er injizierte ihr ein wenig Schwefel, dann klatschte er ihr mit der flachen Hand gleichzeitig auf beide Ohren. Das verursachte Risse im Trommelfell, aber es war nötig, um mit der Verflüssigung des bösen Geistes beginnen zu können. Auch das war ein Teil des Rituals.
    Er flocht ihr Haar zu einem Zopf und löste die Fesseln an ihren Händen. Das Fest konnte beginnen.
    Präzisionssäge, Besteck und Nahtmaterial lagen sorgfältig angeordnet auf dem Beistelltisch; auf dem Boden unter dem Kopfende des Tisches stand eine Plastikwanne, die als Auffangbecken diente, daneben weiße Gummistiefel, Größe 45.
    Äußerlich wirkte Jakob in seiner Einwegschürze, die Hemdsärmel hochgekrempelt, ruhig und gelassen, doch in ihm brodelte zornige Wut. Er streifte die weißen Chirurgenhandschuhe über, stieg in die Stiefel und stellte sich ans Kopfende des Tisches.
    Sofias Augen sahen ihn stumpf an, sie konnte aufgrund des verabreichten Ketamins nicht reagieren. Er zog ihren Körper so weit nach hinten, dass ihr Kopf vom Tischende baumelte. Dann streckte er den Hals, setzte die Klinge direkt

Weitere Kostenlose Bücher