EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)
Bobby. Ich bin dran, befahl Kreiler seiner inneren Stimme.
„Nein, es ist alles in Ordnung. Du sitzt auf dem Stuhl des Glücks.“
Sie lächelte verwirrt. „Stuhl des Glücks?“
„Weißt du, warum du hier bist, Anna?“
„Was soll das, Jörg? Ich bin nicht verrückt, und ich habe den Grund der Einweisung ganz sicher nicht vergessen. Einen Teil meiner Vergangenheit schon, aber das hier nicht!“
Er lachte. „Sehr gut. Du reagierst so, wie ich es erwartet habe. Dann können wir also anfangen?“
Noch immer klang ihre Stimme verärgert. „Ja!“
„Mit Unterstützung von Hypnose und suggestiver Regression wirst du, wie ich hoffe, die Vorfälle der vergangenen Jahre noch einmal durchleben, was natürlich sehr hilfreich für deine Genesung wäre.“
„Damit können wir dann die Dämonen vertreiben?“, fragte sie.
Ja, aber danach wirst du mein Mädchen sein.
Nein, Bobby, mein Mädchen, nicht dein Mädchen!
„Wir werden sehen, Anna“, antwortete Kreiler. „Ich denke schon. Nein, ich bin mir absolut sicher, dass wir es schaffen werden. Die Sitzungen werden auf Video aufgezeichnet, damit du sie dir später ansehen kannst, falls du das wünschst. Würdest du dich jetzt bitte hinlegen.“
Sie nickte.
„Mach es dir bequem“, sagte Kreiler und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. „Ich werfe nur noch rasch einen Blick in meine Notizen, dann können wir das Band und die Kamera starten.“
Anna streifte sich die Schuhe ab und sank auf die Couch. „Müssen wir denn unbedingt ein Band mitlaufen lassen?“
„Allerdings. Das müssen wir. Wirklich. Das ist übrigens nicht meine Idee. Die Versicherungsgesellschaft für die Arzthaftpflicht verlangt das.“
„Ich habe nicht vor, dich zu verklagen, Jörg.“
Er lachte. „Ja, ja. Das sagen sie alle.“
Er deckte sie mit einer Wolldecke zu, dann richtete er die Digitalkamera auf sie und schaltete die Wandleuchte ein. Sofort wurde der Raum von zarten Farben überflutet. Das Rot vermischte sich dem Blau und dem Orangeton.
„Das Licht ist schön“, sagte sie. „So beruhigend.“
„Es hilft bei der Hypnosetherapie. Mit Hypnose bezeichnet man den Zustand, in welchem der Betreffende außergewöhnlich empfänglich für Suggestionen ist. Hast du Angst?“
Anna nickte.
„Wovor denn?“
„Dass ich eine Frage falsch verstehe.“
„Das geschieht nur, wenn du eine Frage falsch verstehen möchtest.“
„Ich habe Angst vor dem, was ich sehen könnte.“
„Das verstehe ich. Aber ich werde dich schützen.“
„Bitte, Jörg“, sagte sie flehend.
„Nach allem, was du mir gesagt hast, kannst du dich nicht mehr daran erinnern, was vor sieben Jahren geschehen ist.“
„Ich … ich habe Lücken.“
Und ich habe Sehnsucht nach dir, nach deinem Körper, nach …
Verdammt noch mal, Bobby, du störst die Sitzung!
„Ich möchte dich darauf hinweisen, dass manche Patienten wesentlich intensivere Sinneswahrnehmungen haben als andere. Es kann dir also so vorkommen, als würdest du dich in der Vergangenheit befinden. Alles, was du siehst, hörst, fühlst, sogar das, was du riechst, könnte dir absolut real erscheinen.“
„Ich verstehe. Genau das ist es …“
„Sorge dich nicht. Ich werde auf dich aufpassen.“
„Ja.“ Sie klang wie ein verängstigter kleiner Vogel.
„Du beschreibst mir alles, was du erlebst, und die Kamera wird das Ganze aufnehmen.“
„Glaubst du, dass ich es schaffe?“, fragte sie ängstlich.
Ich werde es schaffen!
Kreiler antwortete nicht und schaltete das integrierte Aufnahmegerät ein.
„Heute ist Freitag, der 20. Oktober 2006. Aufzeichnung der ersten Sitzung mit Anna Gavaldo. Diese Aufzeichnung wird mit ihrem Einverständnis gemacht. Anna, würdest du …?“
„Entschuldige. Wenn du mit mir redest, möchte ich dir in die Augen schauen.“
Er sah auf sie herab und erblickte die Farbe eines strahlend blauen Himmels, das Meer und seine Brandung, und er spürte gleichzeitig eine taube Verzückung, die wie ein Messer durch sein Inneres glitt. Wie lange werde ich mich in der Gewalt haben?
„Anna, bitte deinen vollständigen Namen für die Aufzeichnung.“
Anna nannte ihren Namen.
„Das Ziel unserer heutigen Sitzung ist die Rückführung. Wir versuchen, dich zu dem Abend zurückzuführen, an dem du überfallen wurdest. Um das zu erreichen, werden wir anfangs ein wenig miteinander plaudern, damit du dich besser entspannen kannst.“ Er lächelte. „Also, was gab es heute Morgen zum Frühstück?“
„Es gab Müsli
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