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EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

Titel: EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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Kreiler.
    Max nickte und beobachtete, wie Kreiler der schlafenden Anna kurz übers Haar strich; er fand diese Berührung zutiefst erschreckend.
    „Ich hätte es ahnen müssen, alle Anzeichen waren da“, sagte Kreiler. „Je näher uns jemand steht, umso schwerer ist er einzuschätzen. Ich mache mir Vorwürfe. Ich hätte einen Zusammenbruch wie vor einigen Tagen in eurem Haus verhindern können. Ich hätte sie vor Jahren schon über einen längeren Zeitraum stationär behandeln sollen.“
    „Ich wollte damals, dass du die Therapie ambulant fortsetzt, Jörg. Also war es mein Fehler.“
    „Dich trifft keine Schuld.“ Kreiler legte eine Hand auf Max’ Schulter. „Wie lange kennen wir uns jetzt? Sechs Jahre, oder sind es schon sieben? Glaub mir, wenn ich dir das sage. Aber jetzt müssen wir die Therapie noch behutsamer angehen und wieder von vorne anfangen.“
    Max atmete schwer. „Nein, Jörg. Wir werden umziehen, nach Italien, aufs Land.“
    „Ich meinte etwas anderes mit von vorne anfangen . Anna ist schwer traumatisiert. In Italien gab es doch diesen Vorfall mit dem Hund. Es ist wichtig, dass sie hierbleibt und mit mir gemeinsam die Sache aufarbeitet.“
    Max wehrte ab. „Nein, hier wird sie von zu vielen Erinnerungen verfolgt. Ich möchte ihr ein neues Umfeld schaffen und neue Impulse geben. Und Mailand wäre vielleicht das Richtige. Außerdem lebt dort meine Schwester mit ihrer Familie. Sie wird Anna ablenken. Die beiden verstehen sich sehr gut. Und für Katharina wäre es auch das Beste. Sie kann dort eingeschult werden.“
    Kreiler zog die Brauen hoch. „Damit verliert Anna mich als Bezugsperson.“
    „Es ist nur eine Flugstunde von hier, Jörg. Du kannst sie besuchen, sooft du willst, aber ich muss mich um Anna und um Katharina kümmern. Sie braucht ihren Vater jetzt rund um die Uhr. Außerdem gibt es auch in Italien hervorragende Spezialisten.“
    „Lass Anna noch zwei bis drei Tage in der Klinik. Ich befürchte, wenn du sie morgen wieder nach Hause nimmst, wird ihr die alte Umgebung noch mehr schaden. Ihr geht es nicht gut.“
    „Das weiß ich.“
    „Und sie ist deine Frau und nicht deine Patientin.“
    „Auch das weiß ich.“
    „Vieles ist nicht so gelaufen, wie wir gehofft haben, aber glaubst du wirklich, dass wir etwas erreichen, wenn du die Therapie abbrichst und sie nach Italien bringst?“
    „Es kommt auf einen Versuch an.“
    „Wir werden sie genau beobachten, Max, und noch einige Tests durchführen. Es war alles ein bisschen viel in letzter Zeit, nicht wahr? Ruh dich aus. Morgen wird es nicht nur dir, sondern auch Anna besser gehen.“
    Wieder einmal stimmte er Kreilers Vorschlag zu.
    ***
    Als Max die Tür hinter sich geschlossen hatte, betrachtete Kreiler Anna. Ihre Gesichtszüge waren jetzt fast so reizvoll und faszinierend schön wie die ihrer Schwester. Sie wirkte nicht mehr so sanft und zerbrechlich. Mit viel Geduld und mit Bobbys Entschlossenheit würde er um sie werben. Bobby war mit ihm verankert. Bobby, sein anderes Ich, sein Eigenschutz, sein Rivale, sein Freund, aber auch das Böse. Bobby spielte jetzt mit Anna, mit der kleinen Katharina, ja sogar mit Max.
    In seinem Arbeitszimmer überflog er noch einmal das Protokoll der Nachmittagssitzung, anschließend löschte er den Abschnitt der Videoaufnahme, der ihm schaden konnte.
    Morgen würde er Anna Sehnsucht nach ihm suggerieren. Es war riskant, aber er musste das Risiko eingehen, bevor Max mit ihr über seine Entscheidung sprechen würde. Katharina würde nur ihn, Jörg Kreiler, lieben, mit jeder Faser ihres Herzens.
    Über sein Gesicht huschte ein flackerndes Lächeln.
    Sie ist bildschön, deine Anna. Eine bezaubernde Träumerin, zischte Bobby.
    „Das mag schon sein. Aber ich warte auf ihre Metamorphose, ich warte auf Katharina“, flüsterte Kreiler.
    ***
    Starnberg
    Max aß mit Katharina zu Abend. Das Mädchen stocherte im Essen herum.
    „Hat es dir heute gefallen, Kleines?“
    „Es war okay“, erwiderte sie traurig.
    „Nur okay? Dann lass mal hören, was hätten wir besser machen können? Wäre es schöner gewesen, wenn Bobby mitgegangen wäre?“
    Sie schaute ihn mit großen Augen an und nickte. „Er ist so witzig“, sagte sie leise.
    „Inwiefern?“, fragte Max.
    „So wie Mami.“
    Er ignorierte ihre Bemerkung. „Spaghetti mit Hackbällchen ist doch dein Lieblingsessen. Hast du keinen Hunger?“
    Schweigen.
    Verzweifelt schnitt Max eine Grimasse. Noch immer deutete sich kein Lächeln auf dem Kindergesicht

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