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EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

Titel: EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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heulen und trauern und wüten lassen, wie es nötig war, bis Katharina endgültig aus ihr emporstieg.
    Kreiler schaltete den DVD-Player aus. Noch immer konnte er Annas Haut riechen. Er wünschte, sie wäre in diesem Moment bei ihm. Er wünschte, er könnte hier in der Klinik in ihrem Zimmer mit ihr zu Abend essen und mit ihr in einem Bett schlafen. Auf der Suche nach Wahrheit und gestohlenen Intimitäten fühlte er sich jetzt eher allein als frei. Er rief Max Gavaldo an und erzählte ihm von Anna. Danach flachste er ein wenig mit Katharina herum.
    Eine halbe Stunde später verließ er die Klinik. Er war froh, endlich wieder an der frischen Luft zu sein, drehte sich eine Zigarette und schlenderte dann zum Parkplatz am hinteren Ende des Klinikgebäudes.
    Bevor er ins Auto stieg, schaute er zu Annas Fenster hoch. Ihr Zimmer war hell erleuchtet. Er sah, wie sie allein am Fenster stand und mit einer Hand den Vorhang offen hielt. Ihre blauen Augen lächelten, und sie winkte zu ihm herab, ihr blondes Haar war zur Seite gebürstet. Sie hob die Hand zu einem Gruß.
    „Sie ist so weit, Bobby“, flüsterte Kreiler.
    Jörg, wir bekommen bald unsere Katharina, rief Bobby vergnügt und hüpfte durch die Nacht.
    Am nächsten Tag erzählte er Annas Tochter, dass Bobby ihrer Mutter wunderschöne Glasperlen geschenkt hätte, aus denen sie soeben eine Kette gebastelt hatte. Und er erzählte, wie sehr auch sie den getupften Teddybär mochte.

Kapitel 20
    Essen – Freitag, 27. Oktober 2006
    Als Robert Hirschau am späten Abend sein Fahrzeug auf den regengepeitschten Parkplatz der in der Nähe von Schloss Landsberg gelegenen Klinik für forensische Psychiatrie fuhr, fragte er sich, warum Dr. Alexandra Cordes ihn nach all den Jahren um eine Unterredung gebeten hatte.
    Die Klinik war für die Behandlung erwachsener psychisch gestörter Rechtsbrecher zuständig, außerdem wurde hier auch die Begutachtung straffälliger Täter vorgenommen und wissenschaftliche Forschung auf dem Gebiet der forensischen Psychiatrie betrieben. Das ehemalige weitläufige Kloster, von der Straße zurückversetzt in einem ummauerten Park gelegen, der von dichten, hohen Zedern umsäumt war, diente als Hauptstandort des Maßregelvollzugs von Nordrhein-Westfalen. Hier waren die Abteilungen verschiedenster Sicherheitsstufen untergebracht. Neben dem Hochsicherheitstrakt, in dem die Affekttäter verwahrt waren, gab es sogar eine siebzig Quadratmeter große Orangerie.
    Vor sieben Jahren war Hirschau schon einmal hier gewesen und hatte Alexandra Cordes, die attraktive Leiterin der Klinik, kennengelernt. Sie entsprach genau seinem Typ, und ihr Anblick hatte sein Blut in Wallung gebracht. Für einen kurzen Moment hatte er geglaubt, dass es sich bei ihr ähnlich verhielt, aber sie beendete es, bevor es überhaupt begonnen hatte.
    Auch sein berufliches Interesse an Lukas Hübner, den Alexandra im Auftrag des Staates therapeutisch betreute, hatte nachgelassen. Der behinderte, im Hochsicherheitstrakt verwahrte Mann war wie ein äußerst sensibles, zurückgebliebenes Kind, eingesperrt auf einem der endlos langen Korridore.
    Lukas hatte damals unter dem Einfluss des Serienmörders namens Jakob gestanden, der den verwirrten Krüppel zum Mitwisser seiner Verbrechen gemacht hatte.
    Van Cleef hatte Lukas auf der Bank vor Jakobs verrottetem Schuppen vorgefunden. Das Bild, das sich ihm dargeboten hatte, erinnerte an die Installation eines monströsen Pathologen, denn Lukas saß wie von der Zeit eingefroren neben einem entsetzlich zugerichteten Leichentorso, dessen Geschlecht nur die Brüste und der Unterleib verrieten: ein kopfloser, blutverschmierter Korpus, klaffende rote Bisswunden in den Brüsten und die beiden Hirnhälften auf der Schulter.
    Erst beim zweiten Hinsehen hatte sich van Cleef erschlossen, wem Lukas’ wirrer, starrer Blick galt: einer Tsantsa, einem von Jakob hergestellten Schrumpfkopf.
    Lukas hatte bei seiner Festnahme keinen Widerstand geleistet und war dem Eilrichter vorgeführt worden. Nach einer Begutachtung durch den Gerichtspsychiater hatte man ihn zur eingehenden Untersuchung in die geschlossene Abteilung der Essener Klinik für forensische Psychiatrie gebracht, in der er nun schon seit vielen Jahren therapiert wurde.
    Heute Abend würde er mehr erfahren, und er würde sie wiedersehen. Die Erinnerung, wie Alexandra nackt durch ihre Wohnung spaziert war, die Erinnerung an ihr befreiendes Lächeln, das er vom ersten Augenblick an geliebt hatte, ließ ihn fast

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