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EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

Titel: EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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zuglitten, legte sie ihre Hand auf seinen Arm.
    ***
    Essen, Samstag, 28. Oktober 2006
    Das mitten in einer Lautsprecherdurchsage einsetzende Falsettröhren von zwei Piepern brachte Hirschau auf den Boden der Tatsachen zurück, während er mit Alexandra den Korridor des Hochsicherheitstrakts entlangging.
    „Wir sind gleich da“, sagte sie.
    „Ich würde gerne allein mit ihm reden.“
    „Dann muss ich dich mit ihm einschließen.“
    „Sicher.“
    Sie entriegelte die Sperren und öffnete die Tür.
    Lukas schaute erwartungsvoll auf, als Robert Hirschau die Zelle betrat.
    Hirschau hörte, wie hinter ihm die Tür wieder verriegelt wurde, und nahm auf dem Stuhl Platz, den ein Wärter in die Zelle gebracht hatte.
    „Weißt du, wer ich bin?“
    Lukas wackelte heftig mit dem Kopf. „Ja. Dr. Cordes hat es mir gesagt.“
    Robert nickte. „Mein Name ist Robert Hirschau. Ich bin das, was man einen Profiler nennt.“
    „P-p-profiler?“
    „Ein Profiler erstellt ein Persönlichkeitsprofil von einem Menschen, um anderen damit zu helfen. Ich möchte mir ein Bild von dir machen, Lukas.“
    „Warum?“
    „Weil ich von dir lernen kann, und um anderen Menschen zu helfen.“
    „Das ist g-g-gut. Du bist auch wegen Jakob hier?“
    Robert ignorierte die Frage. Er öffnete seine Aktentasche und holte einen Notizblock heraus. „Darf ich dich überhaupt Lukas nennen?“
    „Ja.“
    „Wie lange bist du jetzt hier?“
    „Sechs Jahre und sieben Monate.“
    „Gefällt es dir hier?“
    „Nein. Hier gibt es keine Vögel.“
    „Du magst Vögel?“
    „Ja … und Jakob auch.“
    „Er fehlt dir?“, fragte Robert vorsichtig und beobachtete Lukas’ Reaktion.
    „Weiß nicht. Nein.“
    „Was war er für dich?“
    „Mein zweiter Papa. Mein erster Papa ist tot. Er ist jetzt im Himmel.“
    „Jakob nicht?“
    „Nein. Er war sehr böse.“
    „Wie hast du ihn kennengelernt?“
    „Weiß nicht.“
    „Nein?“
    Lukas’ Stimme bekam einen zornigen Klang. „Sie sagt auch, dass Jakob böse war.“
    „Wer ist sie?“
    Lukas schwieg.
    „War er böse?“
    „Ja, aber ich bin nicht böse.“
    „Schon gut, Lukas. Das sagt auch keiner.“
    „Ich habe nur Fotos gemacht und sie Jakob gebracht. D-d-das war nicht richtig. Er mochte mich, doch ich weiß, dass er böse war. Das sagen alle. Aber ich war immer traurig, wenn er böse Dinge tat. Ich konnte niemandem helfen, weil ich …“ Er suchte angestrengt nach dem richtigen Wort, und Hirschau wusste, dass es nicht das richtige war, als er sagte: „Weil ich ein bisschen verrückt bin.“ Er lachte. „Nur ein bisschen, hat meine Tante immer gesagt.“
    Hirschau lächelte, doch er blieb zurückhaltend. „Hattest du einen besonderen Grund, Jakob nicht zu mögen?“
    „Ja. Er hat das Schokoladenmädchen umgebracht. Ich konnte sie nicht beschützen. Aber Dornröschen habe ich beschützt.“
    „Dornröschen? Erzähl mir von ihr.“
    „Bekomme ich dann eine Schokolade?“
    „Sicher.“
    Plötzlich brach es aus ihm heraus, und er erzählte von Anna Gavaldo, die er als Kind auf der Terrasse eines Kindersanatoriums mit seinem Fernglas beobachtet hatte. Sie war sein Dornröschen gewesen, und er hatte sie immer im Auge behalten, weil er Jakob nicht traute.
    Er seufzte. „Und nur deshalb lebt mein Dornröschen noch. Ich habe sie gerettet. Das war doch eine gute Tat …?“
    „Ja, Lukas“, sagte Hirschau sanft. „Das war eine sehr gute Tat.“
    „Vie-vielleicht besucht sie mich mal und schenkt mir Schokolade.“
    „Hm …“
    „Ich bin nicht böse. Kannst du ihr das sagen? Ich verliere nur die Zeit.“
    „Du verlierst die Zeit?“
    „Ja. Manchmal bin ich so müde, und dann schlafe ich ein und verliere die Zeit.“
    „Du meinst, du erinnerst dich nicht an das, was vor dem Einschlafen war?“
    „Ja. Meine Mama sagt das auch.“
    „Deine Mama? Ist sie nicht im Himmel?“
    „Nein. Ja. Ich … ich meine die andere Mama, die mit dem weißen Kittel. Sie heißt Alexandra. Sie besucht mich jeden Tag.“
    „Du magst Dr. Cordes sehr?“
    „Ja. Sie schenkt mir Schokolade, wenn ich die Zeit nicht verliere und mich erinnere.“
    „Was ist denn deine liebste Erinnerung?“
    „Papa und Mama. Ich liebe meine Mama im Himmel. Früher ging sie immer mit mir auf den Spielplatz. Ich habe mich auf das Karussell gelegt, und sie schubste mich an, und der Himmel drehte sich, und die Bäume und meine P-p-p-puppe. Und manchmal gingen wir spazieren. Das war sch-sch-schön.“
    „Da hat sie dir sicher die Natur

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