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EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

Titel: EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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Drohung und Botschaft ihres imaginären Freundes Bobby. Du musst mit Jörg über sie sprechen.“
    „Ich weiß. Aber Katharina hält das alles für ein Spiel.“
    „Weißt du eigentlich, dass sie Bobby benutzt, um zu dir durchzudringen?“
    „Wie sollte er zu mir durchdringen? Bobby ist ein Phantom.“
    „O nein, Bobby ist kein Phantom“, sagte Mathilda van Cleef ernst.

Kapitel 23
    München – Freitag, 3. November 2006
    Der Pole hatte eine winzige Überwachungskamera auf der niedrigen, moosbewachsenen Mauer installiert und sie mit einigen Efeuzweigen getarnt.
    Seit einer Stunde saß er in einem Haus in der Gundelindenstraße in München und beobachtete den Monitor, aber er konnte Michail Heptnas Haus nicht sehen, auch nicht, ob drinnen Licht brannte. Das Herbstlaub der Bäume war noch so dicht, dass es das gegenüberliegende Seeufer vollkommen verdeckte.
    Schuberts Winterreise drang aus der Stereoanlage seines CD-Players. Er ertappte sich dabei, dass Konstantin Kollmann sich immer stärker in sein Bewusstsein schlich. Normalerweise machte er sich nie Gedanken über seine Auftraggeber, ebenso wenig wie über die Opfer. Er handelte effizient, kalt und rücksichtslos. Doch für Kollmann empfand er mit einem Mal etwas, das er bis heute nicht gekannt hatte: Lito ść . Mitleid.
    Er hatte Kollmanns Anweisungen ausgeführt, ohne Fragen zu stellen. Er wusste: Antworten erhielt er immer, wenn er vor der Ermordung die Gewohnheiten der Opfer studierte. Und in der Regel verdienten sie den Tod. Richard Kollmanns Enkel hatte ihm vier Namen mitgeteilt, vier Opfer, die den Tod verdient hatten. Er hatte wie immer keine Fragen gestellt, er wollte nur seinen Auftrag erledigen und sein Honorar kassieren.
    Doch allmählich begann er zu begreifen, warum Kollmann diese Menschen beseitigen ließ. Sie waren Abschaum, Verbrecher, die unter dem Deckmantel des Patriotismus gehandelt hatten. Sie waren nicht besser als die Männer, die Maryam Krasinski 1944 in Kollmanns Wohnung missbraucht hatten.
    Seine Haut glühte jetzt, erhitzt vor Zorn. Das Herz hämmerte, presste mit jedem Schlag mehr Blut in seinen Körper, jagte es durch die Halsschlagader und ließ seinen Schädel pochen. So begann es immer, bevor er seinen Auftrag durchführte.
    Seine Reise zu seinem wahren Ich war fast zu Ende. Vier Fotografien, vier Namen, vier Aufträge; besondere Aufträge an vier verschiedenen Orten, eine kleine Reise um die Welt.
    Eine Reise war nicht immer ungefährlich, hatte seine Mutter ihm gesagt. Die Helden, die in ihren Geschichten die Welt durchwanderten, wurden auf ihrem Weg von mächtigen Zauberern, blutrünstigen Ungeheuern, hinterlistigen Ratgebern oder falschen Freunden, ja sogar von ihrer eigenen Dummheit verfolgt, wie in der Geschichte von den beiden Fröschen aus Japan. Seine Mutter hatte aber auch behauptet, dass im rechten Augenblick immer Retter zur Stelle waren.
    Aber während seiner Kindheit war kein Retter in Sicht gewesen, und seine Mutter war im Moskauer Armenhaus an Unterernährung gestorben, während ihr sechsjähriger Sohn in den frühen Morgenstunden durch die Stadt gestreunt war, um im nahe gelegenen Bäckerladen warmes, duftendes Brot für sie zu stehlen. Als er zurückkam, fand er ihr Bett verlassen vor. Es war zu spät.
    Heute war er ein solcher Retter wie die Helden in den Geschichten, und er kam nie zu spät. Er befreite die Welt von Menschen, die dort einfach nicht leben sollten, wie diese beiden Männer: Michail und Andrej Heptna.
    Man musste Vertrauen haben, hatte seine Mutter immer gesagt. Vertrauen wurde belohnt. Der Weg führte zu seinem Ich, auch wenn am Rande immer Grausames geschah, wie beispielsweise heute Nacht bei den Heptnas.
    Noch einmal warf er einen Blick auf den Monitor, er würde warten, obwohl er nicht glaubte, dass Heptnas Sohn Andrej schon in den nächsten Stunden zurückkam. Andrej betrieb ein kleines italienisches Restaurant im Arabellapark und war nur selten vor Mitternacht zu Hause.
    ***
    Mittwochabend hatte der Auftritt der Stripperin Polly im Wilden Mann in Schwabing den Testosteronspiegel des vierzigjährigen Andrej Heptna wieder einmal auf einen neuen Höchststand gebracht. Die schwabbeligen Oberschenkel verzieh er ihr, weil er einmal ihre prallen Brüste hatte begrabschen dürfen, als sie beide nicht mehr ganz nüchtern waren. Die Vorstellung, dass ihm das Vergnügen ein weiteres Mal gewährt werden könnte, und vielleicht sogar noch mehr, trieb ihn immer wieder nach der abendlichen Abrechnung

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