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EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

Titel: EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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eindeutig. Max ist Katharinas Vater.“
    „Vielleicht wurde der Test manipuliert.“
    Er sehnte sich danach, sie in den Arm zu nehmen, sie zu trösten und ihr zu sagen: Jakob ist tot. Mausetot.
    „Und da ist noch etwas. Manchmal glaube ich, dass er mich Katharina nennt. Und dann habe ich das Gefühl, ich bin Katharina und nicht Anna …“
    ***
    Kreiler stand am Fenster und blickte ihr nachdenklich hinterher, als sie rasch in Richtung S-Bahn-Station ging. Seufzend setzte er sich an seinen Schreibtisch und schaltete das Diktiergerät ein.
    „Heute ist Donnerstag, der 28. September 2006, sechzehn Uhr. Anna Gavaldo war in meiner Praxis …“
    Aber da meldete sich sein Piepser, und dreißig Minuten später stand er am OP-Tisch, um einem Patienten mit einer frischen Hirnblutung das Leben zu retten.
    Erst gegen Mitternacht, zurück in der Villa, konnte er seinen Gedanken freien Lauf und das Gespräch mit Anna Gavaldo Revue passieren lassen.
    Mit den angewandten Psychoanalysen der vergangenen Wochen hatte er in ihrem Gehirn einen Prozess in Gang gesetzt, den er in seinen kühnsten Träumen nicht für möglich gehalten hätte.
    Er hatte schon häufiger versucht, sie zu verstehen, dabei aber festgestellt, dass er sie nur schwer erreichen konnte. Er wusste, dass ihr Trick des Abtauchens nur dem Eigenschutz diente, da sie sehr sensibel und verletzbar war. Sie scheute offene Auseinandersetzungen, selbst wenn sie völlig harmlos waren. Anna ließ Gefühle seit jenen Ereignissen nicht mehr nach draußen. Ihre Scheu, der nackten Wahrheit ins Gesicht zu sehen, ließ ihre Phantasie gedeihen. Sie lebte manchmal sogar völlig in einer Traumwelt, bis sie vom Alltag wieder eingeholt wurde.
    Ihre Schwester Katharina war da ganz anders gewesen. Sie war ein sinnlicher Mensch und – wie er – allen schönen Dingen des Lebens zugetan. Sie war eine Genießerin, hatte Geschmack und hatte als Krankenschwester hart gearbeitet. Geduld war ihre Stärke, doch manchmal konnte das bei Katharina auch in Sturheit ausarten. Sie hatte sich immer gerne Zeit gelassen und wollte ihren eigenen, natürlichen Rhythmus finden.
    Sie war keine Träumerin wie Anna, sie konnte sehr realistisch sein, deshalb war Katharina für ihn der Fels in der Brandung gewesen, an dem er sich orientiert hatte. Auch er strebte nach Besitz und Sicherheit. Katharina war sein Eigen gewesen, und er hatte sie nie mehr hergeben wollen.
    Katharina … Wenn seine Gedanken sie umkreisten, legte sich die Einsamkeit wie ein schweres Tuch auf ihn und erinnerte ihn an jenen schicksalsträchtigen 27. Oktober 1995, der ihm bewusstgemacht hatte, dass er seit Katharinas Ermordung aufgehört hatte zu leben.
    ***
    München, November 1995
    Das Büro des Beerdigungsinstituts Borowski war spartanisch eingerichtet: ein schlichtes Kreuz an der weißen Wand, ein einfacher Schreibtisch aus Nussbaum und ein grauer Teppichboden, der die Schritte dämpfte.
    Die Schreibtischlampe unterstrich mit ihrem kalten Licht die schaurige Atmosphäre, und Dr. Jörg Kreiler konnte ein Frösteln nicht unterdrücken. Auf dem Schreibtisch stapelten sich die Akten, die der Mann dahinter rasch beiseiteschob, als Jörg sich setzte.
    Lothar Borowski begrüßte ihn mit einem wohlwollenden Blick. Jörg schätzte den Bestattungsunternehmer in seinem dunklen Anzug auf mindestens siebzig, vielleicht älter, aber seine rosafarbene Haut strahlte vor Gesundheit. Sein kahler Schädel hatte unter der grauen Beleuchtung etwas mondähnlich Imposantes. Die tiefschwarze Fliege hing auf eine Weise schief, die vermuten ließ, dass er sich in Windeseile für seinen Gast umgezogen hatte.
    Borowski führte ihn schweigend in die Kapelle. Während sie stumm nebeneinander hergingen, dachte Jörg an die drei Worte, die seine Welt hatten einstürzen lassen. Drei Worte, die Katharinas Mutter in den Telefonhörer gesprochen hatte. Nein, es waren vier Worte gewesen: „Katharina ist tot. Ermordet.“ Und nach einer kurzen Pause am anderen Ende der Leitung: „Kommst du zur Beerdigung? Ihre Leiche wird in etwa vier Tagen freigegeben.“
    Er hatte den Hörer aufgelegt und danach und auch später das Telefon immer wieder läuten lassen. Wie konnte sie ihre Tochter bloß so nennen? Ihre Leiche statt einfach nur Katharina.
    Eine Leiche hatte keinen Namen, keine Konsistenz, keine Wünsche. Für sie würde sich nichts mehr ereignen. Sie würde nie mehr zu irgendetwas ihre Meinung sagen, nie mehr von ihrem Schmerz sprechen. Aus Katharina war eine

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