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EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

Titel: EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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unbewegliche starre Hülle geworden, für die nichts mehr eine Rolle spielte, auch er nicht.
    Als Arzt wusste er, was man in einem Leichenschauhaus mit einem Körper nach der Obduktion machte. Außer dass man sie in ein Kühlfach legte oder sie beiseitestellte, bis jemand sie abholte, geschah nichts mit ihr. Gar nichts.
    Und jetzt war er hier in Borowskis Beerdigungsinstitut und wollte vor der morgigen Beisetzung Abschied von seinem Mädchen nehmen. Er glaubte, im Hintergrund dezente Musik zu hören. Oder war es Katharina, die, von weichem Samt umgeben, in dem Mahagonisarg lag und seinen Namen rief? Es klang wie ein süßes, weit entferntes Lied.
    Sein Herz pochte. „Öffnen Sie bitte den Sarg.“
    Lothar Borowski sah ihn entsetzt an. „Morgen ist die Bestattung. Ich habe alles Mögliche getan, sie einigermaßen für die Beerdigung vorzubereiten. Dennoch ist es kein schöner Anblick. Wollen Sie sich dem wirklich aussetzen? Ich könnte das Licht noch mehr dämpfen.“
    „Bitte.“ Seine Stimme klang tonlos.
    Borowski hob den Deckel und trat mit gesenktem Kopf, die Hände respektvoll gekreuzt, einige Schritte zurück.
    Jörg holte kaum wahrnehmbar Luft. Er wusste, was der Tod bedeuten konnte, doch zwischen dem natürlichen Ableben und diesem Tod stand eine Bestie, die ein blühendes Leben auf grausame Weise ausgelöscht hatte.
    Sein Herz galoppierte. In seinem Kopf hallten Katharinas Schreie durch die Nacht, begleitet vom Singsang ihres Mörders. Er hörte ihr unaufhörliches Weinen, ihr krampfhaftes Schluchzen während der Vergewaltigung, ihr Flehen, sie nicht zu töten.
    Er nahm eine Haarsträhne in die Hand und flüsterte leise: „Meine Liebe.“
    Dann drehte er sich abrupt um, ging zum Eingang der Kapelle und nahm am äußersten Ende einer Reihe von Klappstühlen Platz. Er blickte auf seine im Schoß gefalteten Hände. Tief in seinem Inneren spürte er das Zittern, von dem er gehofft hatte, es würde nachlassen, wenn er sich einen Moment hinsetzte. Der Tod seiner Mutter hatte ihn tief berührt, doch der Schmerz, den er heute empfand, war unvergleichbar größer. Er griff in die Tasche seines Sportsakkos und tastete nach den blauen Beruhigungstabletten: Valium 20.
    Er rutschte auf seinem Stuhl herum und blickte auf, als ein Mann die Kapelle betrat. Auch Borowski wunderte sich über das Erscheinen des Fremden. Der Mann blieb steif an Katharinas Sarg stehen, die Hände gefaltet, während seine Augen herumhuschten. Augen, in denen nur kalte Gleichgültigkeit lauerte. Jörg hörte, dass der Fremde kurz mit Borowski sprach. Die Worte bedeuteten nichts.
    Für einen Moment schloss Jörg die Augen und konzentrierte sich auf die flüsternden Geräusche, doch er hörte nur das pfeifende Dröhnen in seinem Kopf und den leisen Hauch seines Atems.
    Sein Mädchen war tot. Vorher war ihm alles hell, strahlend und leicht erschienen. Er hatte sie grenzenlos geliebt, Katharina war ihm unsterblich erschienen. Jetzt hatte sie ihn verlassen, zurückgelassen mit seiner Sehnsucht. Sie hatte nicht auf ihn gewartet, es gab kein Auf Wiedersehen, keinen Abschiedskuss. Er konnte nur abwarten, wie es ohne sie weitergehen würde. Konnte es überhaupt weitergehen? Jeder kehrte nach der Beerdigung in sein Leben zurück. Und Anna? Wie würde sie mit dem Tod ihrer Schwester umgehen? Die süße Anna erinnerte ihn so sehr an Katharina. Merkwürdig, dass ihm diese Ähnlichkeit mit einem Mal so quälend bewusst wurde.
    Er beobachtete den Fremden, der sich nun vom Sarg entfernte.
    Was wäre, wenn Katharinas Mörder hier auftauchen würde, fragte er sich. Was brütete ein krankes Hirn nach einem Mord sonst noch aus? Vielleicht, sich an dem Anblick ein letztes Mal aufzugeilen?
    Als er die Kapelle verließ, rannte er beinahe in Katharinas Jugendfreund Severin Corelli hinein, der wohl auch in aller Stille Abschied nehmen wollte. Plötzlich hielt Severin inne und drehte sich nach ihm um. Seine Augen blickten vorwurfsvoll. Wollte er ihm damit sagen, dass er Katharina im Stich gelassen hatte?
    Er wandte sich ab, um diesen Augen zu entgehen, die ihn aus einem fremden Gesicht anstarrten.
    ***
    Die Gegenwart der Villa holte ihn wieder ein. Er biss die Zähne zusammen und atmete langsam und konzentriert durch. Dann drückte er die Zigarette im Aschenbecher aus, ging ins Schlafzimmer, öffnete die Schublade seiner Kommode und nahm Katharinas Glasperlenkette heraus, die Anna ihm vor Jahren geschenkt hatte. Sie war zerrissen. Er hielt die kleinen Kugeln lose in

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