EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)
etwas verschwiegen“, fuhr Kreiler fort. „Sie haben mir verschwiegen, wie Sie sie vorgefunden haben. Sie haben mir viele Details geschildert, aber Sie müssen mir etwas Wesentliches vorenthalten haben.“
Van Cleef schwieg.
„Ich weiß, warum Sie diesen Dr. Corelli alias Jakob getötet haben. Man kann es Ihnen nicht übelnehmen.“
„Mir nicht übelnehmen?“, wiederholte van Cleef zögernd. „Ich habe Frau Gavaldos Leben gerettet und nebenbei mein eigenes und das von Lukas Hübner. Und womöglich das von vielen anderen Frauen …“ Van Cleef atmete tief ein. „Also kommen Sie mir nicht mit Man kann es Ihnen nicht übelnehmen .“
„Es tut mir leid. Aber wenn Sie mir nicht die ganze Wahrheit sagen, wird Frau Gavaldo nie mehr die sein, die sie einst war. Das geht dann auf Ihre Kappe.“
„Frau Gavaldos Verstand hat durch die Drogen, die dieses Monster ihr verabreicht hat, gelitten. Er hat sie vollkommen hörig gemacht!“
Kreiler wurde blass.
„Nachdem ich sie damals im Keller seines Hauses mehr tot als lebendig vorgefunden hatte, musste ich miterleben, wie sie mich angefleht hat, ihn nicht zu töten, weil sie ihn liebte. Er hat sie auf bestialische Weise geschändet. Wir haben grauenvolle Vorrichtungen im Keller und im Dachgeschoss gefunden.“
Kreiler starrte ihn an.
„Sie … sie … Frau Gavaldo hat Sie angefleht, ihn nicht zu töten?“
„Ja“, flüsterte van Cleef. „Sie stand unter dem Einfluss von Rompun und Ketamin, zwei Substanzen, die einen Menschen willenlos und gefügig machen.“
„Sie hat also zu ihm gestanden, als jeder andere ihn verlassen hatte? Sie ist bei ihm geblieben, obgleich er ihre Schwester auf grausame Weise getötet hat? Sie hat sich ihm hingegeben?“
„Nein! Er hat sie genommen und willenlos gemacht.“
„Er muss sexuellen Gefallen an ihr gefunden haben, anders kann ich es mir nicht erklären“, sagte Kreiler leise.
„Ja, das hat er wohl. Aber er wollte sie töten. Das ging eindeutig aus dem Schreiben hervor, das wir damals in ihrer Wohnung gefunden haben. Jakob hat in ihr seine Mutter gesehen, er konnte bei ihr gleichzeitig Mann und Kind sein. Deshalb hat er sie an eine Milchpumpe angeschlossen. Er wollte, dass Milch aus ihrer Brust floss, damit er sich wieder als Kind fühlen konnte, und als Mann konnte er sie schänden, wann immer er wollte, und sie mit seiner perversen Zuneigung überschütten. Frau Gavaldo hat sich unbewusst selbst hintangestellt und ihn in ihrem Drogenrausch vergöttert.“
„Beziehungen entstehen aus vielerlei Gründen“, antwortete Kreiler. „Manipulation ist eine davon. Was sicher auch ein Grund dafür sein mag, warum Annas Verstand versagt hat. Jetzt verstehe ich auch ihre Absencen. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass sie von diesem Mann träumt und dass es nicht nur Alpträume sind. Offensichtlich hat Jakob für sie eine Romanze inszeniert und seine Erfahrung als reifer Mann ins Spiel gebracht. Als junge, unerfahrene Frau unter Drogeneinfluss war sie ein gefundenes Fressen.“
„Romanze?“, rief van Cleef. „Er hat sie gequält, er hat ihr einen skalpierten Schädel vorgesetzt und einen Spiegel angerußt, um sie mit dem Spiegelbild des Todes zu konfrontieren, während er die Milchpumpe auf Hochtouren laufen ließ und sie dabei missbrauchte.“
„Das wusste ich nicht“, sagte Kreiler. „Bitte entschuldigen Sie mein Benehmen von vorhin. Aber ich konnte einiges an Annas Reaktionen nicht nachvollziehen. Jetzt weiß ich, wo ich mit der Therapie ansetzen muss.“
Van Cleef nickte kurz, als Zeichen, dass er die Entschuldigung akzeptierte. Und trotzdem war ihm unwohl bei dem Gedanken, dem anderen solche Details preisgegeben zu haben.
Kreiler holte tief Luft. „Corelli wurde von ihr geradezu magisch angezogen, weil sie jemand war, die ihm eine neue Art von Energie gab, Energie, die er allein oder mit den anderen Frauen nie hatte, auch nicht mit Katharina.“
Van Cleef schwieg.
„Energie, die seine kriminelle und kranke Kreativität in ungeahnte Höhen katapultieren konnte.“
„Auf Kosten einer Achtzehnjährigen“, antwortete van Cleef grimmig. „Es war nicht geplant, dass Anna sich tatsächlich nach Jakob sehnen und mit ihm schlafen würde.“
„Wahrscheinlich wollte sie ihm zeigen, wie viel er ihr bedeutete“, sagte Kreiler, und seine Stimme schien zu flattern.
„Jedenfalls hat er ihr Vertrauen bestialisch zerstört: Er hat ihr die Tsantsa gezeigt. Von diesem Moment an wusste sie, was er
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