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Eiskalter Wahnsinn

Eiskalter Wahnsinn

Titel: Eiskalter Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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hatte: höflich, ruhig, interessiert, ein guter Zuhörer, der gefallen wollte.
    „Danke“, erwiderte sie und zwang sich zu einem Lächeln.
    „Ärzte irren sich manchmal, weißt du.“ Er wirkte traurig, als er aufstand, und sie wappnete sich vor einem Angriff. „Die wissen auch nicht alles“, fügte er hinzu.
    Damit wandte er sich ab und ging.

31. KAPITEL
    Mittwoch, 17. September
    Mitternacht war vorüber, doch die Übelkeit legte sich nicht.
    Ihm blieb noch eine Stunde, ehe er fort musste. Heute hatte er einen langen Tag vor sich. Er hatte diese Doppelschichten schon häufiger übernommen, und es hatte ihm nichts ausgemacht. Aber heute machte es ihm was aus. Er hatte nicht schlafen können und immer wieder an seine Kindheit gedacht, an das Warten auf die Mutter, die stets um Mitternacht gekommen war und ihm ihre hausgemachte Medizin verabreicht hatte, wonach er prompt noch mehr Schmerzen bekommen hatte.
    Heute würde er gezwungen sein, diese gnadenlose Übelkeit, die er bereits jeden Tag seiner Kindheit durchlitten hatte, zu verbergen. Das hatte er schon einmal geschafft und es überlebt, er würde es wieder können.
    Er bedauerte jetzt, Joan nicht gleich in der ersten Nacht erledigt zu haben. Er hatte sogar die Kettensäge mitgebracht, um sie Stück für Stück zu zerlegen, in der Hoffnung, irgendwie an seine Trophäe zu gelangen. Stattdessen hatte er sich in letzter Minute entschlossen abzuwarten.
    Es war die falsche Entscheidung gewesen, eine dumme, dumme, dumme Entscheidung!
    Er hatte geglaubt, warten zu können, bis sie ihm erzählte, wo ihr wertvoller Hormonmangel saß. Das hätte ihm eine blutige Sauerei erspart. Er hasste Sauereien. Abgrundtief. Und die Kettensäge zu reinigen war die blutigste Sauerei überhaupt. Inzwischen hatte er jedoch ein noch größeres Problem zu bewältigen. Nicht nur, dass er sich gegen alle wehren musste, die ihn fertig machen wollten – alle, die im Steinbruch gruben –, er musste sich auch überlegen, wie er Joans Leiche entsorgen sollte, wenn er mit ihr fertig war.
    Aber dazu war jetzt keine Zeit. Er musste sich auf den Tag vorbereiten. Außerdem durfte er sich nicht durch dauernde Sorgen unter Druck setzen, oder sein rebellierender Magen brachte ihn um.
    Er kratzte die Mayonnaise aus dem Glas. Das widerliche Geräusch des am Glas schabenden Messers ging ihm auf die ohnehin ramponierten Nerven. Wie sollte er in diesem Zustand arbeiten?
    Nein, er durfte nicht an sich zweifeln. Natürlich konnte er arbeiten.
    Er verteilte die weiße Creme gleichmäßig auf einer Scheibe weichem Weißbrot, vorsichtig, ohne das Brot zu zerren, und bestrich langsam jede Ecke, ohne jedoch die Kruste zu berühren. Dann wickelte er zwei Scheiben Käse aus und legte sie so auf das Brot, dass sie nicht an den Seiten überhingen oder die Kruste berührten, jedoch in der Mitte überlappten. Das überlappende Stück der oberen Käsescheibe schnitt er sorgfältig ab und legte es beiseite.
    Danach langte er hinauf in den Schrank hinter Pepto Bismol und Hustensirup nach der braunen Flasche, die seine Mutter dort jahrelang verborgen hatte. Er öffnete sie, streute daraus einige Kristalle auf den Käse und stellte die Flasche in ihr Versteck zurück.
    Nachdem er auch die zweite Scheibe Brot ordentlich mit Mayonnaise bestrichen hatte, legte er sie auf die erste. Zum Schluss schnitt er, was besonders wichtig war, ringsum die Kruste ab und teilte das Brot in zwei Hälften – diagonal, nicht in der Mitte geschnitten. So war es gut. Perfekt.
    Perfekt, einfach perfekt.
    Er wickelte seine Kreation in weißes Wachspapier und legte es auf ein Tablett zu einer Dose Cola, einem Beutel Kartoffelchips und einem Riegel Snickers. So einen Lunch hatte ihm seine Mutter jeden Tag in seiner Kindheit zubereitet – jedenfalls soweit er sich erinnerte. Der perfekte Lunch. Er fühlte sich immer besser danach. Doch dieser Lunch war nicht für ihn, sondern für seinen Gast.
    Der Gedanke, dass sie sein Gast war, ließ ihn schmunzeln. Er hatte noch nie Gäste gehabt. Schon gar nicht über Nacht. Seine Mutter hätte das nie erlaubt. Und obwohl Joans Anwesenheit ein Versehen war, ein Fehler, eine Sauerei … nun ja, vielleicht, ganz vielleicht gefiel ihm ja die Vorstellung, einen Gast zu haben. Es gefiel ihm, jemanden zu haben, den er zur Abwechslung mal beherrschen konnte. Zumindest für kurze Zeit. Zumindest bis er sich entschieden hatte, wie er die Teile loswerden sollte, die er nicht gebrauchen konnte.
    In dem Moment fiel es

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