Eiskalter Wahnsinn
tragen sollen.“
Luc lächelte vor sich hin. Na bitte, er hatte gewusst, dass es nicht ihre Farbe war. Er öffnete wieder sein Notizbuch und notierte: „Kein Flüstern. Leute sollen sich in normaler Lautstärke unterhalten.“
Die junge Frau blickte ihn lächelnd über die Schulter hinweg an. Ihre Augen waren geschwollen, obwohl sie nicht mehr weinte. Er lächelte zurück und nickte leicht. In sein Notizbuch schrieb er: „Weinen nicht erlaubt. Und vielleicht ein bisschen fröhliche Musik. Nicht diese … diese Leichenhallenmusik.“
Er versuchte sich zu erinnern, welche Musik er mochte, und konnte es nicht. Es musste doch möglich sein, sich an ein Lied oder einen bestimmten Sänger zu erinnern. Wie konnte er Musik vergessen?
In dem Moment fiel ihm auf, dass die beiden Frauen wieder tuschelten, aber diesmal blickte ihn die Ältere an, während die Jüngere etwas zu Marley sagte. Die redeten über ihn und fragten sich vermutlich, wer er war und warum sie ihn nicht kannten.
Zeit zu gehen.
Er stand auf und schlurfte langsam durch die lange enge zweite Stuhlreihe. An der Tür angelangt, hörte er einen von ihnen etwas über Pantoffeln sagen und wusste, dass sie in der Tat über ihn redeten.
Luc schaffte es über den Flur, zur Tür hinaus und auf die Straße. Immer noch kein Marley hinter ihm. Natürlich würde er die hübsche Brünette nicht allein lassen. Luc nahm sich also einen Moment Zeit, zu Atem zu kommen und noch etwas in sein Notizbuch zu kritzeln. „Pantoffeln. Begrabt mich in meinen Pantoffeln. In den blauen, nicht in den braunen.“
Er klappte das Notizbuch zu und steckte es mit dem Kuli in die Hemdtasche. Da entdeckte er im Spiegel des Schaufensters einen Mann auf der anderen Straßenseite, der ihn beobachtete. War das Marley? Er mochte sich nicht umdrehen, um nachzuschauen. Der Mann sollte nicht wissen, dass er ihn bemerkt hatte. Er blieb stehen, als betrachte er den Schnickschnack in der Auslage des Ladens, der einmal Ralphs Fleischerei gewesen war. Zwischen den Reihen von Glocken- und Windspielen, genau dort, wo früher die Salamis hingen, suchte er im Spiegelbild nach dem Mann und sah ihn nicht mehr. Er wagte einen raschen Blick über die Schulter. Der Mann war fort.
Luc blickte auf die Pantoffeln an seinen Füßen. Er konnte sich nicht erinnern, sie heute Morgen angezogen zu haben. War da überhaupt ein Mann gewesen, der ihn verfolgt hatte? Oder hatte er sich das eingebildet?
33. KAPITEL
Maggie schob das Tablett des Zimmerservice beiseite und nahm sich einen letzten Toast. Sie sah auf ihre Uhr. Heute hatte sie einiges zu erledigen, Besuche machen, mit Leuten reden. Adam Bonzado hatte sie heute Morgen angerufen und in sein Labor an der Universität eingeladen, um einen Blick auf eines der Opfer zu werfen. Er schien den Eindruck zu haben, dass sie offiziell mit diesem Fall betraut war. Vielleicht hatte ihn Sheriff Watermeier sogar dahingehend unterrichtet. Sie war nicht sicher, warum sie überhaupt erwog, der Einladung zu folgen. Der Besuch dort half ihr vermutlich nicht, Joan Begley zu finden. Aber Bonzado lehrte an der Universität von New Haven, dort, wo auch Patrick war.
Sie blickte wieder auf ihre Armbanduhr und nahm ihr Handy heraus. Sie hatte dieses Gespräch lange genug hinausgezögert und drückte die Nummer ein, die sie auswendig kannte.
Gwen antwortete beim zweiten Klingeln, als hätte sie den Anruf erwartet.
„Sie ist es nicht“, sagte Maggie ohne Einleitung und wartete, dass Gwen die Mitteilung verdaute.
„Gott sei Dank!“
„Aber Joan ist verschwunden“, bestätigte Maggie, um Gwen nicht in falscher Sicherheit zu wiegen. Sie schob auf dem Hotelschreibtisch eine Akte beiseite und holte das Foto von Joan Begley hervor, das Gwen ihr gegeben hatte.
„Erzähl mir, was du herausgefunden hast“, bat Gwen.
„Ich war gestern Abend in ihrem Hotelzimmer.“
„Die haben dich reingelassen?“
„Sagen wir einfach, ich war gestern Abend in ihrem Zimmer, okay?“
Ihr fehlte heute die Geduld, sich eine Lektion über das Befolgen von Regeln anzuhören. Immerhin war Gwen auch auf ungewöhnlichen Wegen an Informationen über ihre Patientin gelangt. „Wie es aussieht, ist sie seit Samstag verschwunden. Aber ich glaube nicht, dass sie einfach abgehauen ist. Ihre Sachen sind im Raum verteilt, als hätte sie vorgehabt zurückzukommen.“
„Hältst du es für möglich, dass jemand sie überredet hat, einfach so ohne alles mit ihm wegzugehen?“
„Schwer zu sagen. Aber ohne
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