Eiskalter Wahnsinn
pochend eine Verhärtung, ihre Augen flehten um Schlaf, und sie fragte sich, ob die Fantasie ihr Streiche spielte. Während sie auf dem Parkplatz ihre Taschen ausgeladen hatte, war sie das Gefühl nicht losgeworden, jemand beobachte sie. Gesehen hatte sie allerdings niemanden.
Während sie auf die Empfangsdame wartete – oder die „Empfangsdame in Ausbildung“, wie es auf Cindys Plastik-Namensschild hieß –, überlegte sie, was sie Gwen erzählen sollte. Trotz aller Mühen heute hatte sie immer noch keinen Schimmer, wo sich Joan Begley aufhielt. Womöglich war sie sogar hier, im Ramada Plaza Hotel unauffällig untergetaucht.
Maggie sah zu, wie Empfangsdame Cindy die Kreditkarteninformationen eingab. Sie wusste, dass die Regeln des Hotels es nicht gestatteten, ihr Joans Zimmernummer zu sagen.
Maggie wollte keine Aufmerksamkeit auf sich lenken oder gar Alarm auslösen, indem sie ihre FBI-Marke zückte. Stattdessen sagte sie: „Eine Freundin von mir wohnt auch hier. Könnte ich ihr eine Nachricht hinterlassen?“
„Sicher“, erwiderte Cindy, reichte ihr einen Kuli, eine gefaltete Karte und einen Umschlag mit Hotelemblem.
Maggie notierte rasch ihren Namen und ihre Handy-Nummer, faltete die Karte, steckte sie in den Umschlag, schob die hintere Lasche hinein und schrieb Joan Begley auf die Vorderseite. Sie übergab Cindy den Umschlag, die kurz auf den Namen schaute, dann in ihrem Computer nachsah und etwas auf den Umschlag kritzelte, ehe sie ihn in das Fach „Mitteilungen“ schob. Joan war also tatsächlich als Gast registriert.
„Hier ist Ihre Schlüsselkarte, Miss O’Dell. Ihre Zimmernummer steht auf der Innenseite der Lasche. Die Lifte sind um die Ecke rechts. Brauchen Sie Hilfe mit Ihrem Gepäck?“
„Nein, danke, ich habe schon alles dabei.“ Sie schlang sich den Riemen der Kleidertasche über die Schulter, nahm ihr Computercase und machte einige Schritte, ehe sie sich noch einmal umdrehte. „Ach, da fällt mir ein, ich habe vergessen, meiner Freundin zu schreiben, um welche Zeit wir uns morgen treffen. Könnte ich das noch rasch notieren?“
„Aber sicher“, erwiderte Cindy, nahm den Umschlag aus dem Fach und schob ihn ihr über den Tresen zu.
Maggie öffnete den Umschlag und tat, als schreibe sie eine Zeit auf. Dann klebte sie den Umschlag zu und gab ihn Cindy zurück. „Herzlichen Dank.“
„Kein Problem.“ Cindy schob den Umschlag wieder in das Fach zurück, ohne sich bewusst zu sein, dass sie Maggie soeben Joan Begleys Zimmernummer gezeigt hatte.
Im eigenen Zimmer angelangt, warf Maggie die Taschen auf das Bett, schüttelte die Schuhe ab, zog die Jacke aus und zerrte die Bluse aus dem Bund. Sie fand den Eiseimer, schnappte sich ihre Schlüsselkarte und machte sich auf den Weg hinauf zu Zimmer 624. Als sie oben aus dem Lift trat, ging sie zunächst zur Eismaschine und füllte den Plastikeimer auf. Danach schlich sie auf Socken den Flur entlang, um Joans Zimmer zu finden, und wartete.
Sie warf sich einen Eiswürfel in den Mund. Seit dem Sandwich im Steinbruch hatte sie nichts mehr gegessen. Vielleicht sollte sie sich etwas beim Zimmerservice bestellen. Wie auf Kommando ertönte ein „Ping“ um die Ecke, als der Lift anhielt. Gleich darauf bog ein schwarzweiß gekleideter junger Mann mit einem Tablett über dem Kopf um die Ecke und ging in die entgegengesetzte Richtung, um am Ende des Flures eine Bestellung abzuliefern. Maggie wartete, bis er zurückkam und sie sah, ehe sie die Schlüsselkarte in den Schlitz schob.
„Verflixt!“ sagte sie laut genug, damit er es hörte.
„Gibt es ein Problem, Miss?“
„Meine Schlüsselkarte funktioniert nicht. Das ist schon das zweite Mal heute Abend.“
„Lassen Sie es mich versuchen.“
Er nahm die Karte und schob sie in den Schlitz, bekam jedoch dieselbe hartnäckige Weigerung zu spüren. Er versuchte es wieder etwas tiefer. „Sie müssen sich wahrscheinlich am Empfang eine neue ausstellen lassen.
„Schauen Sie, ich bin erledigt, Ricardo“, gestand sie nach einem kurzen Blick auf sein Namensschild. „Ich will jetzt nur noch kurz die Nachrichten sehen und dann schlafen. Könnten Sie mich hereinlassen, damit ich mir für heute den Weg nach unten erspare?“
„Sicher, warten Sie eine Minute.“ Er holte seine Generalkarte aus der Tasche, und Sekunden später hielt er ihr bereits die Tür auf.
„Herzlichen Dank“, sagte sie und beglückwünschte sich zu ihrem schauspielerischen Talent. Sie blieb wartend in der Tür stehen und
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