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Eiskalter Wahnsinn

Eiskalter Wahnsinn

Titel: Eiskalter Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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er fest.
    Luc hörte immer mehr Fahrzeuge auf dem Whippoorwill Drive. Vielleicht war unten im Steinbruch wieder etwas los. Er glaubte, vorhin Sirenen gehört zu haben. In den lokalen Mittagsnachrichten hatten sie von einem Wagen berichtet, der im Hubbard Park gefunden worden war. Aber das war in Meriden, nicht unten an der Straße. Er würde das Haus nicht verlassen und nachsehen. Früher hätte man ihn kaum davon abhalten können. Aber heute … heute konnte er nicht mal den Fuß auf die Veranda setzen, ohne dass er zu zittern begann. War das ein Vorgeschmack auf das, was aus ihm werden würde: ein alter Mann, der das Haus nicht mehr verließ und sich nicht erinnerte, wo er war?
    Agentin O’Dell hatte ihn heute Morgen gebeten, doch bitte Julia anzurufen, damit sie wusste, dass es ihm gut ging. Aber wenn seine Tochter von dieser Geschichte hier gar nichts erfuhr, brauchte er ihr auch nicht zu bestätigen, dass es ihm gut ging. Jedenfalls war das seine Argumentation. Er wusste, dass er sie anrufen sollte. Er wollte ja auch. Seit er mit ihr gesprochen hatte … großer Gott, wann war das gewesen? Lag das erst Tage zurück oder bereits Wochen?
    Er hörte wieder einen Wagen, doch diesmal klang es, als wäre er in seiner Zufahrt. Als er die Tür erreichte, kam Agentin O’Dell bereits die Stufen zu seiner Veranda hinauf. Er hielt die Tür auf, leicht verlegen, als er merkte, dass er immer noch den Baseballschläger in der Hand hatte.
    „Was ist das für ein Aufruhr da unten an der Straße?“
    „Ich bin mir nicht sicher“, erwiderte sie ein wenig atemlos. „Ich konnte Sheriff Watermeier nicht erreichen. Vielleicht hat es einen Unfall oder so etwas gegeben. Glauben Sie, dass Sie mir vielleicht helfen können, Luc?“
    „Klar. Ich meine, ich kann es versuchen.“
    Sie breitete die mitgebrachte Straßenkarte auf dem überladenen Kaffeetisch aus. „Sie leben doch schon lange in der Gegend, richtig?“
    „Fast mein ganzes Leben. Meine Frau Elizabeth stammte aus Philadelphia, aber ihr gefiel es hier. Deshalb sind wir geblieben. Ich wünschte, Julia hätte es auch so gefallen, dass sie geblieben wäre. Aber na ja, was kann ein Vater da schon machen?“
    „Können Sie mir vielleicht sagen, wo das Anwesen von Ralph Shelby liegt?“
    „Ralph? Der Fleischer? Ralph ist doch schon lange tot. Das ist vielleicht schon zehn Jahre her. Mein Gott, ich kann mich nicht mal mehr erinnern. Habe ich Ihnen heute Morgen nicht erzählt, dass Steve Earlman Ralph das Geschäft abgekauft hat? Aber Steve ist jetzt auch schon tot. Das habe ich Ihnen doch erzählt, oder? Haben wir nicht heute Morgen darüber gesprochen?“
    „Ja, darüber haben wir gesprochen. Aber Mr. Shelbys Anwesen, wo er gelebt hat, können Sie mir zeigen, wo das ist? Es liegt in der Nähe, oder?“
    „Ja, ein Stück die Straße hinauf, an Millers alter Sägemühle vorbei. Mrs. Shelby ist vor ein paar Jahren verstorben. Aber ich glaube, ihr Sohn lebt noch dort oben.“
    „Können Sie mir das auf der Karte zeigen?“
    Er blickte auf die Linien und blauen Flecke, und nichts kam ihm vertraut vor.
    „Wir sind genau hier.“ Sie zeigte auf eine Stelle, doch für Luc waren das nur bedeutungslose, sich überschneidende rote Linien. Sie sah ihn leicht stirnrunzelnd an. War sie besorgt? Er kannte sie nicht gut genug, um zu entscheiden, ob ihr Ausdruck Ungeduld oder Mitleid bedeutete. Ungeduld wäre ihm lieber. „Luc, können Sie es mir auf der Karte zeigen?“
    „Ich kann es Ihnen zeigen, aber nicht auf der Karte.“ Auf dem Weg zur Tür schnappte er sich sein schwarzes Barett und die Jacke.
    „Nein, Sie können nicht mitkommen, Luc.“
    „Anders kann ich es Ihnen nicht zeigen.“
    „Können Sie mir nicht einfach den Weg beschreiben? Wie weit die Straße hinauf? Liegt es noch am Whippoorwill Drive?“
    „Ich bin wirklich nicht störrisch“, betonte er und wollte sich seine Verlegenheit nicht anmerken lassen. „Aber ich kann es Ihnen wirklich nicht sagen. Ich kann es nicht beschreiben.“ Er gestikulierte heftig, um seine Worte zu unterstreichen. „Ich muss es Ihnen zeigen, indem … indem ich es Ihnen zeige.“
    Unentschlossen blieb sie mit vor der Brust verschränkten Armen stehen. „Okay, aber Sie versprechen mir, im Wagen zu bleiben.“
    „Klar, das mache ich. Warum interessieren Sie sich für das alte Shelby-Anwesen?“
    „Ich muss nur etwas überprüfen. Erinnern Sie sich, Sie haben mir erzählt, dass nach der Schließung des Fleischerladens das gesamte

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