Eiskalter Wahnsinn
vertraut?“
„Du meinst, seine Mutter hat ihn absichtlich krank gemacht, um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken?“
„Ja, genau. Dr. Patterson spricht schon mit dem örtlichen Krankenhaus. Sie hofft, dass ihr jemand Zugang zu den Krankenhausberichten der letzten fünf bis zehn Jahre verschafft.“
„Könntest du noch einen Namen für mich überprüfen? Jacob Marley Schau nach, ob wir was über ihn haben.“
„Jacob Marley?“
„Ja, er ist der Bestattungsunternehmer hier. Ich glaube, Joan Begley hat in der Nacht ihres Verschwindens Pizza mit ihm gegessen. Als ich ihn gestern aufgesucht habe, wirkte er nervös und schuldbewusst. Und er ist ein Junior, der es verabscheut, junior genannt zu werden. Vielleicht nennt man ihn Sonny.“
„Als Bestattungsunternehmer hätte er Zugang zum Leichnam von diesem Steve Earlman gehabt.“
„Ja, und er war mir verdächtig gut vorbereitet, über Steve Earlman zu sprechen. Allerdings passt er nicht in das Profil unseres Killers. Du sagst mir also, ich soll nach einem Hypochonder Ausschau halten, der auch noch ein paranoider, delusorischer Irrer ist, weil seine Mutter ihn absichtlich krank gemacht hat? Der sollte ja leicht zu finden sein.“
„Sehr witzig, O’Dell. Ich versuche dir zu helfen.“
„Ich weiß. Tut mir Leid. Ich bin nur frustriert.“ Sie ging vom Gas und nahm weitere Serpentinen in Angriff. „Wir haben gerade eine neue Leiche entdeckt.“
„Ach herrje. Weißt du, ob es Joan Begley ist?“
„Nein, sie ist es nicht. Aber es war vielleicht ihr Mietwagen, in dem die Tote lag. Das wird noch überprüft. Es war eine Lokalreporterin mit schlechter Sehkraft.“
„Lass mich raten. Er hat ihr die Augen entfernt.“
„Ja. Und dann hat er die Leiche in den Kofferraum eines Autos gestopft. Ich hatte befürchtet, dass so etwas passiert. Unser Täter fühlte sich wahrscheinlich von ihr verfolgt. Laut Sheriff Watermeier war sie jeden Tag am Steinbruch und hat versucht, ihn zu interviewen.“
Ihr Handy piepte wieder.
„Tully, die Leitung bricht gleich zusammen.“
„Ich rufe dich an, wenn ich etwas über Marley finde. Und Dr. Patterson meldet sich bei dir, wenn sie im Krankenhaus etwas erfährt.“
„Die Zeit drängt. Falls Joan Begley noch lebt, befürchte ich, dass ihre Zeit abläuft. Dieser letzte Mord bedeutet, dass der Täter in Panik ist. Und ich habe als Anhaltspunkte nicht mehr zu bieten als ein paar fehlende kranke Körperteile, eine Menge Zufälle und etwas weißes, wachsartiges Papier aus einem Fleischerladen.“
„Fleischereinschlagpapier?“
„Ja, ich glaube, so nennt man das. Er scheint es ständig zur Verfügung zu haben und benutzt es vermutlich, um die entfernten Körperteile vorübergehend einzuwickeln und zu lagern. Ich denke mir, das ist bedeutsam, aber inwiefern? Irgendwelche Ideen?“
„Ich frage mich, wo man das Papier kauft.“
„Jedenfalls nicht im örtlichen Stop N Shop. Das haben wir schon überprüft.“
„Hast du nicht gesagt, dieser Steve Earlman war früher Fleischer?“
„Ja, das stimmt.“
„Hat er Söhne?“
„Nein. Daran habe ich auch schon gedacht. Der Laden wurde nach Earlmans Tod geschlossen. Jemand hat die ganze Einrichtung gekauft, aber das Geschäft nicht weitergeführt.“ Sie fuhr fast bei Rot über die Kreuzung, bremste heftig und provozierte ein lautes Hupen vom Fahrer hinter ihr. Warum hatte sie nicht eher darüber nachgedacht? Luc hatte bereits erwähnt, dass jemand die gesamte Einrichtung erworben hatte. „Warum kauft jemand die Einrichtung eines Fleischerladens, wenn er das Geschäft gar nicht führen will? Ist das nicht äußerst merkwürdig?“
„Ich weiß nicht. Guck dir mal das verrückte Zeug an, das die Leute tagtäglich im Internet kaufen.“
„Und woher weißt du, was die Leute im Internet kaufen?“ Wieder ein Piepton aus ihrem Handy. „Meine Batterie hat wirklich kaum noch Saft, Tully. Bevor ich aufhöre, nur noch zwei Dinge: Wie geht es Harvey? Er macht euch doch nicht verrückt, oder?“
„Überhaupt nicht. Ich glaube sogar, dass du Emma bestechen musst, damit sie dir den Hund zurückgibt.“
„Erlaube ihr bloß nicht, sich in meinen Hund zu verlieben, Tully.“
„Könnte schon zu spät sein.“
„Zweitens, wie geht es Gwen?“
Längeres Schweigen, und sie fürchtete schon, die Leitung wäre unterbrochen, als er endlich erwiderte: „Ich glaube, ganz gut.“
„Würdest du mir einen Riesengefallen tun und dich um sie kümmern?“
„Klar, mache ich.“
„Danke,
Weitere Kostenlose Bücher