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Eiskalter Wahnsinn

Eiskalter Wahnsinn

Titel: Eiskalter Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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völlige Kontrolle über sie, und das gefiel ihm am meisten. Nur diese Reporterin hatte alles verdorben. Aber jetzt musste er sich um Joan kümmern.
    Er hatte sich bei der Sekretärin im Beerdigungsinstitut unter dem Vorwand krank gemeldet, er brüte eine Grippe aus. So etwas hatte er noch nie gemacht. Er würde heute Nachmittag auch nicht zur Vorlesung gehen. Auch das war ein Novum. Seit seiner Jugend hatte er weder die Arbeit noch Vorlesungen geschwänzt. Nach den vielen krankheitsbedingten Versäumnissen während der Schulzeit hatte er immer das Gefühl gehabt, etwas nachholen zu müssen. Vielleicht steckte ja auch der Drang dahinter, etwas beweisen zu wollen.
    Er hasste Versäumnisse. Er hasste es, seine tägliche Routine zu verändern. Es kam ihm falsch vor. Aber das hier war wichtig. Er hatte bereits zwei Tiefkühler ausgeräumt, einen hier im Werkzeugschuppen und einen drüben im Haus. Alle tiefgefrorenen, in weißes Fleischerpapier gewickelten Körperteile hatte er weggeworfen. Gleich drüben im Wald, wo sich wilde Tiere darum balgen würden, sobald alles aufgetaut war. Es war ihm schwer gefallen, sich von den Stücken zu trennen, doch keines hatte sich als interessant genug erwiesen, es auszustellen. Also brauchte er sie eigentlich nicht. Andererseits benötigte er den Platz, um Joan zu lagern. Zumindest bis er eine neue Deponie gefunden hatte.
    Er begutachtete weiterhin die Werkzeuge. Die Kettensäge hatte er bereits ausgeschlossen. Er war immer noch nicht sicher, welches Organ den Hormonmangel hervorrief. Joan versuchte ihn stets zu überzeugen, dass es ihr gut ging. Dass sie die Geschichte nur erfunden hatte, um ihr übermäßiges Essen zu vertuschen. Armes Mädchen. Wie alle anderen erkannte sie nicht, welch wertvolles Gut sie mit ihrer Erkrankung besaß. Aber das machte nichts. Er würde einfach alle Drüsen herausschneiden. Bestimmt konnte er dann erkennen, welche krank war. Und wenn nicht, würde er eben alle behalten.
    Ein Messer wäre am besten. Aber welches? Er hatte die vollständige Sammlung aus dem Laden seines Vaters zur Verfügung. Alles, vom großen Hackbeil bis zum feinen zarten Filetiermesser. Geeignet war vielleicht etwas, das in der Größe genau dazwischen lag.
    Er wollte das wirklich nicht tun. Es war fast, als … na ja, als hätte er schon eine Beziehung zu Joan. Er kam gern nach Hause, redete mit ihr und zeigte ihr seine Sammlung. Er hatte nie ein Haustier gehabt. Nein, nein, nein, nicht Haustier. Sie war kein Haustier für ihn. Nein, wirklich nicht. Eigentlich war sie wie … er hatte noch nie Freunde gehabt. Wahrscheinlich kam sie ihm wie ein Freund vor. Trotzdem griff er nach dem Entbeinungsmesser.
    In dem Moment hörte er draußen ein Geräusch.
    Er blickte durch das kleine Fenster des Werkzeugschuppens. Drüben im Wäldchen regte sich nichts. Dann entdeckte er sie. Sie ging um das Haus herum zum Hintereingang. Er sah, wie sie langsam und vorsichtig regelrecht zum Hintereingang schlich. Und aus diesem Blickwinkel erkannte er auch, dass Spezialagentin Maggie O’Dell die Waffe gezogen hatte.

64. KAPITEL
    Maggie entdeckte kein Fahrzeug, obwohl es genügend Schuppen gab, eines unterzustellen. War er schon zur Arbeit gefahren? Wenn nicht zur Arbeit, dann vielleicht zur Vorlesung. Vielleicht war er sogar im Steinbruch, Watermeier und Bonzado helfen? Was für eine Wendung. Simon Shelby hatte dabeigestanden, zugesehen und gelegentlich geholfen, während sie seine Verstümmelungen, sein Massaker aufdeckten.
    Das Anwesen wirkte gut erhalten – weiß getünchte Gebäude, kurz geschnittener Rasen, und nirgends standen ausgemusterte alte Gerätschaften herum. Eines der Gebäude schien riesige Solarpaneele an den Seiten zu haben und war möglicherweise zur Werkstatt umgebaut worden.
    Maggie ging zur Hintertür, ohne einen Blick durch die Fenster ins Innere zu werfen. Sie entschied sich anzuklopfen, um zu sehen, ob er wirklich fort war, wie sie glaubte. Sie schob die Smith & Wesson unter die Jacke, falls jemand an die Tür kam. Als niemand erschien, versuchte sie den Türknauf zu drehen. Zu ihrer Verblüffung gab er nach.
    Mit gezogener Waffe stieß sie die Tür vorsichtig auf, blieb stehen und lauschte. Außer dem elektrischen Surren eines Gerätes hörte sie nichts, ging langsam weiter den Flur entlang und schaute sich suchend um. Zuerst kam zur Linken die Küche. Sie warf einen Blick hinein. Nichts Außergewöhnliches. Das elektrische Summen stammte von einer alten Gefriertruhe in der

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