Eiskalter Wahnsinn
Gehweg lag, wies demnach Abdrücke von Steinen und Fugen auf. Eine Leiche von einem Kiesweg hatte eventuell viele Dellen kleiner Steine in der Haut. In diesem Fall hatte die Leiche ein Waffelmuster auf dem Rücken, ähnlich dem der Plastikauskleidung der Ladefläche seines Pick-up.
Adam zog die Ladeklappe herunter und verglich mit hoch gehaltenem Foto die beiden Muster. Das Muster der Auskleidung war identisch mit dem auf dem Rücken der Toten. Und so sehr er sich auch gegen den Gedanken sträubte, er wusste, dass Simon Shelby der Einzige war, der sich den Pick-up ausgeliehen hatte.
62. KAPITEL
Maggie war klar, dass sie nicht auf Watermeier warten konnte. Wo immer er steckte, er antwortete nicht auf ihre Anrufe, und der Akku ihres Handys war fast leer.
Jennifer Carpenter musste innerhalb der letzten zwölf Stunden getötet worden sein, was bedeutete, dass der Killer immer stärker unter Verfolgungswahn litt. Falls er Joan Begley bei sich hatte und am Leben hielt, dann nicht mehr für lange, so viel stand für Maggie fest.
Sie fuhr langsam den Whippoorwill Drive entlang in entgegengesetzter Richtung zum Steinbruch. Langsamer, als ihr lieb war, denn Luc schien ein bisschen reisekrank zu werden. Zumindest deutete sie seine plötzliche Schweigsamkeit so. Hoffentlich hatte er nicht wieder einen geistigen Aussetzer. Jedenfalls nicht, ehe er ihr gezeigt hatte, wo Simon Shelby lebte.
„Biegen Sie hier ab. In diese Richtung“, sagte er und winkte lebhaft mit einem Arm. „Von der Straße kann man die Gebäude nicht sehen. Als Briefkasten hat er eines dieser galvanisierten Stahldinger, die auf einem Fass sitzen. Sie wissen schon, eines dieser großen Holzfaserser.
Maggie streifte ihn mit einem Blick. Das musste ein Scherz sein. Ein Fass? Aber Luc erkannte die Ironie nicht.
Die Gerichtsbedienstete, die ihr geholfen hatte, die Unterlagen zum Inventarverkauf von Steve Earlman durchzusehen, hatte ihr gesagt, Simon Shelby sei ein sehr netter junger Mann. „Armer Kerl“, hatte sie unaufgefordert hinzugefügt, „er verlor seinen Vater, als er noch ein Junge war. Er liebte seinen Daddy. Ich erinnere mich, wenn ich früher samstags in den Fleischerladen kam, war der Junge auch dort und hat seinem Daddy geholfen. Er war wirklich total am Boden zerstört, als Ralph starb. Ich glaube, Sophie, die Mutter, wusste nicht recht was mit dem Jungen anzufangen. Zu der Zeit fing er auch an zu kränkeln. Sophie hat uns allen sehr Leid getan. Die vielen Sorgen haben sie wahrscheinlich früh ins Grab gebracht. Aber Simon ist heute ein netter junger Mann.“
Die Frau hatte einfach drauflos geplappert, und Maggie, der belangloses Geplauder eigentlich zuwider war, hatte aufmerksam gelauscht und sich einiges eingeprägt. Besonders als die Frau hinzugefügt hatte: „Er macht derzeit seinen Weg am College.“
„Wirklich?“ hatte sie erwidert, eigentlich mehr an den einzelnen Auktionsposten interessiert.
„Was er studiert, hat irgendwas mit Knochen von Toten zu tun.“ Maggie hätte fast das Buch mit der Inventarliste fallen lassen. „Ich finde, das ergibt irgendwie Sinn, oder?“ bemerkte die Frau lachend. „Also, mir wäre das ja ein bisschen zu morbide, aber ihm gefällt das wohl. Er arbeitet auch noch Teilzeit bei Marley. Bei dem Bestatter Marley. Simon ist wirklich sehr fleißig.“
Maggie entdeckte den Briefkasten auf dem Holzfass, ehe Luc wieder mit dem Arm winken konnte, fuhr jedoch an der Einfahrt vorbei.
„Nein, es ist gleich hier“, belehrte er sie. „Sie sind daran vorbeigefahren.“
„Ich parke den Wagen dort drüben.“ Damit bog sie in einen Feldweg ein. „Ich möchte, dass Sie hier im Wagen bleiben.“
„Okay.“
„Das ist mein Ernst, Luc, Sie bleiben hier!“ Vorsichtshalber nahm sie auch noch ihr Handy aus der Tasche und gab es ihm. „Wenn ich in einer Viertelstunde nicht zurück bin, rufen Sie bitte die 911 an.“
Er sah das Telefon unverwandt an, schien jedoch zufrieden, dass sie ihm eine Aufgabe übertrug, ihr zu helfen. Maggie ging es vor allem um die Gewissheit, dass er tatsächlich im Wagen blieb. Dass der Akku des Handys praktisch leer war, machte nichts.
63. KAPITEL
Simon betrachtete die Werkzeuge an der Wand und versuchte zu entscheiden, welches er bei Joan anwenden sollte. Er hatte sich an ihre Gesellschaft gewöhnt. Obwohl er es leid war, ihre Sauerei wegzuwischen, fand er es schön, einen Gast zu haben. Ihm gefiel auch, dass Joan nicht mehr darum bat, freigelassen zu werden. Er hatte
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