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Eiskaltes Schweigen

Titel: Eiskaltes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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sogar echt war.
    Unter anderen Umständen hätte ich einen kleinen Angestellten in ihm vermutet. Oder einen Handlungsreisenden. Was er in gewissem Sinne ja auch war – ein über die Jahre etwas müde gewordener Handlungsreisender in Sachen Tod. Nur in seinem Blick war ein feines Glitzern, das einen ahnen ließ, dass etwas mit diesem unscheinbaren Mann nicht stimmte. Dass in ihm ein Wille glühte, eine böse Entschlossenheit, etwas zu Ende zu bringen.
    In der Rechten hielt er einen Aktenkoffer. Einen schäbigen Koffer aus Kunstleder, passend zum nicht übermäßig erfolgreichen Handlungsreisenden. Er klappte ihn auf, nahm etwas heraus, was in weißes Papier eingewickelt war. Das Messer? Nein. Umständlich klappte er den Koffer wieder zu, stellte ihn neben sich, wickelte sein Päckchen aus. Eine Perlenkette kam zum Vorschein. Theresas Kette. Dunkle Flecken. Blut? Was sonst. Durian sah mich an.
    Â»Ich möchte Sie bitten, mir Ihre Waffe auszuhändigen«, sagte er ruhig.
    Bevor ich wieder denken konnte, steckte er meine Heckler & Koch in die linke Manteltasche. Mein Blick klebte an der Kette, an den Flecken. Was, wenn er gelogen hatte, wenn sie längst tot war oder schwer verletzt, vielleicht kaum noch am Leben, ohne Bewusstsein?
    Â»Steigen Sie bitte ein«, sagte Durian höflich. »Die Türen sind offen.«
    Gehorsam kletterte ich auf den Beifahrersitz. Meine Waffe. Jetzt hatte er meine Waffe, wurde mir jetzt erst bewusst, und ich war völlig hilflos. Andererseits: Wenn Theresa erst einmal in Sicherheit war, dann würden sich andere Möglichkeiten ergeben, Chancen. Bis dahin musste ich wieder zu klaren Gedanken fähig sein. Und vor allem noch am Leben.
    Durian behielt mich im Auge, während er den Wagen umrundete, auf der gegenüberliegenden Seite einstieg und hinter dem Lenkrad Platz nahm. Für einen Unbeteiligten wirkte die Szene völlig undramatisch. Zwei Männer trafen sich auf einem Parkplatz, wechselten einige Worte, stiegen in ein Auto. Die normalste Sache der Welt. In ein Auto mit französischem Kennzeichen.

28
    Â»Wo ist sie?« Meine Stimme klang fremd und viel zu unsicher. Lass deinen Feind niemals spüren, dass du Angst vor ihm hast! »Wie geht es ihr?« Das klang schon besser. Aggressiv, selbstbewusst. Nicht zu aggressiv, hoffentlich.
    Â»Das werden Sie früh genug erfahren«, erwiderte mein Todfeind und ließ den Diesel an. »Jetzt fahren wir erst einmal ein Stück zusammen. Entspannen Sie sich.«
    Vielleicht hatte Balke meinen wortlosen Anruf richtig gedeutet. Vielleicht stand die Ringfahndung längst, und in wenigen Minuten würde Durian mit dem Gesicht nach unten im Dreck liegen, einen Pistolenlauf im Genick. Und ich würde vielleicht niemals erfahren, wo er Theresa versteckt hatte.
    Vielleicht, vielleicht, vielleicht …
    Durian bog auf die Bundesstraße in Richtung Norden und gab Gas.
    Wieso, zur Hölle, hatte ich ihm nur die Pistole gegeben, einfach so? Der Schock. Ich war so erschrocken gewesen vom Anblick der Kette, des Bluts.
    Das Handy! Das hatte er mir nicht abgenommen. Es steckte immer noch in meiner Manteltasche und war eingeschaltet. Balke konnte es orten lassen. Er konnte meine Spur verfolgen! Natürlich würde es seine Zeit dauern, bis die notwendigen Genehmigungen vorlagen, aber es war möglich. Und es war eine Chance. Aber Theresa? Was wurde aus Theresa, wenn …
    Aber nirgendwo Blaulicht. Nirgendwo Stau vor einer Polizeisperre.Mir war so kalt. Meine Hände zitterten, Schweiß stand auf meiner regennassen Stirn.
    Sollte ich jemals gefragt werden, ob ich das Zeug zum Helden hatte, würde die Antwort lauten: nein.
    Der Lieferwagen war uralt und klapprig. Und er stank.
    Â»Sie werden nun mein letztes Opfer sein«, sagte Durian ruhig. »Mit Ihrem Tod wird mein Plan vollendet sein.«
    Er hatte die Stimme eines gebildeten, belesenen Mannes. Er war intelligent, das wusste ich längst. Und er war gefährlich. Viel gefährlicher, als ich mir vorgestellt hatte. Sein Plan war so perfide und so perfekt …
    Die Art, wie er sich bewegte, wie er schaltete und lenkte, das nervöse Zucken seines rechten Auges, alles sprach dafür, dass er aufs Äußerste angespannt war und ich es nicht merken sollte.
    Â»Ich weiß«, erwiderte ich. »Ich habe Ihr Buch gelesen.«
    Â»Dieses Detail war nicht vorgesehen. Aber vielleicht ist es gut so. So

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