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Eiskaltes Schweigen

Titel: Eiskaltes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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zu fressen hatte, hat er sich schließlich und endlich an seinem Herrchen gütlich getan. Haben Sie es denn wirklich erschießen müssen, das unschuldige Tier?«
    Sowie ich wieder im Wagen saß, alarmierte ich telefonisch meine Truppen. Das Haus des Toten musste sofort, in dieser Nacht noch, kriminaltechnisch untersucht werden. Ich hoffte, dass dort nicht inzwischen eine Schwadron Putzfrauen sämtliche Spuren vernichtet hatte. Und die Leiche musste unverzüglich in die Gerichtsmedizin.
    Den Knallkopf von Arzt, der den Totenschein ausgestellt hatte, erreichte ich zum Glück nicht, was mir vermutlich eine Anzeige wegen Beleidigung ersparte. Ich nahm mir vor, ihn am nächsten Morgen ganz oben auf meine Telefonliste zu setzen.
    Auf der Fahrt nach Hause, es waren nur wenige hundert Meter, wurde mir endlich klar, weshalb ich seit dem Frühstück so übler Laune war: Theresa. Heute war Dienstag, unser Abend, und ich würde sie nicht treffen, nicht berühren, ihre Stimme nicht hören, den Duft ihrer Haut nicht riechen, ihre Hände nicht auf mir fühlen. Plötzlich hatte ich einen bitteren Geschmack im Mund. Vielleicht würde es nie wieder so sein wie früher. Heute Morgen hatte die Waage im Badezimmer verkündet, ich hätte eineinhalb Kilo abgenommen. Unter anderen Umständen hätte mich das gefreut. Immerhin hatte es endlich aufgehört zu regnen.
    Ich beschloss, mir nach den Aufregungen des Tages einen gemütlichen Abend zu gönnen mit einem Glas Rotwein, oder auch zwei, einem neuen Anlauf mit Madame Bovary und ruhiger Musik.
    Als ich die Wohnungstür öffnete, prallte ich zurück. Einbrecher, war mein erster Gedanke. Oder sollte ich ein Opfer von Wohnungsvandalismus geworden sein? Der Fußboden des Flurs warüber und über bedeckt von Müll, Wellpappe, Kunststofffolien, mehr oder weniger zerkrümelten Styroporteilen.
    In meinem ehemaligen Arbeitszimmer hörte ich meine Töchter streiten, und endlich begriff ich: Die Möbel waren gekommen, die ich völlig vergessen hatte. Meine Töchter waren bereits lautstark beim Aufbauen, und es schien alles andere als gut zu laufen.
    Â»Das gehört auf die Hinterseite, du Dumpfbacke«, zeterte die eine. »Wenn du das so rum zusammenbaust, dann ist das Ding Schrott!«
    Â»Gar nichts ist Schrott! Du sitzt nämlich bloß auf der falschen Seite. Du guckst den Plan verkehrt herum an, du Flachspüler.«
    Etwas fiel krachend um. Beide kreischten auf.
    Â»Autsch, pass doch auf, du Spasti!«
    Â»Es ist aber trotzdem die Hinterseite! Das Ding, das du grad kaputt gemacht hast, ist die linke Seite und nicht die rechte!«
    Â»Gar nichts ist kaputt, mach doch die Augen auf, du Knödelgesicht! Wenn man von hinten guckt, dann ist es eben doch die linke Seite!«
    Â»Was bedeuten eigentlich diese blöden Schriftzeichen, die kein Mensch lesen kann?«
    Â»Das ist Chinesisch, das sieht doch jeder Trottel!«
    Â»Blöde Kuh!«
    Â»Warmduscher!«
    Â»Depp!«
    Â»Dumpfbacke!«
    Â»Dumpfbacke hattest du schon. Du bist sooo langweilig.«
    Â»Du … Du Arschgeburt!«
    Â»He!« Hastig hängte ich meinen Mantel an die Garderobe, »Jetzt reicht’s aber!«

13
    Â»Es ist leider Gottes genau so, wie Sie befürchtet haben«, begann Evalina Krauss am Mittwochmorgen ihren Bericht. »Der Stichkanal ist exakt so lang und breit wie bei der Frau. Die Führung des Messers ist praktisch dieselbe, nämlich von unten her in den Bauch.«
    Balke stieß einen derben Fluch aus und hustete. Ich nahm die Brille ab und rieb mir die Augen. Am Abend zuvor war es spät geworden. Bis kurz vor zwölf hatten wir Möbel zusammengeschraubt, uns über fehlende Teile geärgert, die meisten am Ende doch noch gefunden, Sachen hin und her geschoben, von einem Zimmer ins andere geschleppt. Zwischendurch war ein neuer Streit entbrannt, wer denn nun das »neue« Zimmer beziehen durfte und wer im alten bleiben musste. Dann stellte sich heraus, dass für den inzwischen ebenfalls eingetroffenen zweiten PC die Telefonsteckdose fehlte, woraufhin sich das Thema des Streits um genau hundertachtzig Grad drehte. Am Ende hatte ich einige ziemlich grobe Machtworte sprechen müssen, woraufhin meine Töchter sich unverzüglich gegen mich verschwistert hatten. Schließlich waren wir alle drei wütend und todmüde in die teilweise neuen Betten gefallen. Am rechten

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