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Eiskaltes Schweigen

Titel: Eiskaltes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Text. Die Kollegen haben letzte Nacht eine Menge Spuren genommen. Was wir im Haus an Unterlagen eingesammelt haben, ist zum größten Teil noch nicht ausgewertet. Der vorläufige Bericht aus der Gerichtsmedizin wird auch noch dauern, obwohl ich’s wirklich furchtbar dringend gemacht habe.«
    Â»Wie war eigentlich die Auffindesituation?«
    Â»Ungefähr zehn Meter von der Haustür entfernt hat er neben einem von diesen verstellbaren Fernsehsesseln gelegen. Ob erdort auch erstochen worden ist oder sich erst noch ein Stück weit geschleppt hat, kann momentan noch niemand sagen. Der Stich ist in die Leber gegangen. Im Gegensatz zu Frau Bialas hat Karenke wohl ziemlich leiden müssen. Ansonsten gibt es mehrere Ähnlichkeiten zum Fall Bialas. Auch hier keine Spuren am Türschloss, das Haus wurde nicht durchsucht, es ist anscheinend nichts gestohlen worden.«
    Â»Wer macht denn so was?«, fragte sich Runkel angewidert. »Wer bringt denn einen hilflosen alten Mann um?«
    Â»Rache.« Balke nieste heftig. »Ich bin überzeugt, da begleicht einer alte Rechnungen.«
    Â»Vergessen Sie nicht, Reuschlin auf freien Fuß zu setzen«, sagte ich zu ihm.
    Er putzte sich die Nase und erwiderte nichts.
    Â»Also, was ich persönlich komisch find an der Sache«, sagte Runkel langsam, »wieso hat der Hund seinen Herrn nicht beschützt?«
    Â»Ja, das wundert mich auch.« Kollegin Krauss sah in die Runde. »Bei uns daheim, wenn mich wer angreifen würde, dann würd unser Rossini sein Leben geben, um mich zu schützen. Und Rossini ist nicht mal halb so groß wie dieser Schäferhund von Karenke.«
    Das Geld in Flauberts Käfig war inzwischen gezählt, berichtete Runkel.
    Â»Ein bisschen mehr als zweiundneunzigtausend sind es. Hunderter, genau neunhundertdreiundzwanzig Stück.«
    Â»Vielleicht hat sie einen ehemaligen Kunden erpresst?«, überlegte Balke. »Als Mitarbeiterin einer Bank erfährt man vielleicht das eine oder andere.«
    Evalina Krauss sah mich aufmerksam an. »Klingt logisch: Sie kommt auf die Weise zu Geld, schmeißt den Job hin, den sie sowieso leid war, und kassiert dazu noch eine hübsche Abfindung …«
    Ich griff zum Hörer und bat Sönnchen, mich mit Martin Degenhardt zu verbinden, dem stellvertretenden Leiter der Karlsruher IFS-Filiale.
    Augenblicke später summte mein Telefon. Ich schilderte Degenhardt unsere Vermutung.
    Â»Erpresst?«, grummelte er verschlafen oder betrunken. »Wen soll die Anita denn erpresst haben?«
    Â»Kunden? Wäre das nicht denkbar?«
    Â»Die Anita hat die Hypotheken für Einfamilienhäuschen gemacht, habe ich Ihnen doch schon erklärt. Ihre Kunden waren Leute, die sich ihr Wohneigentum mit Ach und Krach leisten konnten. Da ist doch nichts zu holen, ich bitte Sie!«
    Â»Wäre es nicht denkbar, dass sie auf diesem Weg etwas erfahren hat, was sich zu Geld machen ließ?«
    Â»Sein kann vieles.«
    Â»Es gibt doch sicherlich noch Kundenlisten.«
    Â»Vermutlich gibt’s die.«
    Â»Und …?«
    Â»Reden Sie mit Konradin. Der wird wissen, was mit dem ganzen Krempel passiert ist. Ich habe mich darum nicht mehr gekümmert, als sich der Crash abgezeichnet hat.«
    Â»Es ist uns bisher leider nicht gelungen, Herrn Fabricius zu erreichen.«
    Â»Wo der hin ist, kann ich Ihnen auch nicht sagen. Vielleicht schläft er unter irgendeiner Brücke. Den hat’s ja voll erwischt. Ist halt auch ein bisschen zu mutig gewesen, wie so viele. Diese Jungdynamiker, die heutzutage bei den Banken das Sagen haben, wissen ja nicht mal mehr, wie man das Wort Risiko schreibt. Unsereiner ist dann der alte Quälgeist mit seiner Bausparermentalität, der keinen Dunst hat vom modernen Business. Und die so genannten Risk Manager waren ja auch noch auf seiner Seite. Die sind ja alle so kolossal mutig und phantasievoll gewesen.«
    Als ich den Hörer aufgelegt hatte, brummte Balke: »Konradin Fabricius. Um den werd ich mich persönlich kümmern. Klara hat übrigens eine Karte geschickt. Aus Griechenland. Ich soll alle grüßen.«
    Â»Wie geht’s ihr?«, erkundigte ich mich. »Genießt sie ihre Hochzeitsreise?«
    Â»Na ja.« Er zog die Nase hoch. »Unsere Honeymooner sitzen auf Naxos im Schnee fest. Der Fährverkehr wurde vor drei Tagen eingestellt, und im Hotel ist die Heizung ausgefallen. Sie sehnt sich ins Büro

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