Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)
Tommy Lehmus aus dieser Spielrunde riss.
»Entschuldigung, Herr Lehmus?«, sagte er.
Der Mann sah von seinen Karten auf. »Ja, der bin ich.« Er lächelte ihm in die Augen.
»Mein Name ist Joentaa … ich muss Sie kurz sprechen …«
»Natürlich«, sagte Lehmus und erhob sich. »Bin gleich wieder da«, sagte er. »Lauri, du passt auf, dass hier nicht die Karten vertauscht werden, ich habe ein sehr gutes Blatt.«
Lauri, ein kleiner grauhaariger Mann, nickte und legte sofort schützend die Hände über Tommy Lehmus’ Karten.
»Was ist denn?«, fragte Lehmus, als sie außer Hörweite standen.
»Ich bin Polizist«, sagte Joentaa. »Wir suchen Ihren Bruder …«
»Vesa?«
Joentaa sah die Angst in seinen Augen.
»Was ist mit ihm?«
»Wir denken, dass er uns helfen könnte …«
»Ihm ist doch nichts passiert?«
»Nein, nein, wir denken nur, dass er etwas wissen könnte …«
»Ich verstehe nicht, was Sie meinen, was soll Vesa wissen?«
»Ich kann Ihnen leider nichts Näheres sagen … aber wir müssen unbedingt Ihren Bruder finden.«
Tommy Lehmus sah ihn schweigend an. Er begreift es nicht, dachte Joentaa. Natürlich nicht. Aber er ahnt etwas, er ahnt, dass gerade etwas Schlimmes passiert.
»Vesa ist bestimmt im Museum, im Handwerksmuseum, er arbeitet dort …«
»Da waren wir schon, Ihr Bruder hat heute einen freien Tag.«
Wieder schwieg Lehmus, Joentaa glaubte zu sehen, wie hinter seiner Stirn Gedanken wirbelten.
»Sagen Sie mir bitte sofort, was los ist.«
»Wie gesagt …«
»Warum waren Sie schon im Museum, warum kommen Sie hierher? Wie soll Vesa Ihnen helfen können?«
»Sie müssen sich keine Sorgen machen …«
»Hat Vesa …«
Joentaa wartete.
»Sie suchen Vesa doch nicht, weil er etwas … getan hat?«
»Wie gesagt …«
»Das ist absolut unmöglich!«, sagte Tommy Lehmus.
»Wir müssen einfach mit ihm sprechen, und dann wird sich das Ganze klären …« Joentaa wünschte sich sehr, dass es so sein würde. Dass er sich geirrt und dass Vesa Lehmus nicht das Geringste mit den drei Morden zu tun hatte.
»Wie kommen Sie darauf, dass Vesa … Sie müssen doch irgendeinen Grund haben …«
Joentaa schwieg.
»Was soll Vesa getan haben?«, fragte Tommy Lehmus.
»Vermutlich wird sich alles sehr schnell klären, wenn wir mit ihm gesprochen haben.«
»Ich möchte wissen, worum es geht. Was soll Vesa getan haben?«
»Ich kann Ihnen nicht …«
»Und ob Sie können! Ich will jetzt wissen, was hier los ist!«
»Ich möchte, dass Sie mir von Ihrem Bruder erzählen.«
»Was?«
»Kommen Sie.« Joentaa ging voran, die Treppe hinunter. Er wollte raus, ins Freie, in den schönen Park, die kalte Luft atmen. Draußen würde es leichter sein.
»Was soll das jetzt?«, rief Tommy Lehmus hinter ihm.
»Ich habe einmal mit Ihrem Bruder gesprochen … im Museum, es ist eine Weile her …«, sagte Joentaa, als sie im Freien standen.
»Davon hat er nichts erzählt.«
»Es war ein kurzes Gespräch … er hat wunderschön Klavier gespielt …«
Tommy Lehmus nickte. »Wissen Sie, dass er nicht einmal Noten lesen kann?«
»Ja, er hat es gesagt, als ich ihn nach dem Stück gefragt habe. Er hat gesagt, dass es seine eigene Melodie sei … ich hatte den Eindruck, dass er ein sehr zurückhaltender Mensch ist …«
»Das ist er allerdings«, sagte Tommy Lehmus.
»Können Sie sich vorstellen, dass er hinter dieser Ruhe etwas verbirgt? Ängste oder Aggressionen?«
Tommy Lehmus sah ihn scharf an. »Ich werde jetzt nichts mehr sagen, solange Sie mir nicht erklären, worum es hier geht. Warum haben Sie mit Vesa gesprochen? Warum suchen Sie ihn?«
»Wir vermuten, dass er drei Menschen getötet hat.«
Joentaa sagte es, ohne darüber nachzudenken, ob es das Richtige war. Es dauerte einige Sekunden, bis die Worte Tommy Lehmus erreichten. Er blieb stehen. Er schien etwas sagen zu wollen, aber er sagte nichts.
»Wir haben einen Verdacht, es ist nicht sicher. Wir müssen mit Ihrem Bruder sprechen«, sagte Joentaa.
Tommy Lehmus schwieg. Er ging langsam weiter, ohne darauf zu achten, ob Joentaa ihm folgte. Er ging auf eine verschneite Bank zu und ließ sich fallen.
»Sie müssen begreifen, dass wir nur einen Verdacht haben, wir müssen mit Ihrem Bruder sprechen, um das Ganze zu klären … deshalb ist es so wichtig, dass Sie uns helfen.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Sie sind vermutlich der Einzige, der wissen könnte …«
»Wie kommen Sie darauf, dass Vesa …«
»Kann Vesa Klaviere stimmen?«, fragte
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