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Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Titel: Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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gemacht hatte, wie sie gewesen war und ob sie oft von ihm gesprochen hatte.
    Ja, das interessierte ihn wirklich. Vielleicht hatte Jaana Ilander ständig über ihn gesprochen, vielleicht war er allen Menschen, die Jaana Ilander gemocht hatten, bestens bekannt. Es interessierte ihn wirklich, ob Jaana Ilander ihren Freunden von ihm erzählt hatte. Es interessierte ihn, ob sie liebevoll über ihn gesprochen hatte oder hasserfüllt.
    Immerhin hatte sie ihm eine Wohnung hinterlassen, was wirklich komisch war und absurd, aber irgendwie freute er sich darüber … vermutlich war dieses Testament, das er noch nicht zu Gesicht bekommen hatte, ohnehin ungültig.
    Er hatte sich auf das Sofa fallen lassen.
    Er hatte an Marion gedacht. Sicher machte sich Marion Sorgen.
    Marion schrie ihn an wegen Kleinigkeiten, Marion war streitsüchtig und schrill. Und dennoch machte sie sich vermutlich viel mehr Gedanken über ihn, als er glauben wollte. Manchmal wünschte er sich fast, Marion würde endlich etwas wirklich Widerwärtiges tun. Wenn Marion ihn zum Beispiel betrügen würde, hätte er einen Grund, sie auch anzuschreien und ihr mit Scheidung zu drohen. Marion war unerträglich treu, das vermutete er zumindest, und so unerträglich das war, so angenehm war es gleichzeitig.
    Vermutlich wäre er wahnsinnig geworden, wenn Marion ihn wirklich betrogen hätte.
    Er hatte an Tina gedacht, die reizvolle Theologiestudentin, die er nicht angerufen hatte. Fast war er ein wenig stolz darauf, fast bildete er sich ein, Marion etwas Gutes getan zu haben, weil er Tina links liegen ließ. Ein wenig enttäuschend war, dass Tina nicht versucht hatte, ihn zu erreichen.
    Er hatte erwogen, sich nach Teemu zu erkundigen, Jaanas Neffen, aber er war doch erleichtert gewesen, als er begriffen hatte, dass das unmöglich war.
    Joentaa war mit dem Wagen weggefahren, er saß in diesem Haus in diesem zugeschneiten Wald fest, er hatte keine Ahnung, in welcher Richtung die Innenstadt lag, und zu Fuß würde er Stunden laufen müssen. Es hatte einfach keinen Sinn.
    Außerdem hätte er gar nicht gewusst, wo er anfangen sollte. Er kannte niemanden, der Jaana Ilander gekannt hatte, er hatte keine Ahnung, wo er diesen Teemu finden sollte.
    Er starrte auf den See, der eine weite weiße Eisfläche war, und registrierte erleichtert, dass die Erschöpfung die Übelkeit übertünchte.
    Vermutlich hatte er sein Handy genommen, um Marion anzurufen. Sicherlich nicht Oliver, Oliver war ihm egal, aber Marion hatte das Recht zu erfahren, wie es ihm ging und was er zu tun gedachte … was brachte es, Marion anzurufen, nur um ihr mitzuteilen, dass er auf keine der beiden Fragen eine Antwort geben konnte …
    Er starrte durch das Glas auf die Eisfläche und fragte sich, warum er nicht längst abgereist war. Was hinderte ihn daran? Es war offensichtlich, dass er hier nicht das Geringste zu suchen hatte. Zu Hause dagegen wartete Marion, und wenn er schnell etwas unternehmen würde, wenn er es endlich fertigbringen würde, in die Realität zurückzukehren, hätte er vielleicht noch eine Chance, Oliver und Herrn Glanz zu besänftigen und seinen Job zu behalten.
    Schon am frühen Nachmittag setzte die Dunkelheit ein.
    Daniel Krohn dachte über den Mann nach, der Jaana Ilander ermordet hatte. Bislang hatte er überhaupt nicht begriffen, was der Hintergrund des Ganzen war, warum dieser Mann sie getötet hatte. Joentaa, der Polizist, schien etwas zu wissen, zumindest wusste er, dass der Täter ein Mann war. Offensichtlich hatte dieser Mann mehrere Menschen getötet. Es musste irgendeinen Zusammenhang geben, irgendeinen Sinn … Daniel begriff plötzlich, dass dieser Mann ihn zum Bleiben bewog.
    Er würde mit diesem Mann sprechen. Irgendwann. Er würde so lange bleiben, bis der Mann ihm gegenüberstand. Dann würde er den Mann fragen, warum er das alles getan hatte, vermutlich würde der Mann ihn nicht verstehen, weil er seine Sprache nicht sprach, aber er würde einen Weg finden, diese Barriere zu überwinden.
    Er würde den Mann fragen, er würde seine Antwort hören, er würde diese Antwort verstehen.
    Und dann wäre diese Sache ausgestanden, dann würde er nach Hause fliegen.

19
    Vesa Lehmus war verschwunden.
    Er war weder im Handwerksmuseum noch in seiner Wohnung aufgetaucht, er war durch das dichte Netz der Straßensperren geschlüpft.
    Während Kimmo Joentaa nach Hause fuhr, spähte er nach den Nummernschildern der Autos, er beobachtete die Menschen auf der Straße, und einige Male

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