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Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Titel: Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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einzutreten. Er sprach mit einem Mann, der ihn über die Kosten aufklärte und sich keine Mühe gab, Anteilnahme zu heucheln.
    Der Mann schüttelte ihm die Hand zum Abschied und sagte, er werde sich um alles kümmern.
    Während Joentaa nach Hause fuhr, dachte er, dass er Sanna noch einmal verloren hatte.

8
    Er erwachte in der Realität.
    Die Bilder waren verschwunden.
    Er stellte sich vor, sie seien nie da gewesen.
    Er stand auf, wusch sich, kochte Kaffee und trank ihn. Er saß in der kleinen Küche und sah aus dem geöffneten Fenster. Kinder schaukelten auf dem Spielplatz zwischen den grauen Häuserreihen.
    Er hörte ihr Lachen und das bedrohliche Knirschen der Scharniere.
    Der Tag kam ihm blass und hell vor, blasser und heller als die vorangegangenen, an die er sich nicht erinnern konnte. Er wusste nur, dass sie im Dunkel lagen.
    Er dachte, dass es ein schöner Tag war.
    Er stellte sich vor, es sei der erste Tag in seinem Leben.
    Um halb zehn fuhr er los, obwohl er wusste, dass das nicht nötig war. Er würde zu früh zur Arbeit kommen. Er würde im Wagen warten, bis es zehn Uhr war, wie immer.
    Um 9.52 Uhr kam er an. Er parkte auf dem Seitenstreifen und begann zu warten.
    Er zählte die Autos, die vorbeifuhren, und versuchte, einen Blick auf die Gesichter der Fahrer zu erhaschen.
    Er erinnerte sich, dass er etwas getan hatte, was er nicht hätte tun dürfen. Er spürte eine leichte, kribbelnde Erregung bei dem Gedanken, eine Erregung, die so vage war wie der Gedanke selbst.
    Möglich, dass er sich alles einbildete.
    Wenn überhaupt, hatte es in der anderen Welt stattgefunden, in der, die er nicht mochte.
    Manchmal, wenn er im Wagen saß und wartete, spürte er das Bedürfnis, über alles nachzudenken. Sich selbst auf den Grund zu gehen.
    Obwohl er wusste, dass das unmöglich war.
    Eine Minute vor zehn stieg er aus und ging über die Straße auf das Handwerksmuseum zu. Mara saß schon im Kassenhäuschen und lächelte ihm zu, als er das Gelände betrat. »Pünktlich wie immer«, sagte sie. Das sagte sie häufig.
    Er sah die kleinen Holzhäuser in der Sonne, den hellblauen Himmel dahinter und dachte, dass es ein Trugbild sein könnte, ein schönes Trugbild, das er nicht fürchten musste.
    »Für Viertel nach zehn hat sich eine Touristengruppe angemeldet«, rief Mara.
    Er nickte, ohne den Blick von den Häusern zu nehmen, die das große Feuer überdauert hatten. Manchmal stellte er sich vor, die alten Häuser könnten ihm einen Teil des Geheimnisses enthüllen, wenn er nur in der Lage wäre zuzuhören.

9
    Am Abend erlitt Kimmo Joentaa den Zusammenbruch, den er am Nachmittag bei Ojaranta hatte kommen sehen.
    Er stand unter der Dusche. Als das heiße Wasser auf seinen Rücken prasselte, entspannte sich sein ermüdeter Körper so abrupt, dass ihm schwarz vor Augen wurde. Seine Knie knickten ein. Er hatte das Gefühl, sich selbst zu beobachten, während er fiel.
    Als er die Augen öffnete, lag er zusammengekrümmt auf dem Boden. Das Wasser hämmerte auf ihn ein. Es dauerte eine Weile, bis er begriff, wo er war.
    Er richtete sich langsam auf, trocknete die brennende Haut und zog sich einen Bademantel an. Er trat aus der dampfenden Hitze in den Flur.
    Er hörte sich laut weinen, ohne den Schmerz zu spüren.
    Ich werde hier nicht mehr wohnen können, dachte er, als er im Wohnzimmer saß.
    Der Weinkrampf löste sich langsam.
    Er erinnerte sich daran, dass er Merja und Jussi Sihvonen am Vortag noch einmal hatte anrufen wollen. Er hatte es vergessen. Er fragte sich, wie es ihnen ging, und wunderte sich, dass sie sich nicht gemeldet hatten. Er stellte sich vor, es sei etwas Katastrophales passiert. Vielleicht war Merja von dem plötzlichen Schmerz erdrückt worden und gestorben. Er sah Jussi an ihrem Totenbett sitzen.
    Es war ein greller, unechter Gedanke, der sofort verschwand.
    Dann dachte er an seine Mutter, die gar nichts wusste. Nichts von Sannas Tod und nur wenig von ihrer Krankheit.
    Er hatte nicht vergessen, sie anzurufen. Er hatte den Anruf vor sich hergeschoben, hatte sogar in Erwägung gezogen, ihn ganz zu vermeiden und seine Mutter in dem Glauben zu wiegen, bei ihm und Sanna sei alles in Ordnung.
    Wenn er an sie dachte, sah er sie in einer mühsam aufgebauten Idylle, in einer engen, aber harmonischen Welt. Insgeheim wusste er, dass diese Idylle möglicherweise gar nicht existierte. Er hatte seit Jahren keine längeren Gespräche mit seiner Mutter geführt, er hatte ausführliche Briefe freundlich, aber einsilbig

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