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Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Titel: Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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Zettel?«
    »Auf dem Schreibtisch, neben dem Telefon«, sagte Heinonen, irritiert über seine Eile.
    Joentaa nickte und ging. Da die Gegenstände auf Heinonens Schreibtisch immer peinlich geordnet waren, würde er keine Schwierigkeiten haben, die Nummer zu finden. Er rannte die Treppe hinauf, fand den Zettel und wählte gleich von Heinonens Apparat aus.
    Er spürte eine plötzliche Anspannung, von der er nicht genau wusste, woher sie kam.
    Während er wartete, zuckte wieder der Gedanke auf, dass er den Menschen finden musste, der die Frau in dem blauen Haus getötet hatte. Er begriff den Gedanken nicht, aber er war da.
    Die Stimme, die sich meldete, war leise und heiser, erschien ihm aber sehr jung. »Kerttu Toivonen«, sagte sie.
    »Mein Name ist Kimmo Joentaa. Ich bin Mitarbeiter der Kriminalpolizei. Ein Kollege sagte mir, dass sie angerufen hätten …«
    »Ja, wegen Laura …«
    Joentaa wartete, hörte sie tief atmen.
    »Sie sind ihre Schwester?«
    »Ja.«
    »Sie haben meinem Kollegen erzählt, Sie hätten mit ihr telefoniert …«
    »Ja, das stimmt, am Abend, an dem … es passiert ist.«
     »Wann genau haben Sie mit ihr gesprochen?«
    »Gegen zehn, denke ich … genau weiß ich es nicht.«
    »Hatte Ihre Schwester Besuch?«
    »Nein. Sie hat auch niemanden erwartet.« Sie schwieg. Joentaa wartete. »Sie hat sich gefreut über meinen Anruf und sich beklagt, dass sie so allein sei … natürlich war das nicht ganz ernst gemeint. Aber Arto war verreist. Sie hat erzählt, dass er am nächsten Tag zurückkommen würde, und sich darüber gefreut.«
    »Was hat sie sonst gesagt?«
    »Fast nichts. Ich habe sie kaum zu Wort kommen lassen. Ich hatte am Dienstag ein sehr gutes Prüfungsergebnis erhalten. Ich studiere Soziologie und Geschichte …«
    »Sie hat nichts gesagt, keinen Besuch erwartet, gar nichts?«, fragte Joentaa.
    »Nein. Sie wollte bald ins Bett gehen. Sie sagte, dass sie viel im Garten gearbeitet hätte und dass es sehr heiß gewesen sei … Ach, und sie hat von einer Überraschung gesprochen.«
    »Was für eine Überraschung?«
    »Ich weiß nicht. Sie sagte, ich würde es sehen, wenn ich das nächste Mal käme. Ich besuche sie häufig.«
    »Haben Sie irgendeine Ahnung, was sie gemeint haben könnte?«
    »Nein. Irgendetwas Lustiges, glaube ich, weil sie lachte. Aber wir haben dann nicht weiter darüber gesprochen, weil ich von meiner Prüfung erzählte.«
    »Was hat Ihre Schwester eigentlich beruflich gemacht?«
    »Nichts. Zumindest im Moment nicht. Sie ist arbeitslos. Ich glaube, Arto will gar nicht, dass sie arbeitet. Sie ist ausgebildete Krankenpflegerin. Aber Arto verdient als Programmierer inzwischen so viel, dass sie ohnehin nicht arbeiten muss.« Joentaa registrierte, dass sie begonnen hatte, von ihrer Schwester in der Gegenwart zu sprechen.
    Er kündigte an, sich bald wieder bei ihr zu melden, und verabschiedete sich. Er stand eine Weile vor Heinonens Schreibtisch und fragte sich, was Kerttu Toivonen jetzt machte, wie und wo sie wohnte … und wie sie den Tod ihrer Schwester bewältigte.
    Für einen Moment zuckte der unsinnige Gedanke auf, dass Krankenpflegerinnen nicht ermordet werden dürften.
    Er ging in sein Büro und brauchte eine gute halbe Stunde, um sicherzustellen, dass Arto Ojaranta tatsächlich in Schweden gewesen und dass er in einem Flugzeug der SAS gesessen hatte, das am Mittwochmorgen auf dem kleinen Flughafen von Turku gelandet war.
    Joentaa fühlte eine vage Befriedigung darüber, dass er Ketola den Beleg vorlegen konnte, sobald der von seinem Gespräch mit Järvi zurückkehrte.

15
    Am Abend, während er aß, dachte er darüber nach, was er getan hatte.
    Er wusste jetzt, dass es etwas Ungeheures gewesen war, und er genoss den Gedanken.
    Er hatte Unrecht getan.
    Er würde das Unrecht tilgen, indem er es wiederholte.
    Er würde es tilgen, indem er in die Welt zurückkehrte, die nur er kannte … die andere Welt, in der das, was er getan hatte, kein Unrecht war.
    Er genoss es, ein Pendler zwischen den Welten zu sein.
    Er genoss es, nicht der zu sein, für den andere ihn hielten.
    Er genoss die Angst, die langsam wuchs und ihn schließlich ganz schluckte.
    Eine Weile sah er sich das Bild an, das er über sein Bett gehängt hatte. Er wartete, bis er sich in der zauberhaften Landschaft verlor.
    Dann trat er auf den Balkon und sah hinab auf den Spielplatz, der in dunkelroter Abendsonne lag.
    Er atmete die milde Luft.
    Am Rand des Spielplatzes standen zwei betrunkene Männer, die sich

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