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Eismord

Eismord

Titel: Eismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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stimmt mit diesen Leuten nicht?«, fragte sie. »Haben die noch nie was von GPS gehört?«
    »Eine Menge Machos bilden sich was darauf ein, so etwas nicht nötig zu haben. Wie läuft’s mit Shane?« Für die Dauer der FBI -Warnung und des Vorspanns schaltete Cardinal den Ton aus.
    Delorme zog sich die Decke um die Schultern und achtete darauf, nicht ihre Schüssel mit Popcorn umzustoßen. »Wir waren Mittwochabend essen. Lief so ganz nett.«
    »Klingt nicht gerade überschwenglich.«
    Delorme zuckte die Achseln und stopfte sich eine Handvoll Popcorn aus der Schale in den Mund. »Bin ich auch nicht.«
    »Wahrscheinlich redet ihr viel über den Beruf.«
    Delorme verzog das Gesicht. »Ehrlich gesagt, halte ich Shane für keinen so tollen Anwalt. Scheint nicht allzu viele Freisprüche rauszuschlagen.«
    »Das liegt an der unheimlichen Kompetenz der örtlichen Polizei.«
    »Wenn ich das nur glauben könnte.«
    »Na ja, irgendwas muss er ja haben, sonst gingest du nicht ständig mit ihm aus.« Es verblüffte Cardinal, dass er mit Delorme über ihr Liebesleben reden konnte. Noch vor einem Jahr wäre das undenkbar gewesen, doch jetzt erschien es selbstverständlich.
    »Shane ist jemand, mit dem man mal essen geht«, sagte Delorme. »Oder ins Kino. Nicht viel mehr.«
    »Ein bisschen dürftig, findest du nicht?«
    »Sagt der Richtige. Du gehst überhaupt nicht aus. Du scheinst es nicht mal in Erwägung zu ziehen.«
    Cardinal drückte auf die Fernbedienung, und der MGM -Löwe brüllte.
    Die ersten paar Minuten des Films waren selbst für Cardinal, der eigentlich keine Science-Fiction-Filme mochte, amüsant. Der pummelige Freund der Hauptfigur war gerade von einem äußerst schleimigen Tentakel von der Bildfläche gerissen worden, als das Telefon klingelte.
     
    Sie fuhren zum Trout Lake hinaus. Am gefrorenen Ufer, dem Umweltschutzamt und dem Yachthafen vorbei. Sie ließen die Madonna Road hinter sich, in der Cardinal mit Catherine und ihrer Tochter gelebt hatte. Noch ein paar Kilometer, und sie bogen hinter der Chinook Tavern, einer Raststätte auf der linken Seite, nach rechts in die Island Road ab. In den Bergen mit den unzähligen Kurven drückte Delorme nicht aufs Gaspedal. Keiner von beiden sagte ein Wort, als hielten sie die Luft an.
    Die Island Road hieß so, weil an ihrem Ende lediglich ein einziges Haus steht und dahinter nur noch das Wasser des derzeit zugefrorenen Trout Lake kommt. Vor dieser Landzunge, etwa einen Kilometer entfernt und wie das Tüpfelchen auf dem i, liegt eine hübsche Insel.
    Weiße Birken schossen als endlose Palisadenwand vorbei; der Mond schimmerte auf Blautannen und Zedern. Mulmig wäre vielleicht zu viel gesagt, doch als Delorme an der Einfahrt zum letzten Haus vor dem gelben Absperrband hielt, schwante Cardinal nichts Gutes. Das war normal, wenn man an den Tatort eines Mordes kam, doch das allein war es nicht. Delorme sah blass und grimmig aus, zweifellos aus dem gleichen Grund wie er.
    Sie stiegen aus und nickten dem jungen Polizisten zu, der direkt hinter dem gelben Band wartete. Er stellte sich als Police Constable Rankin vor und deutete mit seiner Taschenlampe in die Richtung links neben der Einfahrt. »Das da sind meine Spuren«, sagte er. » PC Gifford ist am Haus. Ich bin hierher zurückgelaufen und dachte mir, ich nehme besser eine Route, wo sonst noch keiner entlanggekommen ist.«
    »Wo steht Ihr Streifenwagen?«
    Er zeigte mit einem dicken Fausthandschuh die kurvige Einfahrt entlang.
    Sie waren direkt über Reifenspuren gefahren, die sich später als wichtig erweisen konnten, doch Cardinal nahm es ihnen nicht übel. Schließlich hatten sie nicht gewusst, was für eine Situation sie vorfinden würden.
    Er duckte sich unter dem Band hindurch und folgte dem Lichtstrahl seiner Taschenlampe Richtung Haus. Delorme hielt sich direkt hinter ihm, um die Reifenspuren nicht noch mehr zu beschädigen. Die Abdrücke warfen tiefe Schatten im Schnee.
    Die Einfahrt war lang – genau genommen eine Straße für sich. Und sie war so kurvig und hügelig, dass sie das Haus am See erst hinter der letzten Anhöhe sehen konnten. Es war zusammen mit den Bäumen und der gefrorenen Wasserfläche vom Mondlicht überflutet.
    Cardinal hatte das Haus noch nie von dieser Seite aus gesehen, auch wenn er es schon oft bei einer Bootsfahrt vom See aus bewundert hatte. Hier an der Spitze der Landzunge, welche die Four Mile Bay vom Hauptteil des Trout Lake trennte, mussten die Eigentümer zweifellos einen

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