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Eismord

Eismord

Titel: Eismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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schüttelten sie den Kopf.
    Nach ein paar letzten Fragen gab Cardinal ihnen seine Visitenkarte. »Habt ihr schon irgendjemandem davon erzählt?«
    »Nee«, sagte der Jüngere.
    »Gut. Verkneift es euch bis morgen früh – wir wollen vermeiden, dass die Bösen etwas davon mitkriegen, bevor es in den Nachrichten kommt. Ihr habt euch richtig verhalten, als ihr die Sache gemeldet habt. Wartet im Wagen, und wir lassen euch von jemandem nach Hause fahren.«
    Die Jungen sahen sich enttäuscht an. »Wir würden eigentlich ganz gerne bleiben und den Leuten von der Spusi zugucken, falls es Ihnen nichts ausmacht«, schlug der Ältere vor.
    »Tut mir leid. Ich kann am Tatort kein unnötiges Personal gebrauchen.«
    »Die
Ersten
am Tatort«, korrigierte der Jüngere. »Wir sind wichtige Zeugen!«
    »Da hast du recht, Detective, falls es zum Prozess kommt. Aber jetzt müsst ihr euch verziehen.«
    Während er und Delorme sich zur Gartenseite des Hauses umdrehten, sagte Cardinal: »Jemand sollte es hier hinten weitläufig absperren, damit uns nicht noch mehr Spusi-Fans in die Quere kommen.«
     
    Die zwei Kriminaltechniker trafen ein und kämpften sich ebenso wie Cardinal und Delorme in Papieranzüge mit Gummisohlen, die dafür sorgten, dass sie möglichst wenig auf den Tatort einwirkten. Bunny-Anzüge nannten sie die Dinger.
    »In einer Hinsicht haben wir schon mal Glück«, sagte Cardinal. »Wir haben gute Fußspuren, die noch nicht zugeschneit sind. Bevor wir reingehen, machen wir erst mal Fotos und Videos von sämtlichen Spuren an der Eingangstür, den Seiten und der Rückfront des Hauses. Wenn wir uns das später ansehen, sollten wir hundertprozentig sicher sein, was schon da war und was nicht.«
    Paul Arsenault, der Leiter der Spurensicherung, schaltete seine Videokamera ein, während er sprach, und sein Kollege Bob Collingwood forderte die zwei jungen Zeugen auf, noch einmal aus dem Streifenwagen zu steigen und frische Fußspuren zu machen, die er unter hellem Licht fotografierte. Die Jungen kamen der Aufforderung in feierlichem Ernst nach.
    Als sie bis zur Gartentür alles abgelichtet hatten, ging Cardinal, gefolgt von Delorme und dem Gerichtsmediziner, hinein.
    »Die Heizung ist ausgeschaltet«, sagte Cardinal. »Eigentümer würden sie runterdrehen, aber nicht ausschalten – beim ersten harten Frost platzen die Rohre.«
    Die Toten, es waren zwei, saßen einander gegenüber, als hätte der Kegel des Mondlichts sie mitten im Gespräch in einer Momentaufnahme eingefangen. Cardinal merkte, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten. Er knipste die Lampen an und trat näher an die Leichen heran, um erst die eine, dann die andere zu betrachten. Eine männlich, eine weiblich, beide abscheulich verkürzt, beide in schöne Pelzmäntel gehüllt, eine in Zobel, eine in Nerz.
    »Zunächst einmal«, sagte Cardinal, »haben wir eine Sperrfrist.« Er zeigte auf den Messergriff, der dem toten Mann aus dem Rücken ragte. »Behalten wir das Messer vorerst für uns.«
    Gedämpftes Gemurmel im Raum. Collingwood machte ein paar Nahaufnahmen. Arsenault war noch draußen, um dort weiter Indizien festzuhalten.
    Cardinal suchte in der Tasche des Mannes nach Ausweispapieren, Delorme bei der Frau. Nichts.
    »Kein Mensch hat so leere Taschen«, sagte Cardinal. »Keine Schlüssel, kein Kleingeld, keine Quittungen.« Er kniete sich hin, um den Opfern die Lederhandschuhe von ihren Händen zu ziehen. Die Hautfarbe erinnerte an Tiefkühl-Truthahn. Er vermied es, einen von ihnen oberhalb der Schulter anzusehen, da, wo ihre Gesichter hingehörten. »Wer ist das?«, fragte Cardinal in den Raum hinein. »Kennt die jemand?«
    »Ruth und Joseph Schumacher.« Die Bemerkung kam von Neil Dunbar. In seiner Kapuze und dem Overall wirkte er, als er durch die Küche hereinkam, irgendwie plump. »Ich hab sie im Telefonbuch im Straßenverzeichnis nachgeschlagen, bevor ich in den Wagen gesprungen bin. Denen gehört das Haus seit zwanzig Jahren.«
    »Besagt noch lange nicht, dass sie es sind«, erwiderte Cardinal. Dunbar war neu im Dezernat, er war jung und das, was ihr Vorgesetzter »selbstmotiviert« zu nennen pflegte.
    Cardinal trat an ein rustikales Kiefernbüfett, auf dem jede Menge gerahmte Fotos standen, darunter auch ein Bild von einem Paar, das im Sommer vor dem Haus stand.
    »Die Frau auf dem Foto trägt einen einfachen Ehering, genau wie der Mann. Die beiden hier«, sagte Cardinal und zeigte auf die vier toten Hände, »sind ein wenig fleischiger, finden Sie

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