Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eismord

Eismord

Titel: Eismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
Vom Netzwerk:
nicht?«
    Dunbar kam näher und inspizierte die Hände. »Schließt aber nicht aus, dass sie es sind.«
    »Und dann die Haut der Frau. Diese Person hier ist erheblich jünger als die Frau auf dem Bild.« Er zeigte auf ihre Füße. »Der Mann trägt Schuhe. Wieso sie nicht?«
    »Hat sie an der Haustür ausgezogen«, sagte Delorme. »Sie trug teure Lederstiefel, er zweifarbige Halbschuhe. Ich würde sagen, das hier sind nicht die Leute, die zur Hintertür eingebrochen sind.«
    »Was meinst du, was seine Wingtips gekostet haben? Dreihundert? Mehr? Offensichtlich kein Polizist.«
    Der Gerichtsmediziner Dr. Beasley war in zehn Minuten fertig. Er schrieb etwas auf ein Formular, riss das oberste Blatt ab und reichte es Cardinal. »Vorläufiger Befund: Verbrechen. Sie werden alles brauchen, was Toronto zu bieten hat.«
    »Das war’s schon?«
    »Zum Todeseintritt kann ich Ihnen nur sagen, dass es mindestens acht Stunden, weniger als achtundvierzig Stunden her ist. Sie müssen sie auf einen Autopsietisch in Toronto legen, um den Zeitpunkt weiter eingrenzen zu können. Der Messerstich im Rücken erfolgte post mortem, das Trauma am Hals ebenfalls.«
    »So schnell hab ich noch keinen Gerichtsmediziner gehen sehen«, stellte Delorme fest, als er draußen war.
    »Wahrscheinlich hat ihm die Atmosphäre nicht behagt«, sagte Cardinal.
    Delorme wandte sich den Projektilen zu – vielleicht unbewusst, um den beiden entmenschlichten Gestalten den Rücken zukehren zu können. Hinter dem Mann steckte ein Geschoss in der Wand, ein anderes fand sich unter dem Büfett. Sie beschriftete Etiketten, die sie von den Technikern fotografieren ließ.
    Collingwood untersuchte die Leichen und befasste sich gerade wie ein Affe, der seinen Partner laust, mit den Pelzmänteln.
    Cardinal konzentrierte sich unterdessen auf den Tisch, um in der Art, wie er gedeckt war, irgendeinen Sinn zu erkennen. Drei Wodkagläser. Eine Flasche Stolichnaja.
    »Den Einschusswinkeln nach«, sagte Delorme, »sieht es so aus, als hätte jemand sie erschossen, der da drüben saß.« Sie zeigte auf einen Stuhl, der vom Tisch zurückgezogen war.
    »Bis jetzt wissen wir noch nicht mit Bestimmtheit, ob sie erschossen wurden«, sagte Cardinal. »Aber da das Übrige post mortem ist – sicher, spricht einiges dafür. Er schießt zuerst auf den Mann, möglicherweise direkt ins Gesicht, und das Projektil landet in der Wand hinter ihm. Dann schießt er auf die Frau, vielleicht in die Schläfe, die Kugel tritt hier aus und fällt auf den Boden. Dann greift er zur Axt.«
    Cardinal warf einen kurzen Blick durch das Wohnzimmer und stellte fest, dass es sauber und ordentlich war. Auf hochglanzpolierten Dielen lief er durch den Flur; bei jedem Schritt quietschten seine Gummischuhe und raschelte sein Overall. Zwei von den Schlafzimmern schienen nicht nur unberührt, sondern auch nur spärlich möbliert zu sein, als wären sie unbewohnt. Viele Häuser in der Gegend standen im Winter leer, weil die Eigentümer noch einen zweiten Wohnsitz in der Stadt besaßen. Er warf einen kurzen Blick ins Bad und zuletzt ins Elternschlafzimmer.
    Er stand, die Arme vor der Brust verschränkt, in der Tür. Bei einem Fenster war die ganze Scheibe eingeschlagen – von innen, nicht von außen, der Stuhl, der dazu gedient hatte, lag noch auf dem Boden. Keine weiteren Anzeichen von Gewalteinwirkung. Das Bett war gemacht, doch als Cardinal die Tagesdecke an einer Ecke hochhob, fand er darunter nur einen Matratzenschoner. Der begehbare Kleiderschrank war praktisch leer, ebenso die Schubladen der Kommode. Nirgendwo ein Koffer.
    Cardinal trat ans Fenster und sah hinaus. Arsenault hatte so viele Scheinwerfer aufgestellt, dass die Szene an ein Filmset erinnerte. Er beugte sich über irgendeinen Gegenstand.
    Cardinal fragte ihn, wie es lief. Arsenault stand auf. »Großartig. Ich mache gerade Abdrücke von den Spuren, bevor sie schmelzen.«
    »Verraten Sie mir schon die Kurzversion?«
    Arsenault deutete auf zwei Fährten, die vom See heraufkamen. »Die sind von den beiden Jungen. Die Abdrücke direkt am Haus – zumindest bis zur Gartentür – sind größtenteils von uns. Ich wette, alle übrigen sind tatrelevant. Dieses Fenster, an dem Sie gerade stehen – jemand ist da rausgeklettert und ziemlich hart aufgeschlagen. Hat sich außerdem übel geschnitten – die linke Hand hat geblutet, und auch das Knie. Ziemlich kleine Person. Ist hier entlang weggelaufen und dann da drüben wieder

Weitere Kostenlose Bücher