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Eismord

Eismord

Titel: Eismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Möglichkeit aus.
    Der Lehrer, Raffi March, ging von einem Studenten zum anderen. Sam brauchte immer eine Weile, bis sie sich darüber im Klaren war, was sie von einer Zeichnung hielt, doch Raffi wusste es immer sofort. Er war ein begeisterter Lehrer mit einer grenzenlosen Zuneigung zu jungen Künstlern und bei weitem der schwulste Mensch, den die meisten Studenten je gesehen hatten. Vor allem die Jungen ergingen sich endlos darin, seine exaltierte Sprechweise nachzuahmen.
    »Ts-ts-ts, Miss Doucette. Ts-ts-ts. Das hier ist kein Illustrationskurs. Wir sind hier nicht bei Comics ’R’ Us. Wir sind hier, um zu zeichnen, zeichnen, zeichnen.«
    »Ich zeichne doch.«
    »Sie illustrieren.« Er zeigte mit einem bleistiftverschmierten Finger auf ihre Arbeit. »Scharf konturierte Schatten und einfache Linien passen auf ein Poster oder in ein Comicheft, aber Sie entwickeln nicht Ihre subtileren Fähigkeiten mit Licht und Schatten – und Sie müssen, müssen,
müssen
lernen, den Stift zarter zu führen. Sonst werden Sie nie die Feinheiten im Ausdruck einfangen.«
    »Kann man das nicht am besten mit der Kamera?«
    »Das überhöre ich jetzt einfach mal.« Damit drehte er sich zum gesamten Kurs um und breitete theatralisch die Arme aus, wie er es immer tat, wenn er eine Erklärung abzugeben hatte. »Das hier sind die schönen Künste, Leute. Feingefühl hat noch keinem geschadet. Zart heißt nicht langweilig! Traut euch, zart zu sein!«
    »Und wenn ich nun kein zartfühlender Mensch bin?«
    »Na ja, dann könnten Sie sich an Malkreide und Marker halten.«
    »Im Ernst? Darf ich?«
    Raffi legte die Hände vors Gesicht und weinte mit einer Inbrunst, dass der ganze Kurs lachen musste. Nur das Modell blieb stumm und reglos hinter dem Wasserfall ihrer blonden Haare sitzen.
     
    Das
Highlands Ski Lodge
befand sich kurz hinter der Stadtgrenze unweit des Highway 11. Es war das neueste Hotel in Algonquin Bay und bei weitem das teuerste. Vom Highway aus konnte man es nicht sehen. Um hinzukommen, musste man eine kurvige Straße bis zum Kamm des Highland Ridge hinauffahren, einem Ausläufer des Kanadischen Schilds, der im Norden bis zum Trout Lake hinabreichte und im Süden einen atemberaubenden Blick über den Lake Nipissing eröffnete. Die Lobby bot mit ihren hohen Decken, ihrer Zedernholzvertäfelung und dem roten Teppichboden einen prächtigen Anblick. Cardinal und Delorme stellten sich dem hübschen First-Nations-Mädchen an der Rezeption vor und warteten dort auf den Direktor. Nach einer ganzen Weile erschien ein viel zu junger Mann in einem tristen dunklen Anzug, der gut zu einem zwanzig Jahre älteren Menschen gepasst hätte. Er hieß David Dee und roch stark nach Mundwasser.
    »Mr. Dee, wir müssten in Ihre Registrierungsunterlagen der letzten Woche Einblick nehmen.«
    »Darf ich fragen, wozu?«
    »Wir gehen einer Vermisstenanzeige nach.«
    »Unter welchem Namen?«
    »Bastov. Lev und Irena.« Dee trat an einen Computer hinter der Theke und tippte ein paar Buchstaben ein. Mit der rechten Hand bewegte er ein paar Mal die Maus und drehte am Scroll-Rad.
    »Wann haben die eingecheckt … mal sehen … am Mittwoch.«
    »Sie haben im Rahmen der Pelzauktion gebucht, richtig?«
    »Richtig. Sie haben einen Nachlass bekommen, obwohl sie unsere teuerste Suite gebucht haben.«
    »Und haben sie sich abgemeldet?«
    »Nein.« Mr. Dee blickte stirnrunzelnd auf den Bildschirm, den er von oben bis unten musterte.
    »Darf ich bitte mal den Bildschirm sehen?«
    Mr. Dee drehte den Monitor herum. Da er sich nicht um hundertachtzig Grad drehen ließ, musste sich Cardinal über die Theke beugen, um etwas zu sehen. Es fehlten Einträge zu einem Fahrzeugkennzeichen; oft gab auch er das nicht an, wenn er in einem Hotel eincheckte. »Hier ist eine Notiz. Sie haben für Freitagmorgen den Zimmerservice bestellt, Frühstück für zwei, aber als es gebracht wurde, hat niemand geöffnet?«
    Mr. Dee manövrierte den Bildschirm wieder in seine Richtung. »Ja, das stimmt. Der Leiter des Zimmerservice hat es diesem Zimmer in Rechnung gestellt und einen Vermerk in der Gästedatei gemacht.«
    »Mr. Dee, wir müssen das Zimmer der beiden durchsuchen, und zwar unverzüglich.«
    »Haben Sie einen Durchsuchungsbeschluss?«
    »Nein, aber wir haben Grund zu der Annahme …«
    »Ich denke, Sie wissen, dass das nicht geht. Wir können nicht ohne Durchsuchungsbeschluss Zimmer von Gästen durchsuchen lassen. Solange Gäste hier registriert sind, ist das Highlands ihr

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