Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eismord

Eismord

Titel: Eismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
Vom Netzwerk:
unangemessene Bemerkung, dass ich sie lieber unkommentiert lasse.«
    »Ich weiß. Das ist die hohe Schule von McLeod.«
    Draußen sogen sie in vollen Zügen die kalte Luft ein – die im Vergleich zum Leichenschauhaus sogar in Toronto erfrischend sein konnte – und bogen um die Ecke zum Institut für Rechtsmedizin.
    »Ich hab nichts für Sie.« So viel von Cornelius Venn, einem dürren kleinen Storch in seinem charakteristischen kehligen Quengelton, als steckte ihm eine Flasche im Hals. »Wenn ich was für Sie hätte, dann hätte ich mich vorschriftsgemäß telefonisch bei Ihnen gemeldet.«
    Was hatte dieser Venn bloß? Jedes Mal gab er einem das Gefühl, als hätte man sich ihm gegenüber eine Ungeheuerlichkeit herausgenommen und die zuständige Behörde hätte sie nicht angemessen geahndet. Delorme bemühte sich um buddhistische Gelassenheit – um dem Impuls zu widerstehen und ihm eine Ohrfeige zu geben. »Könnten Sie uns einfach nur sagen, was Sie bis jetzt haben?«
    »Bis jetzt steht nur fest, dass die Köpfe mit einer beschwerten Klinge abgeschlagen wurden. Einer Axt oder einem axtähnlichen Gegenstand.«
    Cardinal lachte. Venn strafte ihn dafür mit einem vernichtenden Blick.
    »Ein bisschen mehr müssen Sie uns doch sagen können«, hakte Delorme nach. »Sie haben Fotos von den Wunden. Was sehen Sie unter dem Mikroskop?«
    »Detective, ist Ihnen Crown versus Toft in New Brunswick geläufig?«
    »Nein, Mr. Venn, im Fallrecht von New Brunswick bin ich nicht bewandert.«
    »Würde ich Ihnen aber ans Herz legen. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Rudiger Toft vor fünf Jahren einen Mann erstochen hat – dabei stützte sich das Urteil im Wesentlichen auf die Indizien der Werkzeugspuren. Das Kammergericht kippte das Urteil, weil der sogenannte Experte bezeugt hatte, die fragliche Verletzung stamme von einem bestimmten Messer – das heißt, einem bestimmten Messer
unter Ausschluss aller anderen,
wie es im Gesetzbuch steht. Was seine Fachkenntnisse deutlich überforderte. Und wenn Sie glauben, ich wollte mich auf dasselbe dünne Eis begeben wie dieser Mann, haben Sie sich geirrt.«
    »Sie sollen doch nichts beschwören. Ich bitte Sie nur, uns zu sagen, was Sie haben.«
    »Ich werde nichts Brauchbares finden, bis Sie mir die konkrete Tatwaffe vorlegen und ich sie mit den Wunden abgleichen kann. Immerhin kann ich Ihnen sagen, dass beide Enthauptungen mit derselben Klinge durchgeführt wurden. Und dass es sich dabei ganz offensichtlich nicht um das Messer im Rücken des Mannes handelt.«
    »Na also, Cornelius, Sie haben ja doch was für uns, Sie sollten Ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen. Und wie genau sind Sie zu diesem Schluss gekommen?«
    »Im geschädigten Gewebe sind Quetschungen zu erkennen, die nur durch das Gewicht einer Axt oder etwas Vergleichbarem entstehen. Die Streifenbildung im Halsknorpel ist ebenfalls in beiden Fällen identisch, dagegen gänzlich anders als die Prüfkennnzeichen mit dem Messer.«
    »Und was ist mit diesem Messer?«
    »Es handelt sich um ein Jagdmesser des Fabrikats Bark River Upland. Kaum benutzt, würde ich sagen. Stehende Klinge, also kein Klappmesser im sogenannten Pelzhändlerstil.«
    »Eher etwas, das ein Trapper benutzen würde?«
    »Wir sollten uns vor übereilten Schlüssen hüten. Ja, dieser Typ Messer gehört zum einen zur militärischen Ausrüstung und zum anderen zur Großwildhäutung. Allerdings kommt hinzu, dass es teuer ist und dass es sich auch bei Überlebenstrainern großer Beliebtheit erfreut. Die meisten Trapper würden sich wohl heutzutage eher ein Drop-Point-Jagdmesser zulegen.«
    »Demnach könnte es vielleicht auf einen älteren Mann hinweisen?«
    »Schon wieder diese vorschnellen Schlüsse, Detective. Ich bleibe lieber auf dem Boden der Tatsachen, wenn’s gestattet ist.«
    »Detective Cardinal, hatten Sie noch Fragen an Mr. Venn?«
    »Wo denken Sie hin!«
    »Okay. Nun, schätze, ich hab dann nur noch eine letzte.«
    »Tatsächlich?«, sagte Venn. »Wie angenehm.«
    »Haben Sie schon mal daran gedacht, Antidepressiva zu nehmen? Zoloft? Prozac? Könnte Ihnen das Leben wirklich leichter machen.«
    »Vielleicht haben Sie schon mal davon gehört, Detective Delorme, dass diese Mittel Störungen der Sexualfunktion mit sich bringen können.«
    Delorme musste das Weite suchen, bevor er noch ein Wort sagte. Sie sah auf die Uhr und murmelte, sie müssten ihren Flieger bekommen.
    »Gut, endlich da rauszukommen«, sagte Cardinal, als sie wieder auf

Weitere Kostenlose Bücher