Eismord
haben.«
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15
C ardinal und Delorme fuhren genau in dem Moment bei Carnwright-Immobilien vor, als Randall Wishart in seinen Wagen stieg.
»Mr. Wishart«, sagte Cardinal, »keine Bewegung, wenn ich bitten dürfte.«
Wishart schien verärgert, bis er merkte, mit wem er es zu tun hatte, und ein Lächeln auflegte. »Detective, was kann ich für Sie tun?«
»Als Erstes könnten Sie vielleicht schon mal aufhören, mich zu verscheißern.«
Das Lächeln verflog. Er blickte von Cardinal zu Delorme und wieder zu Cardinal. »Ich versteh nicht ganz.«
Cardinal öffnete die hintere Tür des nicht gekennzeichneten Fahrzeugs. »Wir können es natürlich auch gleich hier in Ihrem Büro hinter uns bringen – vielleicht Ihren Schwiegervater dazubitten? Oder vielleicht im Büro Ihrer Frau? Wäre Ihnen das lieber?«
»Hey, ich verdiene mein Geld damit, Häuser zu verkaufen. Ich bringe keine Leute um.«
»Steigen Sie einfach nur ein.«
Unterwegs rief Wishart einen Anwalt an.
Dick Nolan war bei der Kripo als Dr. No bekannt, da er sich, wenn er irgendwie konnte, grundsätzlich allem und jedem verweigerte, erst recht allem, was sich auch nur im Entferntesten für seine Mandanten als nachteilig erweisen mochte, zu denen nunmehr auch Randall Wishart zählte. Er kam mit wehendem Burberry-Mantel, die rote, getupfte Krawatte wie eine Flagge über der Schulter flatternd, und einem grauen Haarflaum, der ihm wie eine Pusteblume vom Kopf abstand, direkt aus dem Gerichtssaal zum Polizeirevier. Sein Gesicht war nicht etwa von der Kälte gerötet, sondern von einer Empörung, die, soweit sich Cardinal entsann, bei ihm ein Dauerzustand war.
Nolan stürmte in das Vernehmungszimmer, in dem Wishart bereits wartete, und knallte die Tür hinter sich zu. Sekunden später waren seine ungläubigen Ausrufe bis in den hintersten Winkel des Flurs zu hören.
Cardinal räumte ihnen fünfzehn Minuten ein. Als er sich schließlich zusammen mit Delorme Wishart und seinem Rechtsbeistand gegenübersetzte, fragte er, ob sie etwas dagegen hätten, wenn die Befragung mitgeschnitten würde.
»Kein Band«, sagte Nolan. »Wieso haben Sie meinen Mandanten gegen seinen Willen hierhergebracht?«
»Wir glauben, dass er im Zusammenhang mit unseren Ermittlungen in einem Doppelmord über Informationen verfügt«, sagte Cardinal. »Wir sind gesetzlich dazu verpflichtet, ihn zu befragen. Bitte, klären Sie das mit Ihrem Mandanten, aber ich glaube, dass er lieber hier mit uns redet als in seinem Büro oder zu Hause.«
»Sie setzen ohne Grund seinen guten Ruf und seinen Seelenfrieden aufs Spiel, ganz zu schweigen davon, dass Sie seine Privatsphäre verletzen.«
»Wie Sie wollen.« Cardinal klappte sein Notizbuch zu und stand auf. »Wenn Mr. Wishart nicht heute mit uns sprechen will, reden wir ein andermal mit ihm.«
»Moment. Warten Sie«, sagte Wishart. Er beugte sich zu seinem Anwalt und flüsterte ihm etwas zu.
»Wir sind bereit, in begrenztem Umfang Auskunft zu erteilen.«
Cardinal klappte sein Notizbuch wieder auf. »Mr. Wishart, Sie haben mir gegenüber angegeben, seit einigen Wochen nicht mehr draußen am Anwesen der Schumachers gewesen zu sein.«
»Jemand ist in das Haus eingebrochen. Die Hintertür war aufgestemmt«, sagte Nolan. »Mein Mandant hat, wie Ihnen sehr wohl bekannt ist, einen Schlüssel. Wieso sollte er wohl dort einbrechen?«
»Damit es nach jemandem aussieht, der keinen Schlüssel hat«, schlug Delorme vor.
»Sie waren am Donnerstag dort«, stellte Cardinal fest. »Dem Tag, an dem die Bastovs ermordet wurden.«
»Verfügen Sie über irgendwelche Beweise, aus denen seine Anwesenheit dort hervorgeht? Vielleicht ein Video von einer Überwachungskamera? Einen Zeugen?«
»Wir haben Reifenprofile, die sich mit denen an seinem Wagen decken. Wir haben Fingerabdrücke am Verkaufsschild. Und am Bett im Elternschlafzimmer.«
»Abdrücke, die Sie – bitte schön – mit denen meines Mandanten abgeglichen haben? Er hat kein Vorstrafenregister. Er hat nie in der Armee gedient. Er ist nie in ein Fahndungsraster geraten. Wie kommen Sie also an seine Fingerabdrücke?«
Cardinal faltete die Hände auf dem Tisch und musterte seine Daumen. »Mr. Nolan, wie unkooperativ soll Ihr Mandant eigentlich dastehen? Alle, die in jüngerer Zeit bei den Schumachers gewesen sind, wurden gebeten, sich die Abdrücke abnehmen zu lassen. Er hat es vorgezogen, dem nicht nachzukommen. Raten Sie ihm, bei dieser Haltung zu bleiben? Sie wissen, wo das
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