Eismord
Kontakte zum organisierten Verbrechen haben könnten. Oder dass sie vielleicht Opfer der Mafia sind.«
»Tatsächlich? In den anderen Fällen gibt es nichts dergleichen. Ich kann die Bastovs mal durch unsere Datenbank schicken. Wäre das eventuell nützlich für Sie?«
»Sehr«, sagte Cardinal. »Erzählen Sie mir mehr über die Opfer.«
»Wie gesagt, Begelman war ein ehemaliger Bergdorf’s-Manager. Die Frau war Innenarchitektin, die Tochter Schülerin am Lycée. Sie hatten auch einen Sohn, der zu der Zeit am College war und überlebte. Kein Verdächtiger. Die Familie aus Westchester – der Mann hat im Finanzsektor gearbeitet. Risikokapital. Die Frau war Buchprüferin, der fünfzehnjährige Sohn war in der sechsten Klasse an der Highschool.«
»Anzeichen von Diebstahl?«, fragte McLeod. »Sonstiges Motiv?«
»Kein offensichtliches. Kein Raubüberfall.«
»Wo so viele Köpfe rollen – wurde ein terroristischer Hintergrund ins Auge gefasst?«
»Nein, nicht ernsthaft. Erstens wiesen diese Morde keines der üblichen Merkmale auf – kein Krummsäbel, kein Video, keine Tirade gegen den großen Satan und dergleichen. Terroristen hängen ihre Verbrechen an die große
Glocke.
Terroristen wollen, dass Sie
wissen,
wer es gewesen ist. Antisemitismus wäre möglich. Die Begelmans waren keine praktizierenden Juden, haben aber Israel im großen Stil unterstützt. Daher, nein, der Heimatschutz war nicht sonderlich interessiert. Und ich muss Ihnen gestehen, dass unsere Dienststelle die Übereinstimmungen nicht so ernst nimmt, jedenfalls nicht so wie ich. Sie haben diesen Fall bereitwillig dem Morddezernat New York überlassen. Die Jungs sind gut, aber wenn solche Fälle Bundesstaaten oder gar Landesgrenzen überschreiten, verfügen sie nicht über dieselben Ressourcen wie wir. Außerdem muss ich Ihnen fairerweise sagen, dass auch das New York Police Department nicht mit von der Partie ist – ich steh hier also mehr oder weniger allein auf weiter Flur. Ich hoffe, ich mache Ihnen nicht zu viele Unannehmlichkeiten.«
»Aber nein«, sagte McLeod, »ein bisschen Abwechslung können wir gut gebrauchen.«
»Detective Cardinal?«
»Solange Sie nicht weiter an Tatorten herumspazieren. Ich lege Wert darauf, dass hier
eine
und nicht zwei Ermittlungen laufen.«
»Selbstverständlich«, sagte Mendelsohn. »Mein
Ehrenwort.
Sobald meine Kleider trocken sind, stehe ich Ihnen zur Verfügung.«
Lise Delorme saß in ihrer Bürokabine und schrieb überfällige Berichte, als ihr Handy zwitschernd eine SMS meldete. Sie kam von Shane.
Lise – tut mir leid, dir das zu simsen, aber ich bin die ganze Woche im Gericht –
Lise, ich mag dich wkl. sehr. Du bist ein toller Mensch und ich bin gern mit dir zus. aber …
»Ach du Scheiße«, sagte Delorme, während sie das winzige Display herunterscrollte.
Hatte schon länger Gefühl dass unsere Bzg. auf Stelle tritt. Bitte nicht falsch verstehen als Kritik – der
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= toll, du b = toll, glaube nur, sollten uns nicht mehr sehen – hoffe wir können Freunde sein + du rufst mich an, wenn du dich ok fühlst.
Fall dran – muss los Shane.
Delorme drückte auf die Schnellwahl. Es klingelte zwei Mal und schaltete auf Mailbox um. Sie duckte sich tief in ihre Kabine, damit niemand mithören konnte. »Der Grund dafür, dass unsere Beziehung auf der Stelle tritt«, sagte sie ins Handy, »ist, dass du dich nicht entwickelst – DU . Also wirklich, Shane, was für ein Dreijähriger macht per SMS mit jemandem Schluss? Und nur zu deiner Information: Der Sex ist N-I-C-H-T toll, du bist auch nicht toll, und mir geht’s ausgezeichnet. Also VERPISS DICH .«
»Vielleicht komm ich später noch mal vorbei.«
Delorme wirbelte herum.
Jerry Commanda stand in dem Parka der Provinzpolizei Ontario hinter ihr. Es war zehn Jahre her, dass er zur Provinzpolizei gewechselt hatte, doch an der Rezeption ließ man ihn immer noch ungehindert durchsegeln, als gehörte er noch dazu.
»Was, zum Teufel, wollen Sie denn hier?«, fragte Delorme. »Sie wissen doch, dass man mir nach einem langen Arbeitstag besser aus dem Weg geht.«
»Klang mir eher danach, dass man Ihnen heute besser für den Rest des Tages aus dem Weg geht.«
Delorme sah auf die Uhr. »Müssten Sie nicht eigentlich da draußen sein und Temposünder bestrafen?«
»Wollte Ihnen nur wegen einer Sache Bescheid geben. Alles in Ordnung bei Ihnen? Sie sehen ein bisschen blass aus.«
»Problem mit einem Anwalt. Setzen Sie sich – Sie
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